laut.de-Kritik
Farid Bang hat Recht: Musik für den Arsch.
Review von Dani FrommNiemand soll behaupten, 18 Karat transportiere keine echten Gefühle. "Je M'Appelle Kriminell" weckt welche. Es lässt in beispielloser Ratlosigkeit und totaler Resignation zurück, und ohne jeden Hauch einer Ahnung, warum zum Henker es diese Platte überhaupt gibt.
18 Karats Originalität erschöpft sich im Titel. Der grüßt hübsch Richtung Scooter, j'adore. In zwei von drei Tracks wieder und wieder wiedergekäut, büßt allerdings auch die gelungenste Formulierung ihre Wirkung ein. Schade.
Es passt aber bestens ins dröge Bild: Dass 18 Karat nichts zu erzählen und darüber hinaus nahezu keine Skills hat, zeigten längst "Pusha" und dessen Aufguss "Geld Gold Gras". Jetzt verhökert er das gleiche elend langweilige Album ein drittes Mal. Ohne auch nur den Anflug einer neuen Idee. Oder überhaupt einer, wozu auch? "Mir ist alles scheißegal."
Schon ein flüchtiger Blick auf die Tracklist macht jede Hoffnung zunichte, es könne sich im Universum des Dortmunders irgendetwas getan haben. Es geht um "Euros, Yen, Dollar" (leider so vernuschelt ausgesprochen, das es, fast niedlich bescheiden, nach "Eurocent, Dollar" klingt), um "Money" und "Money Over Bitches". Ausgeleierte Phrasen wie diese und überstrapazierte Filmtitel ("Carlitos Way", "Boyz In The Hood") etikettieren die Mafiascharade.
Die gebetsmühlenartig beschworene Kohle macht 18 Karat - wo auch sonst? - "Immer Auf Der Straße" oder in der "Unterwelt", is' klar. Es geht um nichts anderes als um Profit. Was die Behauptung aus "FMFL 3.0", "Verkaufe mich für keinen Cent" einigermaßen lächerlich wirken lässt. Wenn sich alles immer nur ums Geld dreht, was ist das dann anderes als Hurerei?
"Vom Dealer Zum Rapstar" hat 18 Karat es gebracht. Behauptet er zumindest unentwegt. Was ihn erstaunlicherweise keineswegs dran hindert, sich weiterhin zu Dortmunds Gangsterboss Nummer eins aufzuplustern, der mit der "9 Milly" im Handschuhfach des "V8" durch die Straßen gurkt, wenn er nicht gerade seine Autoscheiben panzern lässt. Der Job als Rapstar erscheint da, genau wie das Berufsbild "Syndikatschef", doch unrealistisch wenig tagesfüllend.
Der ewige Tanz ums Goldene Kalb könnte ein bisschen weniger langweilen, fiele den Protagonisten dann wenigstens irgendetwas Interessantes ein, das sich mit dem (angeblich) illegal angehäuften (angeblich) grenzenlosen Reichtum anstellen ließe. Aber dafür reicht die Phantasie nicht.
"Bitches, nackt, im Drogenlabooor, die Maske liegt im Tresooor, Nutten aus Ecuadooor, so stell' ich mir das vooor." Außer für willige Weiber, die Wumme und den V8 Biturbo gibt 18 Karat noch acht Riesen für die hässliche Maske und noch ein paar mehr für "Gucci & Versace" aus. Das wars. Um weitere Verwendungsmöglichkeiten für die zusammengerafften lila Scheine zu ersinnen, ist der Horizont hinter dem güldenen Brett vorm Kopf wohl einfach zu beengt.
So wenig abwechslungsreich wie die Inhalte, so uniform die musikalische Ausgestaltung. Vier Takte lang bekommt jeder Beat Zeit. Noch ehe man entscheiden kann, ob das Instrumental eventuell irgendetwas Besonderes zu bieten haben könnte, plärrt zuverlässig 18 Karat los, in immer gleicher, angestrengter, dabei komplett ausdrucksloser Manier.
Seinen Wortbrockenhusten aus Mafia- und "Narcos"-Hashtags unterbrechen unzählige Featuregäste, die wenigstens für ein bisschen Abwechslung sorgen. Oder doch immerhin für verständnisloses Kopfschütteln. "Versattsche, Versattsche!" Guck an! Capital Bra kann nach all den Jahren die Namen seiner favorisierten Designer noch immer nicht aussprechen.
Die autogetunete Hook, die Veysel da in "Vom Dealer Zum Rapstar" zusammenjodelt, kann einfach niemandes Ernst sein. Und warum, bitte, verbrennt Summer Cem, ebenfalls per Effekt auf der Stimme, im Chorus von "Eskalieren" sein einziges Alleinstellungsmerkmal? Immerhin sind die Tracks gnädig kurz, reißen kaum jemals die drei Minuten-Marke.
Ein einziger Titel spricht mich irgendwie an: "Warum" frag' ich mich schon die ganze Zeit. Warum nur? Einen lustloseren Auftritt hat Kollegah lange nicht hingelegt, das dumpf-stumpfe Umfeld scheint übelst abzufärben. Die Kombination der Behauptung "Ich werde weiser" mit der an Ungelenkheit schwer zu überbietenden Holperei "viele Jahre gehen um" birgt hier jedoch keineswegs die größte Diskrepanz.
Auf einem Album, das ununterbrochen den kriminellen Lifestyle, was immer das sein soll, glorifiziert, ernsthaft die Zeilen "Warum schauen die Kids zu uns auf, als wären wir Polarsterne? Und warum liefern wir Rapper dann nicht mehr Moralwerte?" zu platzieren, pulverisiert wirklich jede Restlogik.
Statt der von Kollegah (angeblich) vermissten "Moralwerte": Fick die Polizei. Fick auf Vater Staat. Fick euren Hype. Fick auf das Zollamt. Fick die Welt, ich will Geld. Fick auf Rap. Fick auf Beat. Fick auf Bass. Fick' deine Freundin. Klatsch' deiner Mutter meinen Schwanz ins Gesicht. "Dieses Album ist Deutschrap sein Friedhof", DAS stimmt zur Abwechslung sogar. Jeder, der für deutschen Rap hiernach nichts als Verachtung übrig hat, genießt vollstes Verständnis.
Darüber, wie weit unten man angekommen ist, wenn einem Farid Bang wie ein lyrischer Höhepunkt vorkommt, möchte ich eigentlich gar nicht weiter spekulieren, das wird zu deprimierend. Der Oberbanger hat jedenfalls die mit Abstand beste Idee auf "Je M'Appelle Kriminell": "Wer diesen Song jetzt fühlen will", eröffnet er "Bandolero", "der steckt sich den Kopfhörer in den Arsch." Macht das. Eine sinnvollere Maßnahme im Umgang mit dieser traurigen Scheiße fällt mir auch nicht ein.
12 Kommentare mit 26 Antworten
Ihr solltet für so ein Machwerk 0er Wertungen einführen.
Deutscher "Gangsta"-Rap in a nutshell. Dass der Knilch überhaupt noch bei Banger gesignt ist, wundert mich schon.
Mich wundert das man so etwas weiß
Öööh....zur meiner Entschuldigung: Oben unter dem Albumtitel steht's immer!1
Richtig aber was macht „Banger“ so erhaben das eine Pfeife wie 18 Karat da nicht veröffentlichen sollte?
Er ist imo selbst für die dürftigen Label-Verhältnisse (Farid eigentlich mit Abstand der Talentierteste) zu schlecht, so war das gemeint. Leider sind zumindest 18 Karats über Banger releaste Alben bisher immer in der Top5 gelandet, doof!
Naja wir wissen ja jetzt auch wie es funktioniert
"18 Karats Originalität erschöpft sich im Titel. Der grüßt hübsch Richtung Scooter, j'adore. In zwei von drei Tracks wieder und wieder wiedergekäut, büßt allerdings auch die gelungenste Formulierung ihre Wirkung ein. Schade."
"Je m'appelle kriminell" heißt übrigens übersetzt "Ich heiße kriminell". Eine äußerst gelungene Formulierung.
was du nicht sagst.
ich hätte schwören können, in der französischen schriftsprache muss pro wort mindestens 2x ´oder `oder ^ vorkommen
Müll
Gehört meiner Meinung nach zu den 5 besten Alben bisher und hat vielleicht sogar Potenzial zum Klassiker
Du hast recht, das Ding hier gehört auf alle Fälle zu den besten 5 Alben von 18 Karat.
Hör dir das Album mal unvoreingenommen an. Wirst schon merken wie gut es ist
Pruuust....You made my Day!
Wie kann man eigentlich so verdammt respektlos sein? Ob ihr die Musik feiert oder nicht ist eure Sache, aber man könnte wenigstens eine sachliche Review dazu durchführen und neutral bleiben anstatt zu beleidigen. Ihr braucht mir auch nicht mit "Das macht er doch auch" so zu kommen.
1. Ist es bei ihm eine Form der Kunst (ja es ist Kunst ob es euch passt oder nicht)
2. Selbst wenn ihr das persönlich nehmt, seid ihr durch diese Review genau auf demselben Niveau wie er mit seinen Songs.
PS: Album kriegt von mir 3/5, war ok aber trifft nicht so ganz meinen Geschmack
....warum hältst du nicht einfach die Fresse?