laut.de-Kritik
Der kanadische Swing-Star beschenkt sich selbst.
Review von Kai ButterweckWer sich als Künstler bereits im Hochsommer intensivst mit dem Zauber der Weihnacht beschäftigt, sich im Studio die Santa-Mütze übers Haupt zieht und die technischen Räumlichkeiten bei einer Außentemperatur jenseits der dreißig Grad-Marke mit allerlei Festschmuck verziert, hat womöglich Angst davor, am Jahresende leer auszugehen, wenn sich gefühlte tausend Weihnachts-CDs um die vorderen Plätze in den Regalen streiten. Oder es geht ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung.
Michael Bublé behauptet Zweiteres: "Es war schon immer mein Traum, ein Weihnachtsalbum aufzunehmen. Ich möchte das für die Menschen tun, was Bing Crosby für mich gemacht hat: Ein Weihnachtsalbum aufnehmen, mit dem die Kids aufwachsen können," berichtet der kanadische Swing-Star.
Nun, dass die Kids von heute - mit ihren iPod- und Laptop-Sehnsüchten - gerade Bublés "Christmas"-Darbietung als Soundtrack für die für sie wohl ereignisreichsten Wochen des Jahres auswählen werden, darf bezweifelt werden. Denn mit neuzeitlichen Beats und tighten Arrangements hat Bublés Schaffen ungefähr so viel zu tun, wie das Rentier mit der Kaulquappe.
Des Kanadiers Herz schlägt für den Swing und die Liebe zum Big Band-Genre. Demzufolge swingt und groovt es auf insgesamt fünfzehn bewährten Weihnachtsklassikern von "Santa Claus Is Coming Home" bis hin zu "Winter Wonderland". Auch wenn die üblichen Verdächtigen im typischen Bublé-Gewand sicherlich hier und da ("Jingle Bells", "White Christmas") Mundwinkel hoch ziehen, dürfte "Christmas" insgesamt wohl nur bei eingefleischten Anhängern des Sängers für Begeisterungsstürme sorgen.
Die bekommen jedenfalls gewohnt professionell arrangiertes Schaffen ihres Lieblings-Barden vorgesetzt.
Top-Produzent David Foster hat die Knöpfe und Regler im Griff, der Protagonist ist gut bei Stimme und auch die Gästeliste kann sich sehen und hören lassen. Ob Thalia, die Puppini Sisters oder Shania Twain: Sie alle reichen Bublé die Hände und stimmen freudig mit ein.
Auf der einzigen Eigenkomposition "Cold December Night" schiebt Bublé den Jazz und Swing für drei Minuten beiseite und präsentiert sich zeitgemäß poppig. Das kann man dann auch fast schon als Highlight des Albums durchgehen lassen. Demnach hätte ein bisschen mehr Eigenantrieb gut getan auf einem Album, das zwar keinem wirklich weh tut, aber auch nicht sonderlich viel Innovatives bietet.
Denn, seien wir doch mal ehrlich: Wer braucht schon die hundertste Neu-Intonierung von Songs wie "Silent Night" oder "Feliz Navidad"? So beschenkt sich Michael Bublé mit "Christmas" letztlich wohl eher selbst. Na denn, frohe Weihnachten.
7 Kommentare
is sicher ne coole Weihnachtsplatte, wer nicht so auf das übliche Klassikgefidle steht, eine coole Sache.
wenn so ein seelenloser Sänger wie Mr. Buble Gum das beste Pferd im Swing-Stall der Gegenwart sein soll, dann ist Swing tot
kennst du denn einen anderen Swingsänger im deutschsprachigen Raum?
und wie heisst dieser deutsche Swingsänger, der mal fast für den Eurovisionsongcontest aufgetreten wäre? da hab ich dann wohl was verwechselt....
...und der mit dem brennenden Klavier (der singt englisch, dass weiß ich....so ein brennendes Klavier hatte der mal in einem Video...)
Roger Cocero?!
http://www.laut.de/Roger-Cicero