laut.de-Kritik
Musikalische Bastarde, die eine Abtreibung verdient hätten.
Review von Karim ChughtaiNeuen Veröffentlichungen aus der realitäts- und geschmacksfernen Galaxie des Chart-Pops kann man gelassen begegnen. Wird das Produkt an sich – der Star – regelmäßig neu erfunden, stagniert meist die musikalische Innovation. Was genau "loud" bedeuten mag oder dass sich Barbados' Buchstabier-Biene in roter Mähne präsentiert: alles irrelevante Details eines unwesentlichen Ganzen.
Konsequente Willenlosigkeit bestimmt auch die Bilderreihe des Booklets. Eine Ansammlung unbeholfener Posen zwischen Alice im Wunderland-Fiktion, Playboy-Sinnlichkeit, Rude Boy-Ghettoism, Country Girl-Verbundenheit und American Beauty-Laszivität. Rihannas fünftes Album ist in seiner Sinnfreiheit perfekt choreographiert. Und das ist schrecklicherweise nicht etwa der knappen Produktionszeit von einem Jahr geschuldet.
"Loud" hat natürlich auch Inhalt zu bieten, ganz gleich wie unglaubwürdig dieser in der Langweiligkeit von Rihannas quäkender Stimme zur Geltung kommt. "S&M", der Bastard von Guettas "Sexy Bitch" und Gagas "Pokerface", der eine Abtreibung verdient hätte, zeugt von neu aufgesetzter, sexueller Entschlossenheit ("Cause I may be bad, but I'm perfectly good at it. Sex in the air, I don't care, I love the smell of it. Sticks and stones may break my bones. But chains and whips excite me").
Ebenso das Duett "What's My Name" mit Prügelauslöser Drake ("Not everybody knows how to work my body. Knows how to make me want it") oder die Strip-Anleitung "Skin". Es schäme sich, wer hier scharf wird.
Weniger verrucht, aber mindestes genauso möchtegern-crazy torkelt "Cheers" um die Ecke, jene R'n'B-Afterhour-Sauf-Hymne, die auf den Alkohol als Lösung all unserer Probleme einen Toast ausbringt ("Don't let the bastards get you down. Turn it around with another round"). So traurig das klingen mag, bei diesem mit Avril Lavigne-Sample verzierten Song, handelt es sich um einen der besseren Tropfen aus dem Album. Na dann, Prost.
Balladenartiges Füllmaterial findet sich als Trennungs-Herzschmerz mit Piano-Begleitung und Enya-Anlehnung ("Fading") oder in Akustikgitarren-Romantik als Abhandlung von Bettgrößenunterschieden bei Fernbeziehungen ("California King Bed"). "Only Girl (In The World)" gleicht Stadion-R'n'E, geliehen von Calvin Harris' "Ready For The Weekend"-Synthesizerabteilung.
"Man Down", das Ausschlachtungs-Alibi der karibischen Wurzeln, muss als poppige Hollywood-Patois-angehauchte Reggaeton-Nummer einen Mord gestehen: "Rum bum bum bum rum bum bum bum rum bum bum bum. Man Down. Rum bum bum bum rum bum bum bum rum bum bum bum. Man Down" - so die erste Reaktion auf die Tat. Ziemlich gefasst und ehrlich, die Gute.
Schon lange läuft die plötzlich anstößige Nymphomanin Gefahr, in ihrer eigenen Schleife hängenzubleiben, hier nun könnte fast jeder Track auf 30 Sekunden komprimiert werden. Die schönsten Wiederholungen von "Loud" daher kurz im Überblick: Das Intro zu "S&M" – "Na na na na, come on" (9x), von "What’s My Name" – "Ooh na na, what's my name" (6x), von "Cheers" – "yeah" (8x). In ihrer vollen Blüte, die scharfsinnige Hook von "Complicated" – "Oh yeah yeah. Oh oooooh. Oh yeah yeah. Oh oooh oh. Oh yeah yeah yeah oh woah woah woooah".
Dass sich eine namhafte Riege an Songwritern und Produzenten von Taio Cruz, Alex da Kid, Sean Garrett über Ne-Yo, Rico Love, Timbaland bis hinzu Shontelle und David Guetta verantwortlich zeigt, übersieht und überhört man zu leicht. Die Klasse eines Hits wie "Rude Boy" ist weit entfernt.
"Loud" ist stumm und fällt als belangloser Brei aus Plastik-Hip Hop, Großraumdisco-Dance, Blechdosen-R&B, Uptempo-Gestumpfe und Pop-Rave-Gepolter in sich zusammen. Da entschädigt einen auch das Beste zum Schluss, Eminems Rappart in "Love The Way You Lie (Part 2)" als Finale des Albums, nichts mehr.
124 Kommentare mit einer Antwort
Dieses Album ist eine Frechheit und braucht kein Mensch. Selten so langweiligen Mist gehört, das plätschert hier und dort und es fügt sich nichts zusammen.
Ganz Schlimmes Album!
Typischer laut.de-Verriss, weil charts=Kommerz=grundsätzlich schlecht. Peinlich oder so.
@Allrounder89 (« Typischer laut.de-Verriss, weil charts=Kommerz=grundsätzlich schlecht. Peinlich oder so. »):
Typisches Fanboy (oder Girl) Gesabbel. Ich frage mich schon seit einigen Jahren wer je behauptet hat Rihanna kann singen. Und liebe Frau Rademacher: So klingt ein guter Zerris bei dem man nicht denkt dass einfach nur Frust abgelassen wurde. ""SM", der Bastard von Guettas "Sexy Bitch" und Gagas "Pokerface", der eine Abtreibung verdient hätte" find ich dann doch ein bisl hart... aber gut^^
Absolut nerviges Album!
Diese Review ist einfach lächerlich. Wenn das Album bei renommierten Musikmagazinen wie Rolling Stone und Billboard gute Kritiken bekommt und hier dann sowas... Kommt schon. Sobald hier irgendetwas auftaucht das im geringsten etwas mit mainstream zutun hat wird die Platte sofort zerrissen.
Bleib locker. Iss erst mal nen Snickers.
S S S AND M M M... würde ich grad gern mit dem Verfasser dieser Rezi machen!