laut.de-Kritik
Folk-Pop im Fahrwasser von Norah Jones und Amos Lee.
Review von Giuliano BenassiAuf den ersten Blick scheint alles gut: Das Label stimmt, das Aussehen auch. Wer einwenden möchte, dass das sexistisch und unfair sei, erinnere sich an den plötzlichen Erfolg von Norah Jones, die bei der gleichen Adresse ansässig ist. Wäre sie über Nacht in den Pop-Himmel gelangt, wenn sie ausgesehen hätte wie Susan Boyle?
Höchstwahrscheinlich nicht, aber das ist hier auch nicht wichtig. Der erste Track beschert uns eine Akustikgitarre und eine süßliche, ruhige, hohe Stimme. Im Hintergrund setzt ein Cello ein, später kommen Streicher und ein behutsames Schlagzeug hinzu. Einzuordnen als Folk-Pop, mit Betonung auf Pop.
Nicht wirklich schlecht, aber eine Spur zu seicht und zu lieblich. Ein Eindruck, den die folgenden Stücken bekräftigen. Zwar droht Ahn in "I Don't Think So", dass sie ihrem Macker den Laufpass geben werde, wenn er nicht aufpasse, aber so richtig wütend hört sich das nicht an. Der Anfang von "Red Carpet" erinnert – gelinde gesagt – an Lou Reeds "Wild Side" und setzt sich dann als Cranberries-Abklatsch fort. "Astronaut" bietet gefederte Jahrmarkt-Atmosphäre, "Lullaby" rutscht deutlich in die schnulzige Ecke.
"Find My Way Back Home" gehört mit seiner weinenden Säge zu den besten Stücken, doch ein wohltuender Abgrund tut sich auch hier nicht auf. Ganz zum Schluss kommt dann doch noch eine Kante auf, zumindest im Text: "This would be a perfect time for me to die", singt Ahn, vermutlich mit Schmollmund. Eine Drohung, die keine ist, schließlich stammt das Stück von Willie Nelson. Was aber auch nur in den Credits, und nicht an der Musik, zu erkennen ist.
Priscilla Ahn ist sicherlich keine schlechte Sängerin. Ihre Melodien säuseln sich in den Gehörgang, die Arrangements sind auserwählt. Pop mit einem gewissen Anspruch, also. Der an die Labelkollegen Jones und Amos Lee aber nicht herankommt.
2 Kommentare
einen gewissen bekanntheitsgrad hat priscilla ahn sicherlich auch grey's anatomy zu verdanken, wo einige ihrer songs gespielt werden (so banal das jetzt anmutet, aber der soundtrack ist wirklich gelungen: rilo kiley, postal service, feist, paolo nutini...).
dazu ist sie bei blue note gesignt. über dieses legendäre label muss man glaube ich nicht viel sagen.
2 punkte nur. schade, irgendwie. ich kenne einige ihrer songs(dreams (http://www.youtube.com/watch?v=MKfDwChOoHI) z. b.) und finde sie durchaus nicht untalentiert. in "a good day" werde ich auf jeden fall mal reinhören.
Wirklich ne Süße:
http://musicremedy.com/webfiles/artists/Pr…