laut.de-Kritik
Es fehlt RZAs ordnende Hand.
Review von Stefan Johannesberg2 Chainz, French Montana, A$ap Rocky, Snoop Dogg und Rick Ross - wenn den übriggebliebenen, altehrwürdigen Wu-Tang-Nazis ob so vieler, fremder Whack Emcees auf einem Wu-Werk die Hatorade aus den Nasenlöchern läuft, wird für die klugen fünf Prozent Shaolin-Anhänger selbst ein normaler Albumrelease spannender als Kanye Wests neuste Ghostwriter-Armada.
Raekwon, nach Method Mans Verschwinden schon seit Jahren der einzige im Clan, der dauerhaft außerhalb seiner Familie Mainstream-Guest Spots rockt, stellt für sein sechstes Soloalbum genau diese internationale Vernetzung, diese Offenheit und gegenseitigen Respekt mit Young Cats und angesagten Trap Rappern in den Mittelpunkt.
Besonders krass dürfte in den letzten Rucksack-Realkeeper-Foren die 2 Chainz-Kollabo auf Trollerei stoßen. Dabei funktioniert das Duett über die softe, mit Scratches und Platsch-Snares unterlegte Feel Good-Ballade richtig gut. Chainz findet wie so oft den richtigen Ton. Ein French Montana dagegen wirkt auf dem rumpeligen Live-Drumsound von "Wall To Wall" etwas verloren, während A$ap Rocky für das funky fröhliche "I Got Money" mit Gören-Refrain zwar einen butterweichen Flow findet, inhaltlich aber nur Dünnpfiff statt Datpiff liefert.
Wesentlich besser – auch aufgrund der zwingenden Beats – funktionieren "1,2, 1,2" mit Snoop und "Soundboi Kill It" mit Dancehall-Artist Assassin. Während Lamar- und Drake-Produzent Scoop DeVille dem Doggfather ein lärmendes Monster mit Scratches und "Affirmative Action"-Style auf den USB-Stick legt, besorgt Jerry Wonda für Assassains Power-Verse fiebriges "All About The Benjamins"-Flair und Run DMC-Drums. Und was macht Rae auf allen diesen Tunes? Er zeigt, dass er mit den Jungspunden rappen kann und seine Technik gar verbessert hat.
Trotz all der positiven Befunde bilden die Höhepunkte von "FILA" vor allem die klassischen New York-Mafia-Styles im altbewährten Raekwon-Ghost-Setup. Wenn die 'Al Pacinos Of Rap' - inklusive Rick Ross - in "Recovery" oder in "4 In The Morning" samplebasiert ihre bildgewaltigen Stories kicken, fühlt man sich only built for cuban linx.
Die restlichen Tracks sind okay, mehr aber auch nicht: Es fehlt RZAs ordnende Hand in Sachen Kicks und Snares. Ob das die beiden Egos in diesem Leben noch einsehen werden, wer weiß. Und dass Raekwon den zwei Jahre alten Track "All About You" wieder aus der Kiste holte, zeugt weder von großer Kreativität noch großem Ehrgeiz.
Wo reiht sich "FILA" nun ein? Natürlich ist die Scheibe weder Top 5 Of All Time, noch ein modern Classic. Doch auch den Tiefpunkt mit "The Lex Diamond Story" umschifft Rae. Die Platte steht so nach mehrmaligen Durchläufen auf einer Stufe mit "Immobilarity" und "Shaolin vs. Wutang". Je nach Gusto.
1 Kommentar
Also ich find die Platte deutlich mieser als die Lex Diamond Story. Rae scheint sich echt keine Mühe mehr zu geben. Ausser mit I Got Money kann ich dieser Platte hier absolut nix abgewinnen, vielleicht noch die Snoop-Strophe. Aber man sieht ja auch an der Anzahl der Kommentare wie interessant die Platte für die meisten ist.
Achja, kann man French Montana endlich mal das Mikro aus der Hand nehmen? Das halt ich nicht mehr aus.