laut.de-Kritik
Hübsch intonierter Poprock statt Metaloper.
Review von Michael EdeleFreunden der härten Klänge ist der Name Amanda Somerville schon seit geraumer Zeit ein Begriff, taucht die Dame doch immer wieder im Zusammenhang mit diversen Metal-Opern auf. So war sie am "Aina"-Werk maßgeblich beteiligt, ist für Ayreon immer eine sichere Bank und war sogar zuletzt mit Avantasia auf Tour.
Über die stimmlichen Qualitäten der Dame muss also kaum mehr was gesagt werden. Fragen in Sachen Optik lässt das Cover eigentlich auch nicht offen. Bleibt nur noch zu klären, ob sich der geneigte Metalfan auch dem zweiten Solowerk der amerikanischen Sängerin widmen sollte, die mittlerweile seit gut zehn Jahren in Deutschland lebt. Gleich mal vorne weg: Klares NEIN! Zumindest wenn man sich als Metaller jeglichen anderen Musikrichtungen verweigert.
Das ist bei mir nicht der Fall, dennoch werde ich mit "Windows" nur schwerlich warm. So verrucht die Dame auf dem Cover wirkt, so wenig entspricht das dem Album - was aber kein Merkmal für fehlende Qualität sein soll. Was sie stimmlich auf dem Kasten hat, hat sie schon oft genug unter Beweis gestellt, so auch hier. Das Problem ist ebenso wenig, dass Amanda nur selten wirklich rockig zur Sache geht.
"Mayday" ist ein mit leichter Trip Hop-Rhythmik unterlegter Einstieg, der im Refrain gute Laune verströmt. Eigentlich ein ganz ordentlicher Einstieg, doch "Point Of Safe Return" kratzt schon ein wenig an meinen Nerven. "Dududu, nanananana" heißt es da, so ziemlich genau die Art "Texte", die den Lala- und Nerv-Faktor enorm hoch treiben. Die Frau ist ohne Frage eine tolle Sängerin, aber die eigene Identität kommt auf den Songs kaum zum Vorschein.
Man hört Einflüsse von Tori Amos ("Moth") oder Pink in den rockigen "Inner Whore" und "Out". Allerdings muss man auch einräumen, dass "My Song For You" oder das mit Flamenco-Anleihen verzierte "Clean" nicht weit von Chartthemen wie Beyoncé oder Alicia Keys entfernt liegen. Daraus kann man Amanda an sich ebenfalls keinen Strick drehen, vor allem wenn man weiß, dass sie ihre Songs auch tatsächlich selber schreibt und in sämtliche Belange integriert ist.
Von den sonst vorherrschenden Rock/Pop-Schemata weicht die Sängerin vor allem in "Carnival" ab. Der Song beginnt mit Klavier und Akkordeon-Klängen und besitzt entsprechend Chanson-Appeal. Gesanglich zeigt sich sie sich hier wandelbar wie selten zuvor. Ebenfalls erwähnt gehört die vom Klavier getragene Ballade "Sometimes": Im typischen 50er/60er-Variete-Stil gibt es hier Streicher und elegante Roben. Auf "Windows" dominieren insgesamt jedoch die chilligen Klänge, denen sich wie in "Get Me" auch mal eine E-Gitarre zur Seite stellt, die in "All That I Am" und dem abschließenden Titeltrack aber auch mal nur auf Klavier und Gesang basieren.
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