laut.de-Kritik
Boogie-Woogie? Mit Lady Gaga?
Review von Anne NußbaumWer kam eigentlich mal auf die total ausgefallene Idee, Chartshits in andere musikalische Gewänder, etwa Rockabilly, zu kleiden? Ist denn der Bogen nicht spätestens überspannt, seitdem Sasha als Dick Brave Smasher wie "Get The Party Started" durch besagten Rockabilly-Fleischwolf drehte?
Offenbar nicht. Doch der geringen Begeisterung im Vorfeld zum Trotz vermag "Strike! Back" von den Baseballs zu gefallen: Das international erfolgreiche Trio vereint auf zwei CDs alle Songs der 2009er-Platte "Strike!" sowie Aufnahmen aus den "Rock'n'Roll Recordings", darunter zwei Videos.
Mit schrammeligen Countrygitarren, deftigem Bass, viel "Schuhwab, schuhwab" und Fingerschnipsen verpassen die Jungs Lady Gaga, Rihanna, den Scissor Sisters und den Pussycat Dolls eine pomadige Haartolle. Ist die Meg Pfeiffer-Platte kürzlich sang- und klanglos auf dem imaginären Schrottplatz gelandet, machen die Baseballs ihre Sache dagegen ordentlich.
Bekannte Popsongs, die die Ohren nach einem Overkill an Radiodauerrotation bereits zigmal ausgekotzt haben, werden dank ihrer Überarbeitung wieder hörbarer. Die Rockabillys züchten die auf Hochglanz polierten Hits ein gutes Stück runter, die Erdung macht den durchgenudelten "Umbrella"-"Bleeding Love"-"Don't Cha"-Einheitsbrei wieder ein bisschen schmackhaft. Selbst Jennifer Lopez' "Let's Get Loud" gibt mit unüberhörbaren "Hit The Road, Jack"-Anleihen eine gute Figur ab.
Die Stücke auf den "Rock'n'Roll Recordings" folgen demselben Muster: Bei Alicia Keys' "No One" schlägt das Herz in der lederbejackten Brust höher, einen heißen Boogie-Woogie legt man zu Snow Patrols "Chasing Cars" aufs Parkett, und Melanie Fionas "Monday Morning" wird flugs zum beschwingten, blütenweißen 50er Jahre Lolli-Pop.
Auf Teufel komm raus zerrt das Trio "Poker Face" auf die Abschlussball-Tanzfläche, doch Lady Gaga sträubt sich beharrlich und will den Petticoat nicht so recht fliegen lassen. "Jungle Drum" lässt sich dagegen umso weniger bitten: Emiliana Torrini tanzt gern Rock'n'Roll mit den Baseball-Jungs.
Zwar bleibt fragwürdig, warum zu den "Rock'n'Roll-Recordings", die allein nicht mehr als eine EP hergegeben hätten, statt dem gerade mal ein Jahr alten "Strike!" nicht einfach ein paar selbst geschriebene Stücke hinzugepackt wurden. Doch irgendwie kann man das den Jungs nicht übel nehmen.
Was das Albumcover schon suggeriert, wird durch die beiden Filmchen untermauert: Die Baseballs nehmen sich Gott sei Dank nicht sonderlich ernst, sonst würde das ganze Konzept (siehe Meg Pfeiffer) auch nicht aufgehen.
Aus den Clips geht auch hervor, warum die Drei so erfolgreich sind: Wenn man die Band auf Tour begleitet, merkt man, wie viel Spaß ihnen die ganze Chose bereitet. Sympathisch und down to earth kommentieren Basti, Digger und Sam Bockwurstkauf an der Tankstelle und die Mühsal, eine perfekte Haartolle auch im Schlaf nicht aus der Form zu bringen. Und schaffen es im Anschluss noch, die Show ordentlich zu rocken.
Nicht alle Songs bieten sich zur Rockabilly-Verwurstung an, doch überwiegend funktionierts. Zu schmissigen Gitarren, einem gehörigen Schuss Elvis in den Stimmen und viel guter Laune bitten die Baseballs die Teddy Boys und Bettie Pages dieser Tage zu einem Riesenglas Cola und einer extra Portion Softeis auf die Tanzfläche.
2 Kommentare
herrlich diese geldmacherei .. wegen 5songs das album nochmal rausbringen! allein das sollte dem album 3punkte abziehen -.-"
Keine gute Kritik! Anna Nußbaum klingt eher wie eine lamentierende unzufriedene Kaltschale.