laut.de-Kritik
Auf den Spuren von Jazzy Jeff und De La Soul.
Review von Dani Fromm"We back!", verkündet ein engagierter MC im A-capella-Einstieg von "Yellow & Grey". "Back ... woher?", möchte man da fragen. Der Name betätigt schließlich eher nicht das innere Glockenspiel. Note To Self: Schleunigst ändern!
Denn: Die kanadische Hip Hop-Truppe präsentiert ein wundervoll melodisches, entspanntes, angenehm unaufgeregtes Debüt. Seinem brachialen Titel zum Trotz verzichtet "A Shot In The Dark" auf anderswo ohnehin inflationär gegenwärtige Schießeisen-Fuchteleien.
Furchtbar dunkel wird es ebenfalls nicht. Viel eher steht das Album in bester Tradition der Crew, die die Notes To Self-Recken einhellig als die großen Vorbilder schlechthin anführen. Den frühen De La Soul haben die Jungs aus Toronto fraglos ausgiebig zugehört.
Auch das Schaffen Jazzy Jeffs hat Spuren hinterlassen: Mehr als einmal fühle ich mich an "The Magnificent" erinnert. Warum auch nicht? Solange da love of da game im Spiel ist, haben "Days Like These" immer Saison. Bei allen ins Feld geführten Oldschool-Vergleichen: Notes To Self wirken kein bisschen gestrig.
Zwar pfeifen Swamp Donkey, Roshin und der rappende Producer Bronze One auf den Trend, Techniken bis ans Limit auszureizen. Von einzelnen Doubletime-Passagen abgesehen bleibt das Tempo gemächlich. Der Stetigkeit, mit der die Herren ihre Zeilen kredenzen, leistet diese zurück gelehnte Haltung eher noch Vorschub.
Im Vortragsstil einander recht ähnlich, kommen die unterschiedlichen Stimmlagen der drei MCs dann am wirkungsvollsten zur Geltung, wenn nicht Vers für Vers gewechselt, sondern - wie im Titeltrack - die Bälle hin und her gespielt werden.
"We present the flare to put fire to your ears." Loderndes Feuer in Gestalt eines besonders außergewöhnlichen, gar revolutionären Stils entfachen Notes To Self nicht wirklich. Dafür sorgen sie mit musikalischem Einfallsreichtum, Herzblut und nicht zuletzt solidem Handwerk für einen nachhaltigen Schwelbrand.
Neben Mitbounce-Nummern wie "Throw Your (Hands Up)" oder allem voran dem wahrhaft boombastischen "Shrink Rap" stellen die Vier aus Toronto nachdenkliche, selbstreflektive Titel des Kalibers "Heirlines" oder "What I Am". Bei letzterem stören den Fluss noch nicht einmal die eingeflochtenen Danksagungen. Zu all der Vielfalt strickt Bronze One stets den passenden Rahmen.
Seinen problemlos "Nachtschicht"-tauglichen Gebilden aus Samples, Pianoloops, funky Bläsern, Drums und dickem Groove setzt Dopey an den Decks mit nicht ohne Grund weltmeisterlicher Turntablisten-Kunst die Krone auf. Der DJ gehört nicht zum Bühnenbild, sondern agiert neben den Rappern als gleichwertiges Crew-Mitglied, wie es einst zum guten Ton gehörte.
Mit dicken Feature-Gästen müssen Notes To Self nicht wuchern. Sie bestreiten weitgehend ohne Schützenhilfe eine astreine Show. Wenn zum Bonus-Track, einer Remix-Version von "Yellow & Grey", dann aber das Expansion Team in voller Mannschafts-Stärke aufläuft - wer wollte sich da beklagen?
"I say: Notes is gonna set it / Gettin' credit for the better shit." Zu Recht. "It's time to admire some greatness."
1 Kommentar
Klingt interessant, werd wohl mal reinhören...
Ich bin raus...