laut.de-Kritik
J. Dilla baumelt auf seiner Wolke vergnügt mit den Beinen.
Review von Dani FrommManchmal möchte man seinen Sinnen nicht trauen. Hab ichs mit den Augen oder mit den Ohren? Steht da tatsächlich 2011 als Erscheinungsjahr im Booklet? Aus den Boxen ergießt sich jedenfalls lupenreiner Golden Era-Boom-Bap, wie er in den 90ern nicht klassischer hätte ersonnen werden können.
"Funky As Usual" - die Arbeit des französischen Produzenten-und-DJ-Gespanns trägt ihren Titel wahrhaftig mit Recht. "What's Wrong With Groovin'?" Bloß gut, dass die Antwort auf diese rhetorische Frage entschieden "Gar nix!" lautet. Anderenfalls wäre "Funky As Usual" ein einziger Fehlschlag.
"Here we go again with the funky intro." Von der ersten Sekunde an führen auf- und abkletternde Bassläufe, staubige Drums und Bläser in knisternder Vintage-Atmosphäre back in the days, als der DJ noch mindestens gleichberechtigt neben dem MC auf dem Flyer stand. Scratches und Grooves entstammen unverkennbar der piekfeinen alten Schule. "Funky As Usual" wirkt so dermaßen aus der Zeit gefallen, man kommt aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus.
And the beat goes ... genau: "On & On". Brand Nubians Sadat X klemmt einen da unter den Arm und entführt in eine Zeit - "no videos, no internet" - die sich heute kaum noch einer ausmalen kann. Im Folgenden geben sich Rap-Veteranen Klinke und Mikrofon in die Hände wie Staffelhölzer. Bei so viel MC-Erfahrung kein Wunder, dass einer lässiger und nonchalanter als der nächste um die Ecke kommt, "only gettin' better in time".
Blackalicious' Gift of Gab veredelt zusammen mit Clyde Kingrap und dem französischsprachigen Kollegen Abdominal aus Toronto "MC3". Large Professor begleitet - in gleich zwei unterschiedlichen Mixen - "Through Good & Bad". "You Gonna Learn": Na, wenn Ugly Ducklings Andy C das sagt ...
Von Schweden (Speech Defect) bis nach Australien (The Bamboos) reichen die Kontakte der Pariser Funk-Legionäre, und wer Shout-Outs von Diamond D und Afrika Bambaataa bekommt, darf diese "Words From ..." gerne auch stolz mit einem lässigen Beat unterlegt zur Schau stellen.
Zwischen die Rap-Tracks streuen Hugo und Suspect immer wieder instrumentale Nummern und Beat-Skizzen, die solides Handwerk an Reglern und Decks zeigen. Oben auf seiner Wolke sitzt J. Dilla und baumelt angesichts des Gebotenen vergnügt mit den Beinen.
Das einzige Manko dieser Platte besteht in ihrer gnaden- wie kompromisslosen Rückwärtsgewandtheit. The Funk League erfinden nicht nur weder Rad noch Schießpulver neu, sondern weichen nirgends, nicht mal für den winzigsten Schlenker, vom bewährten Weg ab. Das bleibt einfach auch dann noch ein bisschen feige, wenn das Ergebnis unbestritten zauberhaft ausfällt.
1 Kommentar
Nachm ersten Mal reinhörn klingt echt extrem fett. Das nenn ich guten Hip-Hop, die Black Eyed Peas sollen nach Hause gehn.