laut.de-Kritik

Streitbare Klartext-Attacken auf astreinen Playbacks.

Review von

"Iz On heißt so viel wie jetzt geht's los, ... nehmt eure Hände aus dem Schoß ...", schallt es aus dem Haus der Söhne Mannheims, und man muss Deutliches mögen, sonst haben die Söhne einem nichts zu sagen. Denn wie eh und je prangern sie nicht durch die Blume an oder verbergen Kritik hinter listigen Worten. Sie reden vielmehr Tacheles.

Dabei plakatieren die Söhne, was das Zeug hält: "Dass deutsche Waffen Menschen töten, find' ich echt Scheiße" und "der Herr ist unser Hirte und ich glaube seinen Worten", sprechen zwar für sich. Doch damit folgen die Söhne lediglich dem Anspruch, den sie auf der Single "Iz On" formulieren: " ... denn wir sprechen Dinge aus, wir sprechen Dinge an." So ist es!

Ob die Mannem'schen Weisheiten gehört werden wollen? Ja, und zwar aus gutem Grund! Denn abgesehen von den streitbaren Klartextattacken um Frontprediger Xavier Naidoo, wissen die Söhne, wie man aus zeitgemäßen Playbacks große Hits schustert. Soul-, Rap-, Rock- und Popelemente, versierte Frontmänner, ausgetüftelte Hooklines, ideenreiche Arrangements und ein abwechslungsreiches Songwriting sorgen für ein astreines Album auf der Höhe der musikalischen Zeit.

Besondere Freude bereitet der Einsatz des Cellos ("Iz On"), das hier ("Die Betroffenen Gebiete") und da ("Ich Wollt Nur Deine Stimme Hörn") im Orchesterklang aufgeht. Mit Streichern und Bläsern zu arbeiten entpuppt sich als vielseitiges Konzept, das seinem Höhepunkt im dramatisch orchestrierten "Wir Wehr'n Uns" entgegen fiebert. Für diesen Geniestreich zuständig: Der engagierte und bewährte Produzent und Tonsetzer Michael Herberger.

Im harten Gegensatz zum warmen Klangteppich des Orchesters stehen die kühlen, US-Rap-affinen Strophen von "Life", die ihre Gangsta-Attitüde einem hitverdächtigen R'n'B-Refrain opfern. Das sanfte Spiel mit Gegensätzen beherrscht auch "I'm There", dessen tangoesker Refrain in den Strophen von Raps kontrastiert wird. Rockriffs treffen auf Cello-Melancholie in "Iz On". Drum'n'Bassig wird's im "Sommerlied". Und auch bedeutungsschwangere Balladen dürfen nicht fehlen.

Zu viel des diesbezüglich Guten atmet "Junges Deutschland". Uns auf einem übertrieben schmalzigen und aussagelosen Prêt-à-Porter-Playback Zeilen wie folgende um die Ohren zu hauen, gehört sich einfach nicht: "Ich hab dir immer viel mehr zugetraut als du jetzt leistest. Viel mehr als den Exportweltmeister. Ich frag mich wieviel Prozent Waffen gehe da mit auf die Reise - Dass deutsche Waffen Menschen töten find ich echt scheiße!"

Zum Glück bleibt derart Ungemach die Ausnahme. Denn beim Anprangern von ungern ausgesprochenen Wahrheiten verstehen sich Mannheims Söhne als kritische Bürger, die sich "Kraft ihres Amtes" einmischen. Merkel, Schröder, Steinmeier, Schäuble, Steinbrück, Bush und all die anderen Nasen werden namentlich genannt. So hat die plakative Art der Texte auch ihr Gutes, sie nennt die Dinge beim Namen. Manchmal vielleicht etwas zu deutlich, aber eine andere Sprache versteht der Mensch zeitweise nicht.

Trackliste

  1. 1. Die betroffenen Gebiete
  2. 2. Iz On
  3. 3. Ich wollt nur deine Stimme hörn
  4. 4. Life
  5. 5. Wenn du mich hören könntest
  6. 6. I'm there
  7. 7. Sommerlied
  8. 8. Vizions
  9. 9. Junges Deutschland
  10. 10. Kraft unsres Amtes
  11. 11. This is only a beginning
  12. 12. Das hat die Welt noch nicht gesehen
  13. 13. Wir wehr'n uns
  14. 14. Wir sind verrückt

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51 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    @Swingmaster Jazz (« Wie bereits erwähnt guckt mal in die charts und zieht euch mal die Texte rein da wünsch ich mir den Xaver und seine Söhne flehentlich herbei... Wenn "Black Music Stars" sagen das sie deine Mutter scheisse finden und deine Schwester f***** wollen wippt ihr dazu im Takt und kotzt wenn der Xaver predigt. Das ist Doppelmoral. Dann lieber ZION in allen möglichen Aussprachen als das ich mir in 100 Rap Song regelmässig anhören muss das jemand meine Schwester f***** will und meine Mutter ne Hure ist... »):

    Interessante These, dass alle Leute, die nicht Xavier lieben zu sogenannten Ficksongs greifen.
    Diese Behauptung spricht wirklich von Reife! Naja, da hat einer zuviel von den Söhnen gehört!

    Übrigens gibts zum Glück auch noch andere Alternativen für Leute die nicht auf Inzucht stehen :lol:

  • Vor 15 Jahren

    So ein Quatsch. "Ihr" steht für die Allgemeinheit die ja auch generell dafür verantwortlich ist was in den Charts läuft. Das mit den Rapstars war ein willkürliches Beispiel ich hätte auch die "Sommerhit Tunten" wie Marquess oder Medlock nennen können deren Text man auch nach dem 10. Hören immer noch nicht blickt. Der Anwalt landet hier tatsächlich eine Punktlandung. Scheisse sortiert man nicht nach Geruch deshalb auch das willkürliche Beispiel der Rapstars.

    Aber eines stimmt doch auch: Das Album der Söhne könnte ein Jahrhundertwerk sein und trotzdem würde das Forum zum grössten Teil motzen weil der Xaver wieder Predigttexte präsentiert. Dabei gehts hier ja auch um die Musik und die ist definitiv gut und gehört sicher nicht zur nach Geruch sortierten Scheisse. Den Xaver und die Söhne geb ich mir deshalb aber noch lange nicht regelmässig.

    Der Punkt: Bei jedem Album kommen dieselben abgelutschten Argumente vom Forum. Mittlerweile kann man schon drauf wetten. Das ist es was nervt. Die Review hingegen bleibt hier sachlich und analysiert nicht nur das gesinge von Naidoo. Diese Sachlichkeit geht vielen hier ab.

  • Vor 15 Jahren

    @Swingmaster Jazz («
    Der Punkt: Bei jedem Album kommen dieselben abgelutschten Argumente vom Forum. Mittlerweile kann man schon drauf wetten. Das ist es was nervt. Die Review hingegen bleibt hier sachlich und analysiert nicht nur das gesinge von Naidoo. Diese Sachlichkeit geht vielen hier ab. »):

    also ich hab in meinem post z.B. von einem gespaltenen Verhältnis geschrieben, fand es musikalisch zumindest okay, die texte sind nunmal :kack: und zum :conk:

    die wahrheit (die der her naidoo ja selber gern verkündet - nur falsch) wird man ja wohl noch sagen dürfen

    meine güte, was könnte das eine geile band sein wenn die mal anständig über koks und nutten singen würden