laut.de-Kritik

Mit Rap und Gitarren treffsicher auf die Zwölf.

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Abgehalfterter Ex-Profi-Boxer trainiert Roboter-Gladiator: Eigentlich ganz schön haarsträubend, worauf die Story von "Real Steel" basiert. Man möchte gar nicht glauben, dass der Handlung eine Kurzgeschichte aus den 50er Jahren zugrunde liegt, nicht etwa "Rocky" und "Transformers".

Geschuldet den Tatsachen, dass Hugh 'Wolverine' Jackman den Profi-Boxer gibt und für die Bewegungen des Roboter-Gladiators ein richtiger Profi-Boxer, nämlich Sugar Ray Leonard, Pate stand, birgt der Streifen dennoch nicht zu unterschätzende Kino-Unterhaltung. Noch nicht einmal das allgegenwärtige Kind nervt, die Musik sowieso nicht.

Sobald es ums Boxen geht, sind seit den Tagen Muhammad Alis die Kopfnicker nicht weit. Bad Meets Evil eröffnen den Soundtrack-Reigen. Im Grunde eine Spitzen-Idee - doch warum um Himmels willen wählten die Verantwortlichen die Clean Version? Wenn es verbal oberhalb der Gürtellinie bleiben soll, darf man doch nicht ausgerechnet eine Schimpfwort-gespickte Rap-Nummer aussuchen!

Eminem und Royce da 5'9" werden also munter zensiert. Das kastrierte Resultat wirkt noch spaßgebremster als die sinnentstellend zusammengeschnittene Version, die im Kinofilm tatsächlich zu hören ist. Schade. Hätte man "Fast Lane" in Ruhe gelassen, hätte sich das Hitpotenzial dieser Granate garantiert um Welten besser entfaltet.

Insgesamt haut der Score zu "Real Steel" aber treffsicher auf die Zwölf. Die Beastie Boys offerieren "Here's A Little Something For Ya". In der Fusion der blechernen Percussion mit fröhlich-unbekümmertem Gequake und einer grantig-aggressiven Rap-Attitüde unmittelbar in die Fresse spiegelt sich der im Film thematisierte schweißtreibende Kraftsport, ausgeübt von technisierten Kampfmaschinen, bestens.

Eminem darf - mit Rückendeckung von Nate Dogg - noch ein zweites Mal antreten: "'Till I Collapse" entstammt hörbar seinem schon etwas angejahrten Album "The Eminem Show". Rap-Business-Gigant 50 Cent gibt VIP-Logen-tauglich "The Enforcer". Timbaland dagegen schafft es mit dem arg durchgepoppten "Give It A Go" im Film glücklicherweise nur in den Abspann.

Das musikalische Gegengewicht liefert die Gitarrenfraktion: Tom Morello brettert sich einmal solo einen ab ("The Midas Touch"), einmal steigt er im Team mit Prodigy ("One Man Army") in den Ring. Die amerikanische Antwort auf letztgenannte heißt The Crystal Method. Zusammen mit Yelawolf steuern sie mit "Make Some Noise" ein Breakbeat-Brett bei, bei dem man die angeschlagenen Roboter-Gelenke schon ächzen zu hören glaubt.

Im Vorwärtsgang bewegen sich auch die Foo Fighters ("Miss The Misery") oder - nur minimal weniger mitreißend - "Why Try" von Limp Bizkit. Auf die besinnlichen Momente muss der geneigte "Real Steel"-Fan, sollte er überhaupt auf solche aus sein, lange warten.

Die Rival Sons liefern mit "Torture" dann auch ein recht mittelprächtiges, weil ziemlich zopfiges Bluesrock-Stück ab. Das funktioniert allerhöchstens im Kontext - im Verbund mit plastischen Bildern deftiger Robot-Hiebe, nämlich.

Gelungener, weil richtig schön: Akustik-Folk-Barde Alexi Murdoch mit "All My Days" und sich schräg über die Gitarre schiebenden Streichern. Besser kriegt es Tim Burtons Oscar-dekorierter Haus- und Hof-Komponist Danny Elfman mit "Kenton" dann auch nicht mehr hin.

Trackliste

  1. 1. Bad Meets Evil - Fast Lane
  2. 2. Beastie Boys - Here's A Little Something For Ya
  3. 3. Foo Fighters - Miss The Misery
  4. 4. 50 Cent - The Enforcer
  5. 5. The Crystal Method - Make Some Noise (Put 'Em Up) feat. Yelawolf
  6. 6. Eminem - Till I Colapse
  7. 7. Prodigy & Tom Morello - One Man Army
  8. 8. Timbaland feat. Veronica - Give It A Go
  9. 9. Tom Morello - The Midas Touch
  10. 10. Limp Bizkit - Why Try
  11. 11. Rival Sons - Torture
  12. 12. Alexi Murdoch - All My Days
  13. 13. Danny Elfman - Kenton

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12 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    Niels Frevert sollte hoffentlich noch irgendwo rumliegen. I'm still waiting. Ach ja: Real Steel - schwer unterschätzter Film. Klingt komisch, ist aber so. Und merkt man schon daran, dass der Film mit einer stimmungsvollen Sequenz und "All My Days" eröffnet wird. Würde ein Michael Bay eher nicht machen.

  • Vor 13 Jahren

    Ein Mann lässt einen Roboter für sich kämpfen.

    Quasi ein million-dollar-baby für Menschen, die nicht mehr in der Lage sind Gefühle für andere Menschen oder Mitgeschöpfe zu entwickeln, sondern deren fetisch-kapitalistische Verdinglichungs-sozialisation soweit vorangeschritten ist, dass sie nur noch mit Maschinen und Dingen mitfühlen können.
    (Siehe Disneys "Cars", oder eben diesen neuen Schrott).