laut.de-Kritik
Zwischen asiatisch Volkstümlichem und europäischer Club-Kultur.
Review von Kai KoppDie asiatische Musikkultur macht es europäischen Ohren nicht leicht. Als harmonisch und melodisch allzu fremd gestaltet sich für chromatisch getunte Mitteleuropäer das Hörverhalten unserer globalen Nachbarn. Sa Dingding gelingt es auf ihrem europäischen Debüt "Alive", uns den Weg in ihre Kultur zu ebnen. Und nicht nur das!
In ihrer Heimat mit über zwei Millionen verkaufter CDs eine etablierte Künstlerin, gewinnt sie am 10. April 2008 den BBC World Music Award in der Kategorie Asia/Pacific. Statt ' uns den Weg in ihre Kultur zu ebnen' müsste es entsprechend heißen: sie lässt uns (endlich) an ihrer Kunst teilhaben!
Sa Dingding lädt uns ein, tief in ihre Kultur einzutauchen. Ihre Kombinationen aus asiatisch Volkstümlichem und europäischer Club-Kultur öffnen die Tür zu ihrer Welt sperrangelweit.
Auf "Alive" singt Sa Dingding auf tibetisch, Mandarin und Sanskrit. Wie harmonisch und organisch Drum'n'Bass, Trip Hop und Club-Beats mit China-Hooklines und einer dementsprechenden Instrumentierung zusammen gehen, gleicht einer interkulturellen Erleuchtung, denn das Geflecht aus europäischer Electronica und fernöstlicher Sprach- und Musiktradition gebiert faszinierende Klanginstallationen.
Aus ihren Zutaten webt sie einen vielschichtigen, farben- und motivreichen Songteppich, der an Ästhetik, Klangverliebtheit, Ideenreichtum, Spielfreude, Kompositionskunst, kultureller Schönheit und transkultureller Kompetenz kaum zu übertreffen ist.
"Ich möchte meine Gefühle ausdrücken, deshalb spiele ich moderne und alte Musik zusammen. Je weiter die Instrumentierung ist, um so breiter ist das Spektrum an Emotionen, die ich übermitteln kann. Auch wenn die Leute außerhalb Chinas die Sprachen nicht verstehen, die ich benutze, so können sie doch meine Emotionen fühlen."
Da in unseren Breitengraden nicht von einem sinologischen Grundlagenwissen ausgegangen werden kann, haben wir keine Chance, zu verstehen, was Sa Dingding uns da vorsingt. Lassen wir einzig die Musik sprechen, erreichen ihre klanglichen Kleinode mühelos und auf direktem Weg Herz und Seele.
Selbst der Geist schaltet nach einer halben Stunde Spielzeit auf Meditations-Modus. Eine der Nadeln im Worldmusic-Heuhaufen ist hiermit gefunden!
4 Kommentare
Unabhängig davon, daß diese Frau fast überirdisch schön ist, haut mich ihre Musik schier um. Dieses Album hier habe ich (leider) noch nicht gehört, aber auf Youtube und Co. gibt es mehr als genug. Tibetan Prayer ( Lama chenno)z.B. ist ein gewaltiger Song, es türmen sich Soundkaskaden auf, die in ihrer Wucht fast beispiellos sind. "Alive,mantra" und "Holy Incense" sind wundervoll, ersterer eine Gewitterwand, letzterer ein in Melodik wohl typisch chinesischer Song voller Poesie.
Kai: Du hast Recht. Wenn jemand fernöstliche Klänge westlichen Ohren (möglichst vielen) nahe bringen kann, dann diese Frau.
Es mag sein, daß man über die Opulenz dieser Musik und die großen Gefühle auch einmal stolpern kann, aber ich bin im Moment restlos begeistert.
http://www.myvideo.de/watch/4123725/Sa_Din…
Meine Herren.....Wahnsinn.
Holt diese Frau raus aus China, stellt ihr eine Top-Regie zur Seite, gebt ihr 200 Millionen $ und verfilmt mit ihr und ihrer Musik das gewaltigste Heldenepos, das China zu bieten hat.
Toll, dass dich die Platte ebenso begeistert wie mich
dicke grüße
Hat ein paar Tage gedauert bei Amazon, aber dafür ist das Album schier betörend. Fast hätte ich mir gewünscht, die Frau würde sofort 2 Alben gleichzeitig nachlegen.