laut.de-Kritik
Neun Jahre warten - auf einen neuen Song.
Review von Kai ButterweckSeit neun (!) Jahren lechzt die A Perfect Circle-Fangemeinde nach neuem Material. Nun ist es endlich soweit. Doch bevor sich Uninformierte wie hungrige Wölfe auf das neue Werk der Prog-Rock-Mannen um Sänger Maynard James Keenan stürzen, sollte man der Form halber erwähnen, dass sich lediglich fünfeinhalb Minuten von "Three Sixty" als bisher ungehört und wirklich neu präsentieren.
Die Rede ist vom Song "By And Down" – einem wirklich gelungenen, sich steigernden dynamischen Juwel, das so ziemlich alles auffährt, was der elitären Fangefolgschaft lieb und teuer ist. Als da wären: Vertrackte Rhythmen, sphärische Synthies, pointierte Gitarren - und natürlich Keenans mystisches Organ. Passt alles. Wunderbar. Vielen Dank.
Was Fan jedoch mit dem Rest des Materials anfangen soll? Die Erklärung: Das Label forderte die vertraglich zugesicherte Standard-Greatest-Hits ein. Und so unterscheiden sich die vier auf der Deluxe-Version enthaltenen Livetracks ("People Are People", "3 Libras", "Gravity", "Fiddle And The Drum") nur unwesentlich von den zahllosen Versionen, die bereits seit Jahren durchs World Wide Web wabern. Alle anderen muss man daheim nicht lange suchen, was bei lediglich drei bisher veröffentlichten Alben keinen wundert.
Und so überwiegt am Ende doch der Frust über ein Werk, das letztlich nur einem Zweck zu dienen scheint – Kohle machen. Denn nach drei Alben und einer anschließenden jahrelangen Schaffenspause mal eben so mit einer Best Of-Compilation um die Ecke zu kommen, lässt nun mal keinen anderen Gedanken zu.
Und all denjenigen, die jetzt die Finger heben und daran erinnern, dass ein derartiges Album doch an all die Neuankömmlinge gerichtet sei, die sich einen kompakten Eindruck von der Band verschaffen können, denen sei gesagt: Das Interesse an einer Band, die in Sachen Neuveröffentlichungen quasi ein Jahrzehnt auf Eis lag, dürfte bei Nichtkennern gen null tendieren. Auch wenn ihnen dabei eines der wohl innovativsten Nebenprojekte der jüngeren Rockgeschichte durch den Radar schlüpft.
26 Kommentare mit 16 Antworten
Alle warten auf Tool... So siehts doch aus!
so siehts in der tat aus. mit apc konnte ich auch noch nie richtig was anfangen, die waren im vergleich zur hauptband einfach zu uninteressant, trotzdem ne gute band aber kein vergleich zu tool.
yes!
1 neuer song, vielen dank liebe labelpolitik. wenigstens der ist zugegeben sehr dufte.
Das neue TOOL wird wohl nie kommen und wenn ... dann wird das neue Chinese Democracy
Ich habe soulburn eher so verstanden als wirke eine Platte wie "10,000 Days" im nächsten Jahr anachronistisch. Nicht dass das Album 2005 anachronistisch geklungen hätte.
jenzo to the rescue! Danke, war tatsächlich so gemeint, auch wenn ich es noch immer als ungeschickt formuliert von mir empfinde.
Das "Wir schreiben keine Aenima-Songs mehr, weil wir alle woanders im Leben stehen und keine Aenima-Stimmung mehr haben"-Thema kam ja auch schon öfters von der Band selbst auf, gut, dass Caf das nochmal angeführt hat. Tatsächlich empfände ich aber ein Soundgewand der 10.000 Days im nächsten Jahr als anachronistisch, genauso wie ich die Lieblingsintervalle von Adam Jones der letzten 15 Jahre inzwischen als reichlich ausgelutscht für den Tool-Kontext empfinde.
das habe ich auch so verstanden und knabbere immer noch an der Aussage. Das bezweifel ich nämlich stark.
Allerdings bin ich mir persönlich nicht sicher, ob ich da nicht allgemein etwas mit "musikalischer Qualität" verwechsle.
maynard ist leider über den punkt mit musik geld machen zu müssen schon lange weg. in einigen interviews hat er betont, dass sein schwerpunkt im moment das weinmachen ist (wtfpodcast etc). Und dann werkelt er auch noch mit Tool (Kopf), APC (Herz) und Puscifer (Penis) an Musik. Da ist doch klar, dass da nicht viel rumkommt. So schade wie das ist.
Finde es trotz dem ein geiles Album. Die Live Schnitte kannte ich bisher noch nicht. Fiddle and the Drum , Gänsehaut...