laut.de-Kritik
Die unnachahmliche Coolness des Schweinerocks.
Review von Steffen EggertNach einer gut zehnjährigen, verdienten und offenbar nötigen Kreativpause war die Hives-Welt mit dem Erscheinen von "The Death of Randy Fitzsimmons" (2023) wieder weitgehend in Ordnung. Ungewohnt schnell ziehen die Almquist-Brüder nebst Konsorten nun nach und vertreten wie immer augenzwinkernd die Großmaulrolle. Allein das Coverfoto von "The Hives Forever Forever The Hives" spricht Bände, zeigt es doch die komplette Mannschaft in pompösen, königlichen Gewändern und vernichtet bereits vor dem Erklingen der ersten Note jede Form von Ernst.
Was ist neu in der Garage? Zum Glück nicht viel, aber mit überbordenden Innovationen oder der Abkehr vom etablierten Handwerk hat sicher auch niemand gerechnet. Nach einem herrlich trashigen B-Movie-Intro hält die unnachahmliche Coolness des skandinavischen Schweinerocks Einzug. "Enough Is Enough" kratzt wie die Sau, was nicht zuletzt an der durchgehend verzerrten Gesangsstimme liegen dürfte, wird aber durch ein geil lebendiges Bassspiel und ein zeitloses Rock’n’Roll-Riff geerdet. ">Everyone’s a little fucking bitch, and I'm getting sick and tired of this" schimpft Pelle laut - viel passender könnte man eine solche Aussage kaum untermalen.
"Hooray Hooray Hooray" und "Bad Call" klingen wie eine Mischung aus Turbonegro, The Damned und den Stooges, oder streckenweise wie die Ramones auf 45 rpm. Dabei zeigt sich nicht nur eine regelrecht spürbare Spielfreude, sondern auch das Zugeständnis an des Schusters Leisten bei denen man in einigen Fällen einfach bleiben sollte.
Einige Songs spielen gekonnt mit waghalsigen, smarten Rhythmusübungen, wie etwa das melodische, leicht 50s-lastige "Born A Rebel" mit seiner verrückten Orgel oder der gutgelaunte Garagerocker "Paint A Picture". Die darin platzierten Tempiwechseln lassen sich im ersten Moment gar nicht richtig greifen und bauen gekonnt eine gewisse Spannung auf. Die meisten Nummern bewegen sich irgendwo zwischen postmodernem Indierock, rotzigem Punk und Hardcore und scheinen direkt für die große Bühne entworfen worden zu sein.
"Roll Out The Red Carpet" oder "Legalize Living" sind schlicht und ergreifend gute Rocksongs mit viel Gespür für griffige Harmonien, die lebendig und locker an stets der richtigen Stelle im Album auf ihren Aufritt warten. Hin und wieder treten psychedelische oder auch leicht poppige Ansätze zutage. Letztere finden eher dezent im leicht sperrigen "Path Of Most Resistance" und deutlich weniger dezent im leicht albernen Titeltrack zum Ende des Albums ihre Höhepunkte.
An der Produktion sind übrigens Beastie Boy Mike D und beratend auch Steinzeitkönigin Josh Homme beteiligt gewesen. Ob man das im speziellen hört, muss jeder für sich entscheiden. Mit "The Hives Forever Forever The Hives" hat die stets gut gekleidete Truppe jedenfalls erneut ein typisch kurzweiliges und vor allem würdiges siebtes Album vorgelegt, das wie immer für die Bühne geschaffen wurde.
4 Kommentare mit einer Antwort
Gefällt mir besser als das vorherige, da meines Erachtens (im Rahmen der Möglichkeiten) etwas abwechslungsreicher, und mit "Legalise Living" und "Roll ou the red carpet" sind zwei sehr gute Songs drauf. "Paint a Picture" ist die schwächere Version von "Good Samaritian" (Tempowechsel) aber immer noch absolut gut. ABER: das Album kommt zu keinem Moment an die neue "The Good, The Bad and The Zugly" ran, die, wie immer, über jeden Zweifel erhaben ist.
Wa-wa-wa-was, es gibt eine neue The Good, the Bad and the Zugly??? Her damit!
Die Hives gehen irgendwie immer, ich fand die letzte ging mehr ab, aber das war es auch an Beschwerden.
Vom besten Song des Albungs: "Bad Call" gibt's ne live version auf yt von vor 15 Jahren. Dachte schon beim Hören, das klingt verdächtig nach good ol' Hives.
Erste Platte seit "Tyrannosaurus Hives", die ich gut durchhören kann. Auch wenn kein einziger Überhit drauf ist.