laut.de-Kritik
Authentisch und mit Liebe für Hip Hop: 56 alte und vier neue Tracks.
Review von Laura SprengerDas Jahr neigt sich rasant dem Ende zu, da blickt Olli Banjo mit einer monumentalen Best Of auf dreizehn Jahre Karriere zurück. "Hits & Raritäten" versammelt 60 Tracks auf drei CDs und beleuchtet die Jahre von 2001 bis heute.
Mit dem Rappen begann Oliver Otubanjo bereits in den frühen Neunzigern in der Maximale Lautstärke-Crew. Anders als bei Torch oder Smudo hielt sich sein Bekanntheitsgrad jedoch in Grenzen, und Olli verschwand für einige Jahre in der Versenkung.
2001 ruft der in Aschaffenburg aufgewachsene Halbnigerianer dann mit "Rotlicht/Du Und Mein Penis" das Label Headrush auf den Plan, bei dem er 2002 einen Vertrag unterzeichnet. Von da an läuft es wie am Schnürchen: Fünf Soloplatten, ein Kollabo-Album mit Jonesmann, drei "Sparring"-Mixtapes samt unzähliger Featuregäste und einen Haufen Juice-Exclusives später zieht er Resümee.
Das "Schizogenie" legt dabei keinen Wert auf Chronologie: Ohne erkennbaren Zusammenhang reihen sich aktuelle Hits ("Mädchen Aus Den Slums") an unvergessene Tracks seiner "Lifeshow" von 2007 ("Don't Do Drugs"). Nachdenkliche Solotracks ("Tagesschau") folgen auf Stimmungsmacher ("Königsklasse" ft. Sido). Einzig die vier neuen Tracks finden sich säuberlich aneinandergereiht gleich am Anfang von Platte Nummer eins.
Auch wenn das vorab ausgekoppelte "Warum Ist Kanye West So Scheiße?" noch gut ins Ohr geht und Olli "Wunderkynd" Banjos sympathische Art unterstreicht, macht die nach Vollsuff klingende Hook von "Dein Leben Ist Jetzt" der Vorfreude etwas den Garaus. Die Beats von "Zum Lachen In Den Keller Gehen" und "Gangster" strotzen dazu zwar vor Experimentierfreude, präsentieren sich aber dermaßen dominant und mit Effekten überladen, wie es der 37-Jährige eigentlich nicht nötig hat.
Denn die 56 folgenden Tracks zeugen nicht nur von Einfallsreichtum, Spaß an der Sache, technischer Versiertheit und jahrelanger Erfahrung, sondern vor allem der Anerkennung, die Olli im hiesigen Rap-Game genießt. So stehen nicht nur die zu erwartenden Features mit Kumpel Savas und dem Frankfurter Jonesmann zu Buche, mit dem Banjo 2009 das gemeinsame Album "Vier Fäuste Für Ein Halleluja" veröffentlichte. Beide dürfen gleich fünf Mal ran und harmonieren bestens mit dem Hauptprotagonisten.
Trotz der grausigen "Taxi"-Fortsetzung passt auch die Zusammenarbeit mit Sido wie Arsch auf Eimer, sodass Olli sich keinesfalls überraschend auf dessen Übertrack "30-11-80" wiederfindet. Auch Cro-Produzent Psaiko.Dino bat Olli im Januar auf sein Album "#hangster" - Hipster und Gangster in einem Track. "Hits & Raritäten" beweist, dass sich Olli Banjo ungern in eine Schublade stecken lässt.
Ob herausfordernde Partynummer mit alteingesessenen Heads ("Comprende" ft. Die Firma) oder das melancholisch angehauchte "Heile Welt" mit Ok Kid: Olli hats schon mit Jedem gemacht und bleibt trotz der Vielfalt stets authentisch und ungekünstelt. Einzig neben F.R., der bei "Geister & Dämonen" zu Hochform aufläuft, geht er ein klein wenig unter. Features mit Yasha ("Penthouse") und Marsimoto ("21 Jumpstreet") können da zwar qualitativ nicht mithalten, machen die Sammlung aber rund.
Mehr als nur nett tönt die Verbindung aus "weißer Wurst und Apfelwein", die Banjo mit dem Darmstädter Mädness auf "Kein Kompromiss" eingeht. Der Mann ist deutscher Hip Hop, das wissen auch Megaloh und Sentence, der sich anno dazumal noch Sentino nannte. Dass Olli es aber auch alleine kann, steht außer Frage: Die zweite Hälfte der dritten CD besteht bis auf eine Ausnahme aus Solotracks.
Das ruhige "Anarchie" klingt vom heutigen Standpunkt aus betrachtet wie der Vorgänger von "Mädchen Aus Den Slums", dessen Bank Korrupt-Remix das Best Of-Album abschließt. Zuvor verbindet Olli auf "We Got Juice" seine Liebe zu Hip Hop mit Schleichwerbung, fährt noch mal die "Ellenbogen" aus und äußert Gesellschaftskritik ("Deutschland Komm Mit"). Diese Zusammenstellung zeugt von Liebe zur Musik und festigt Banjos Status in der deutschen Hip Hop-Landschaft nachhaltig, selbst wenn die neuen Tracks die Erwartungen nicht ganz erfüllen.
3 Kommentare mit 5 Antworten
War klar nach dass der letzten total verkackten scheibe jetzt erstmal vorm Weihnachtsgeschäft die Kassen wieder gefüllt werden müssen. Ich zitiere nen Kollegen und Banjo fan der ersten stunde:"Mit Banjo ist es so wie mit Samy nach seiner letzten Scheibe: er ist tod!"
word
ich will das nicht wahrhaben!!
aber so generell ist das ne amtliche Tracklist, wie ich finde, und ein Best-of von Banjo ist auch durchaus legitim nach so vielen Jahren im Game
niemals so krass wie bei samy, aber schon ziemlich, fand ja schon kopfdisco schwächelnd. 2005 war sein Jahr!
Ne bei Samy ist es echt schon peinlicher Absturz aber Olli kann zwar sein Niveau von damals nicht mehr erreichen, meiner Ansicht liefert er aber noch solide ab
Die Tracklist wirkt einfach nur komplett zusammengewürfelt. Ein Best Of mit 20 Tracks wäre reizvoll(er) gewesen.
Von 60 Tracks sind 5 in Ordnung, und die sind auf Schizogenie drauf. Also: lieber mal ne Review von Schizogenie machen
Sind echt relativ wenige Sachen von Schizo und Erste Hilfe drauf...sowas wie ABC mit Curse muss eigentlich zwingend in die Tracklist.