laut.de-Kritik

Von den Vorlagen bleibt nicht viel übrig.

Review von

Da sich Linkin Park kurz nach ihrem übermäßig erfolgreichem Debüt bereits zum Remix-Album "Reanimation" hinreißen ließen und ihre Hits durch den Reißwolf jagten, war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis dies wieder geschieht. Anno 2013 nehmen sich nun renommierte Produzenten, DJs und Rapper die einschläfernden Träller-Schnulzen von "Living Things" vor, um ihnen ihren Stempel aufzudrücken.

Im Gegensatz zum ersten Remix-Album flossen bereits bei den Originalversionen massiv Synthie-Elemente ein, so dass dieses Mal vermehrt Dubstep- und andere Elektro-Einflüsse den Takt der fünfzehn Neuinterpretationen diktieren. Wie schief eine Zusammenarbeit als Metal-Band mit Künstlern aus dem elektronischen Bereich laufen kann, haben bereits Korn mit "The Path Of Totality" bewiesen. Die Kreuzung der beiden kontrastreichen Genres führt auch im Fall von "Recharged" zu Kopfschütteln.

Wer in den vergangenen Wochen fleißig das bandeigene Social Game "LP Recharge" zockte, konnte sich dort den Song "A Light That Never Comes" freispielen. Zusammen mit dem House-DJ Steve Aoki produzierten Linkin Park den einzigen neuen Titel, dem man anhand sauber abgestimmter Beats zu Chesters Gesang und Mikes Rap-Künsten seine Eigenständigkeit anmerkt. Es folgt ein wilder Mix aus zahlreichen Musikgenres mit bekanntem Material.

"Lost In The Echo (KillSonic Remix)" und "Lies Greed Misery (Dirtyphonics Remix)" unterlegen nervige Dub-Beats und irrsinniges Synthie-Gedudel und beinhalten bis auf die Gesangsspuren nichts mehr vom ursprünglichen Songgerüst. Dagegen steht "Victimized M. Shinoda Remix" sein neues Gewand, das aus trashigen 90er Jahre Techno-Geschrammel besteht, ausgesprochen gut und unterhält gelegentlich mit Drum'n'Bass-Einlagen. Nach drei Minuten ist die Schmerzgrenze aber erreicht. Es folgen einige ruhigere, dafür genauso anstrengende Remix-Versionen.

Bei "Powerless (Enferno Remix) nimmt die BPM-Skala zwar deutlich ab, dennoch bleiben lediglich Trance-Sphären und minimalistische Melodien übrig, die sich allerhöchstens als neue Handy-Klingeltöne eignen. Anstatt kluge Neustrukturierungen vorzunehmen oder interessante Ansätze von bestehendem Songmaterial fortzuführen, drängen sich die Remixer mit ihrem Stil größtenteils zu stark in den Vordergrund, so dass der geduldige Hörer von den Vorlagen nicht mehr viel wiedererkennt.

Zumindest haben einige Rapper, darunter Pusha T, Cody B. Ware oder Ryu, kreative Ideen und steuern eigene Textzeilen in "I'll Be Gone (Vice Remix feat. Pusha T)" und "Skin To Bone (Nick Catchdubs Remix feat. Cody B. Ware and Ryu)" bei. So treten die Originalmelodien zwar in den Hintergrund, doch die neuen Einlagen klingen unterhaltsam, während die ursprünglichen Versionen ständig präsent bleiben. Genauso ausgefeilt und frisch ertönt "Until It Breaks (Money Mark Headphone Remix)" mit seinen lässigen Mundharmonika-Einsprengseln und dem beruhigenden Gospel-Gesang, der dem erhitzten Gemüt Abkühlung verspricht.

Obwohl die Neuinterpretationen insgesamt energischer und abwechslungsreicher aus den Boxen knallen, nervt der Einsatz von Synthesizern und elektronischen Beats nach kurzer Zeit. Selbst Dauerbrenner wie "Burn It Down" im Remix von Tom Swoon oder Paul Van Dyk erstehen so nicht wieder auf.

Trackliste

  1. 1. A Light That Never Comes (Linkin Park x Steve Aoki)
  2. 2. Castle Of Glass (M. Shinoda Remix)
  3. 3. Lost In The Echo (KillSonik Remix)
  4. 4. Victimized (M. Shinoda Remix)
  5. 5. I'll Be Gone (Vice Remix feat. Pusha T)
  6. 6. Lies Greed Misery (Dirtyphonics Remix)
  7. 7. Roads Untraveled (Rad Omen Remix feat. Bun B)
  8. 8. Powerless (Enferno Remix)
  9. 9. Burn It Down (Tom Swoon Remix)
  10. 10. Until It Breaks (Datsik Remix)
  11. 11. Skin To Bone (Nick Catchdubs Remix feat. Cody B. Ware and Ryu)
  12. 12. I'll Be Gone (Schoolboy Remix)
  13. 13. Until It Breaks (Money Mark Headphone Remix)
  14. 14. A Light That Never Comes (Rick Rubin Reboot)
  15. 15. Burn It Down (Paul Van Dyk Remix)

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