laut.de-Kritik
Die Antithese zum Antichristen.
Review von Yan VogelDie Antithese zum Drei-Stunden-Epos "Beloved Antichrist" heißt "Leviathan". Therion frönen auf ihrem 17. Album der schnellen Nummer und spendieren ihren Fans ein Album, das gänzlich ohne Längen auskommt - und aus Sicht von Bandkopf Christoph Johnsson nur Hits enthält. Therion starteten Ende der Achtziger unter dem Banner Blitzkrieg. Hier schließt sich auch ein Kreis, denn so schnell kamen die Schweden noch nie ins Ziel.
Und natürlich schießen Johnsson und Co. gerne über das Ziel hinaus. Die Spielart des Symphonic Metal gibt den Ton an. Nightwish, Epica und Within Temptation nicht als Einflüsse zu nennen, hieße Sopranistinnen in die Oper zu tragen. Auch die deutschen Breitwand-Härtner Avantasia und Blind Guardian oder der holländische Premium-Export Ayreon dienen als Referenz.
Dabei schippern die Schweden nah an ihrem opulenten Sound, den sie bereits um die Jahrtausenwende mit Werken wie "Theli" und "Secret Of The Runes" perfektionierten und ihnen den zweifelhaften Ruf als Rondo Veneziano des Metals einbrockten. "Komm' mit mir und reise für immer auf den Wellen der Zeit" heißt es im deutschsprachigen Refrain zum Track "Die Wellen Der Zeit". Die leicht folkigen Anklänge in Harmonie und Melodie verstärken den ternären Rhythmus. Durch die Chöre und das Orchester-Arrangement lehnt sich die Band wie schon in der Vergangenheit an Richard Wagners musikalischen Größenwahn an.
Mit "Great Marquis Of Hell" durchbricht ein Uptempo-Track den opulenten Reigen mit einem Refrain, der auch Helloweens Michael Kiske gut zu Stimmbändern stünde. "The Leaf On The Oak Of Far" punktet mit dem Wechsel aus kraftvollen Vocals von Thomas Viktström und der angenehmen Stimme von Lori Lewis. "Tuonela" und der Titeltrack sind klassische Faustschwinger und wie gemacht für die großen Bühnen.
"Aži Dahāka" kredenzt einige Orientalismen, pflügt durch die phrygische Tonleiter wie einst Skiass Felix Neureuther beim Slalom durch den Stangenwald und hätte auch auf "Deggial" stehen können. In der zweiten Albumhälfte pflegen Therion mehr epische Momente in den Sound ein und üben sich mit "Nocturnal Light" und "Ten Courts Of Diyu" in der Kunst des Storytellings.
Eine Verfeinerung oder gar Weiterentwicklung des bandeigenen Sounds stellt "Leviathan" sicherlich nicht dar. Die Best Of aus neuen Songs, die Kurzweil und Abwechslung garantieren, dürfte bei den Fans aber angenehm durchrauschen.
3 Kommentare mit einer Antwort
Kannte die Band vorher nicht, Album ist richtig geil klare fünf Punkte
"...und ihnen den zweifelhaften Ruf als Rondo Veneziano des Metals einbrockten."
Endlich spricht es mal jemand aus... denn ganz genauso klingen sie (zumindest zu Theli-Zeiten... neuere Sachen kenne ich nicht).
Fand Deggial früher mal ganz annehmbar, aber das hier ist fürchterlichster Orchester-Schmonz.
Man könnte fast meinen, zu viel Orgel...