laut.de-Kritik
Raue Schale, belangloser Kern.
Review von Ulf KubankeNach ein paar zumindest vielversprechenden Alben zu Beginn der Karriere liefern Lacuna Coil auf den letzten Veröffentlichungen höchstens verkitschtes Genrefutter auf Mittelmaß-Niveau. Für "Delirium" kündigt das Kernduo Scabbia/Ferro eine Abkehr von Kompromissen und Mainstream an. Ob das klappt?
Nach erneuten Umbesetzungen des Teams spürt man zunächst frischen Metalwind als offenkundigste Änderung. Härter? Ja! Schneller? Ja! Weiter? Nein, leider nicht! Doch zunächst zum Positiven.
Die raue Schale steht den Tracks recht gut. Das liegt auch daran, dass alle Beteiligten rein handwerklich keinerlei Angriffsfläche bieten. Vocals, Instrumente und die straighte Produktion Marco Coti Zelatis greifen nahtlos ineinander und verschmelzen zum derben Ausdruck. Ein Grundton, der im Vergleich zum Kajalschwenker früherer Tage keine Gefangenen macht. Der bei Fans geschätzte Beauty & The Beast-Kontrast liegt als konstanter Blickfang im Schaufenster. Anspieltipp hierzu: "Blood, Tears, Dust".
Gleichwohl erheben sich die elf Lieder nur selten aus dem bleiern-breiigen Mittelfeld Hunderter Gothmetal-Acts, die man auch nach dem x-ten Hördurchgang sofort wieder vergisst. Lacuna Coils Schwäche liegt seit langem in der Unfähigkeit, wirklich packendes Songwriting zu bieten. "Downfall" steht exemplarisch für diese Achillesferse: schick aufgehübschtes Arrangement mit knorke Gitarrensolo, aber letzten Endes nur eine weitere Allerweltsmelodie aus der schablonesken Genre-Truhe. Alles nicht wirklich mies, aber in letzter Konsequenz belanglos.
So plätschert die Scheibe als metallische Dutzendware vor sich hin. Ausreißer nach oben bilden höchstens das etwas weniger strereotype "You Love Me 'Cause I Hate You" und der fette Opener "House Of Shame". Alles in allem ist das jedoch viel zu wenig, um dem darbenden Gothmetal die dringend benötigten Impulse zu geben.
4 Kommentare mit einer Antwort
Welcher Vollpfosten von Leser aka beleidigte Leberwurst zieht hier die 5/5? Da hat der Herr Kubanke nämlich definitiv recht: Völlig belanglos und stereotyp. Klingt leider sehr amerikanisch corig.
Mal eine rethorische Frage die so richtig Sinn macht? Ja "beleidigte Leberwurst" schreib ich auch ganz gern, hat was lyrisches und allein die Vorstellung des Gesichtes der Leberwurst. Man möchte es direkt auf eine Stulle schmieren.
3/5 für ein Album, dass nicht wirklich schlecht ist, dass aber auch keine riesigen Begeisterungsstürme auslösen wird. Kann man hören, aber muss man nicht ... die Band hat schließlich weitaus Besseres Material im Gepäck.
Mama Christina und ihre Herren enttäuschen seit der Anbiederung an den amerikanischen Metalmarkt leider auch immer mehr, aber live dürften sie wiederum wenigstens wieder überzeugen. Unleashed Memories und Comalies reichen hier im Grunde für mich.
Bis dato ihr bestes Werk - 5/5. Mit der beste Beweis, das Bands nicht zwingend mainstreamiger und angepasster werden müssen. Das Album wird immer einen Platz in meinem Herzen haben