laut.de-Kritik
Sex, Gefühle, Verbrechen: Nichts rührt an der Gelassenheit des Vortrags.
Review von Dani FrommMan sollte meinen, sein über die Maßen erfolgreiches Debüt habe in The Games Kassen genügend Schotter für einen gut gefederten Straßenkreuzer gespült. Das Cover von "Doctor's Advocate" beschert mir allerdings ein Déjà vu: Wieder sind es nur einzelne Reifen, auf denen ein missmutig wie eh und je dreinblickender Mr. Taylor thront. Immerhin reicht es diesmal zu einem kompletten Satz. Überdeutlich die Referenz an "The Documentary": Ein Blick auf die Verkaufszahlen lässt den Plan, hier nahtlos anzuknüpfen, nicht gerade blöd erscheinen. Ich erwarte also schnittiges Westcoast-Material, bitteschön.
The Game enttäuscht nicht. Wunderbar locker rollt er die Beats entlang, flowt flockig um die Ecke, "walking down the streets in my all stars", und dann lässig geradeaus weiter in einen kalifornischen Sonnenuntergang. "Me and my mic can't be separated", und das ist auch gut so. Ein wenig schade nur, dass sein Stil - ebenso wie sein Gesichtsausdruck - in Stein gemeißelt scheint: The Game rappt über die Ladies aus dem Strip-Club in völlig identischer Weise wie über die harten Jungs in der Nachbarschaft. Sex, Gewalt, Gefühle, Verbrechen: Nichts rührt an der stoischen Gelassenheit des Vortrags.
Game-Entdecker Dr. Dre, dessen Geist freundlich aus dem Albumtitel winkt, lässt diesmal schön die Finger von der Produktion. Neben vollkommen unbekannten Nasen umfasst die Reihe der Beatlieferanten ansonsten aber, was Rang und Namen hat. Jay-Z-Produzent Just Blaze und Superstar Kanye West gehen erneut mit The Game ins Rennen. Die einzelnen Elemente in "Remedy" - der Basslauf, ein Isaac Hayes-Sample - versumpfen nicht in üppigem Matsch. Just Blaze setzt sie statt dessen schlicht und gekonnt in Szene. Warum allerdings ausgerechnet sein zweiter Beitrag, das ohnehin über die Maßen langatmige "Why You Hate The Game" über sage und schreibe neun Minuten ausgewalzt werden muss, erschließt sich mir ebenso wenig, wie die Notwendigkeit, in "Wouldn't Get Far" einen Vocal-Fetzen zu Tode zu schleifen.
Scott Storch verpasst "Let's Ride", dem obligatorischen Ausflug in die einschlägige Bar, einen angenehm dezenten Disco-Touch. In "Too Much" verbindet er perlende Klänge, Fingerschnippen, Streicher, Nate Doggs Gesangseinlagen und The Games den Rhythmus reitende Raps zu einem stimmigen, luftigen Gesamtbild. Konträr dazu drückt Swizz Beatz' dichte Komposition aus hämmernden Akkorden und Schreien in "Scream On Em" aufs Gemüt. Zweifellos: "Westcoast is back on the map." Sollte sie überhaupt jemals runtergefallen sein, erhält sie mit "California Vacation" eine neue Hymne. Die Kombination aus The Games Coolness, den unvergleichlichen Satzmelodien eines Snoop Dogg und zur Faust geballten Zeilen aus dem Munde Xzibits tröstet mich über den doch schon etwas angestaubten Mittneunziger-Sound problemlos hinweg.
Besonders in der zweiten Hälfte weist "Doctor's Advocte" schon einige Längen auf. "Bang", von Jellyroll hübsch mit etwas Percussion angerichtet, zieht sich dennoch wie Kaugummi, und auch vom in R'n'B-Schmalz frittierten "Around The World" (mit Beteiligung von Jamie Foxx) hätte mir eine halbe Portion vollauf genügt.
Dennoch überwiegen die Erfreulichkeiten: Opulenz sucht man vergebens, die Beats glänzen mit schlanker Eindringlichkeit. Will.I.Am bastelt aus Versatzstücken von Schooly D und Curtis Mayfield sowie ordentlich Bass und Dynamik das spannend konstruierte "Compton". Durch "One Night" weht leise Traurigkeit. Melodien kommen - wie "Doctor's Advocate" oder Hi-Teks überaus entspanntes "Ol' English" beweisen - keineswegs zu kurz. Und wer immer noch nicht glaubt, dass The Game "Da Shit" ist, dem sei es mit "It's Okay (One Blood)" eingehämmert. Eine bessere Wahl für die Singleauskopplung als diese basslastige, von Junior Reid veredelte Killernummer hätte man schwerlich treffen können.
9 Kommentare
ich finde das eine gute Kritik (besser als die zu The Documentary), obwohl ich nicht wirklich verstehe wie man the Doctor's Advocate mehr loben kann als sein Debut. Denn obwohl die Beats wirklich gut sind, fehlt meiner Meinung nach Dr. Dre als entscheidender Faktor, und die Texte von Game weisen auch deutlich darauf hin. "thinkin What the Fuck am I without a Dr.Dre Track, its still Aftermath and it aint none after that". ich finde es ein tolles Album aber es macht sich auch eine gewisse leere erkennbar, einerseits wegen dem erlangten Ruhm und erfolg, andererseits weil sein Idol nichtmehr am Album beteiligt ist.
absolut - "the documentary" war der klassiker - "doctor's advocate" fällt dagegen einfach ab.
viele im forum sehen das irgendwie anders, warum auch immer.
das kann ich mir kaum vorstellen. Ich meine okay, Lets ride und Too much hauen schon rein, Compton ist gut, die andern auch, aber man spürt finde ich dass das Album nicht ganz abgerundet ist, er wiederholt sich zu oft und die Tracks sind finde ich nicht wirklich gut angeordnet.
It's okay (One blood) remix feat. Jim Jones, Snoop Dogg, Nas, T.I., Fat Joe, Lil' Wayne, N.O.R.E., Jadakiss, Styles P, Fabolous, Juelz Santana, Rick Ross, Twista, Kurupt, Daz Dillinger, WC, E-40, Bun B, Chamillionaire, Slim Thug, Young Dro, Clipse and Ja Rule
http://www.prefixmag.com/mp3s/GAME-ONE-BLO…
ja leude hau s mir gerade rein...ich finde ebenfalls das mista d.r.e nicht fehlt,aber die reihenfolge könnte sorgfältiger sein...
mir ist aber insgesamt aufgefallen das die alben die so rauskommen wie sampler von dem jeweiligen artist wirken...(kann man bei doctors advocate nicht sagen,da ist schon dieses album gefühl)
bei wenigen wie z.b. commons "finding forever"
hat man noch richtig dieses "albumgefühl"...
c cya
@soulyah (« ja leude hau s mir gerade rein...ich finde ebenfalls das mista d.r.e nicht fehlt,aber die reihenfolge könnte sorgfältiger sein...
mir ist aber insgesamt aufgefallen das die alben die so rauskommen wie sampler von dem jeweiligen artist wirken...(kann man bei doctors advocate nicht sagen,da ist schon dieses album gefühl)
bei wenigen wie z.b. commons "finding forever"
hat man noch richtig dieses "albumgefühl"...
c cya »):
Das liegt meistens daran, dass immer der eigene Name geshouted wird. Beim Redman-Album ist das noch viel schlimmer, falls du das kennen solltest.