laut.de-Kritik
Bibelfeste Banger aus dem Bugatti.
Review von Stefan JohannesbergDie emotionale Predigt entführt einen schon im Opener in eine Kirche am stauben Stadtrand irgendwo im Süden der USA. Die Orgel vibriert, der Pastor puscht die Gemeinde in den Halleluja-Himmel - und die bibelfesten Banger beginnen.
Ace Hood nimmt das intensive Intro auf und rappt auf dem folgenden Titeltrack im energischen Meek Mill-Style – nur mit mehr Herzblut und Bodenständigkeit. Er erzählt von dem Tod seiner Tochter und seiner Mutter, spittet gegen Spott und Neider im Laufe seiner Karriere. "Ain't no way I'm givin' up".
Das Produzententeam The Renegades versorgt Ace dabei mit einem topproduzierten, frisch und hart pumpenden Beat. Gleiches gilt für Cardiaks "Another Statistic". Auf dem straighten Kopfnicker drosselt Ace "God bless Trayvon Martin / I'm in my Hoodie" Hood seine Energie und droppt Knowledge wie ein New Yorker in den 90ern.
Was neben der vielschichtigen Verse besonders beeindruckt: Ace macht Alltagsbeobachtungen zu Abreißern aller Clubs. Im hart rollenden Sonny Digital-Tune "Before The Rollie" beschreibt er wieder mal sehr bildhaft seinen Hustle und Struggle – selbst im "Before"-Hook. Gleiches gilt für den Mike will made-Sommerhit "Bugatti". Den "Woke up in a new Bugatti"-Refrain schreit Hood förmlich durch die Booth. Und es ist nicht seine Edelkarre, sondern die von T-Pain. Ace hat einfach zu viel gefeiert und wacht besoffen im Bugatti des Freundes auf. Dass man die Zeile auch locker als Synonym für den American Dream im Rapgame halten kann – geschenkt.
Überhaupt Hooks: Im folgenden "We Outcha" kopiert er gar Autotune-Ass Future – und dass recht schmissig. Danach wechselt Ace wieder in den real Emcee-Modus. Auf dem von Boi1da – man merkt, Labelchef Birdman ließ ein saftiges Budget springen – gelaceten Drive By-Schleicher "We Dem Niggas" spittet er durchgehend geradeaus wie ein 100-Meterlauf.
Die einzigen Langweiler tauchen statt in Gospel- oder Soultiefen in ein Waschbecken voll Weichspüler-R'n'B. Auf dem "The Come Up" croont Anthony Hamilton, auf "Rider" der werte Chris Brown. Überflüssig wie nach einem Lottogewinn.
Die melancholisch nachdenklichen Pianoloops auf "Hope" passen hier viel besser zum emotionalen, intensiven Rapstil und den "Von Innen Nach Außen"-Lyrics des Ace. Genau wie die christlichen Lyrics. "Pray For Me", "My Bible", "Have Mercy" – der Florida-Native beendet das Album, wie er es begann. Mit Bodenständigkeit und bibelfesten Bangern. Gut so, gib dir und uns hope, Ace Hooda.
2 Kommentare
klingt interessant
"Überflüssig wie nach einem Lottogewinn":D
Kann mich ansonsten auch nur anschließen, wirklich gutes Album. Hatte nach dem großartigen Starvation aber auch nichts anderes erwartet.