laut.de-Kritik
Heimspiel für den 'Offebäsche'.
Review von Dani FrommWussten Sie, dass Heinz Schenk gar kein Hesse ist? Aber Mark Medlock, der ist einer. Genauer gesagt: Er ist Offebäsche. Der Auftritt, den er im Rahmen seiner "Dreamcatcher"-Tour in der Stadthalle zu Offenbach absolvierte, darf also getrost als Heimspiel verbucht werden. Frenetische "Jetzt geht's los!"-Chöre unüberhörbar in der Mehrzahl weiblicher Fans heißen neben Medlock und Band auch den Zuschauer zu Hause willkommen - und dann geht's tatsächlich schon los.
Um falschen Hoffnungen gleich entgegen zu wirken: Der DSDS-Gewinner vom Vorjahr fährt weder eine ausgefuchste Bühnenshow auf, noch setzt er auf schillernde Outfits oder Tanzeinlagen. Ein bisschen buntes Licht, und gut is'. Auf technische Effekte und halbwegs spannende Kameraführung verzichtet man gleich mit. In Jeans, abgewetzter Weste und Mütze schmachtet sich Mark Medlock komplett statisch durch sein Programm. Nö, eine Rampensau ist das nicht. Er versteht sich als Sänger. Nicht mehr, nicht weniger.
Keineswegs werde ich mich ein viertes Mal dazu hinreißen lassen, mich über zvergeudetes Gesangstalent zu simpelst auf ein Massenpublikum gestrickter, tausendfach gehörter Bohlen-Pop-Grütze, dümmlichen Texten und schauderhaftem Analphabetenenglisch zu echauffieren. Das habe ich an anderer Stelle bereits ausgiebig getan, und es führt zu nix. Bobbelsche liebt Dietersche. So lange diese Allianz besteht, lasse ich für Mark Medlock jede musikalische Hoffnung fahren.
Sein "Live Concert" erweist sich aus mehreren Gründen dennoch etwas leichter zu ertragen als die vorangegangenen CDs. Zum einen streut Mark zu eigenen Titeln aus seinen beiden voran gegangenen Alben diverse Klassiker ein, die willkommene Abwechslung bieten. Neben Bill Withers' "Ain't No Sunshine" interpretiert er "Stand By Me" von Ben E. King, Otis Reddings "Sitting On The Dock Of The Bay", das gute alte "My Girl", Kool & The Gangs "Fresh" sowie, mit rührender Widmung an die verstorbene Frau Mama, Louis Armstrongs "Wonderful World".
Selbstverständlich fehlt auch seine Version von "Easy" nicht, mit dem Medlock mir bereits während des Casting-Zirkus' von "Deutschland sucht den Superstar" das Herz brach. So wie Tupac Shakur einst für "Dear Mama", seine Huldigung an die Mütter in den Ghettos dieser Welt, reichlich Wohlwollen entgegen schlug, hat sich Mark Medlock mit "Easy" bei mir einen dicken Stein ins Brett geschnulzt. Lionel Richie dürfte ebenfalls wenig zu meckern haben.
Zum anderen tönen selbst die Titel, die Bohlen'scher Feder entstammen, von solide werkelnden Musikern auf eine Bühne gestellt wesentlich weniger steril als aus der Konserve. Irgendetwas ist anders, und alles, das anders ist, ist gut. "You Can Get It" in einer angeswingten Version ... Warum nicht? Das wesentlich langweiligere nachgeschobene Original hätte man sich meines Erachtens problemlos schenken können.
An "Love Is Beautiful", das sich begeisterte Fans als Zugabe erklatschen, als hätten sie sämtlich ein 14-tägiges Bootcamp im Musikantenstadel durchlaufen, rüttelt allerdings auch die Live-Fassung nichts: Man sollte Bohlen per Dekret untersagen, mit welcher Absicht auch immer Hand an Reggae-Rhythmen zu legen. Es schmerzt.
Letztlich macht die sichtliche Freude Medlocks darüber, wieder nach Hause zu kommen - noch dazu im Triumphzug! - einfach Spaß. Nach anfänglicher Nervosität groovt sich der Offenbacher doch ordentlich ein. Seine "Dreggsägg und Arschgeigen" stehen bestimmt auch drauf, am laufenden Meter als solche tituliert zu werden.
Der Übermut, den Medlock insbesondere im als Bonus-Material mitgelieferten Backstage-Report an den Tag legt, wirkt sympathisch echt und ungekünstelt. Er gestattet Einblicke hinter die Kulissen der Show, stellt Crew-Mitglieder, Familie, Freunde und sein Merchandise-Artikel-Sortiment vor und lässt sich im Kontakt mit Fans sowie, wie ein Boxer, bei seinem Weg von der Garderobe auf die Bühne begleiten.
Die 15-minütige Dokumentation gerät um Welten aufschlussreicher als das ebenfalls beigepackte, miserabel geführte Interview, für das die Reihenfolge der Fragen ausgewürfelt worden sein muss. Anderenfalls ergäbe es noch weniger Sinn. Für Fans, die dabei waren, bietet Medlocks "Live In Offenbach"-DVD eine nette Erinnerung. Für alle, die hingehen wollten, mag ein einzelner Durchlauf interessant sein. Dem Rest der Welt entgeht nichts, ziehen diese Aufnahmen ungesehen an ihm vorüber.
17 Kommentare
Offebäsche sinn ja eischendlisch ach Österreicher. Die gehörn weeschemir garnet zu uns. Mit dene gibts eh nur Zoores.
Dadefür is Heinz zwar n Oigeplackter, awwer mir wolle ma net so knoddern.
Unser David Bowie heißt Heinz Schenk.
Die DVD is natürlich nur Mickeschiss.
Was bedeutet eigentlich 'L:LeserInnen-Wertung'?
Was ist mit den Lesern die Außen gewertet haben?
irgendwie musste ich beim lesen des Titels dieser DVD lachen.
Hab ich und hab ich auch verschenkt..
Mark ist einfach Klasse und der Verfasser des Artikels strohdumm
ein schlauerer hat sich den job halt nicht andrehen lassen.
beste dvd ever