laut.de-Kritik
Die Crossover-Veteranen heißen den Blues willkommen.
Review von Kai ButterweckWer Anfang der Neunziger dem Crossover-Hype verfiel, der hatte auch die Band Living Colour auf dem Zettel. Knapp dreißig Jahre nach ihrem Grammy-Hit "Cult Of Personality" sind die Mannen um Saitenhexer Vernon Reid immer noch am Start. Und zwar im Windschatten von Blues-Legenden wie Robert Johnson und Buddy Miles.
Sage und schreibe fünf Jahre lang tüftelten Living Colour gemeinsam mit ihrem Produzenten Andre Betts am Nachfolger von "The Chair In The Doorway". Das Ergebnis ist ein mitreißendes Feuerwerk aus altbewährten Funk-Grooves, röhrigen Riffs und detailverliebt arrangierten Delta-Vibes.
Stampfendem Hardrock-Blues, garniert mit oszillierenden Orgel-Sounds und kraftvollen Bläsern ("Preachin' Blues", "Who's That") stehen kultige Erinnerungen aus dem Jahr 1988 gegenüber ("Program"). Psychedelischer Hinterhof-Dream-Pop ("Always Wrong") misst sich mit lupenreinem Crossover ("Who Shot Ya"). Und dazwischen tummeln sich energiegeladener Alternative-Rock ("Freedom Of Expression"), Acid Funk ("Two Sides") und düsterer Metal-Punkrock („Glass Teeth“). Living Colour schießen auch im 34. Bandjahr aus allen Rohren.
Vernon Reids Gitarrensound rattert und knattert wie eh und je. Kratzend und blechernd schickt der Virtuose seine Riffs und Licks auf Reisen, während Drummer Will Calhoun im Background auf seine Felle drischt, als gäbe es kein Morgen. Auch Frontmann Corey Glover hat in über drei Jahrzehnten Businesszugehörigkeit nichts an Energie und Rotz eingebüßt. Rappen, singen, röhren, schreien: Corey hat noch alles drauf.
Abseits trendiger Routen ziehen Living Colour unbeirrt ihren Stiefel durch. Mit dem Blues im Handgepäck und der altgedienten Melange aus Metal, Rock, Funk und vertracktem Pop in den Koffern begeben sich die New Yorker erneut auf große Reise. Das Ziel: Die Ohren all jener, die auf zeitlose Crossover-Kunst à la "The Real Thing" und "Mother's Milk" stehen. Und davon gibt es hoffentlich noch genug da draußen.
1 Kommentar
living colour....eine bank.