laut.de-Kritik

Konzept-EP aus Versehen. Huch?!

Review von

Keinen Bock mehr auf Konzepte habe er, ließ BRKN im Vorfeld dieser EP verlauten. Nach der thematisch doch eher harten Kost von "Drama": eine nachvollziehbare Haltung. Er wolle nun "einfach mal machen", so der Kreuzberger, frei drauflos Songs schreiben und die dann auch veröffentlichen, ohne dass erst mehrere Jahre ins Land ziehen müssen. Okay!

Paradox, dass ausgerechnet diese Vorgehensweise in der möglicherweise schlüssigsten Veröffentlichung in BRKNs kompletter Diskografie resultiert. "Rahat" wirkt vom Titel übers Intro, die Abfolge von Themen und Atmosphären bis hin zum resümierenden "Laylow Freestyle" einfach nur konsequent.

"Rahat", habe ich gelernt, bedeutet "Ruhe". Diesen seligen Zustand hat BRKN noch lange nicht erreicht, das verdeutlicht direkt das Sample im Intro: "Ich schlag mich echt gut, und das ist auch okay. Aber ich will mich gar nicht mehr schlagen. Ich will mich nicht mehr durchschlagen müssen, Tag für Tag. Ich will endlich Ruhe, Frieden, sanft und sicher."

BRKN mag kampfesmüde sein, ordentlich gebeutelt auch. Schlapp oder ideenlos allerdings kein Stück. Er hat ja auch immer noch reichlich zu erzählen, und seine "Parts brechen Herzen, Beats brechen Knochen", wie er gleich im ersten "richtigen" Track "Sad In Mérida" klarstellt. Die Prioritätenliste gibts dazu: "Pfleg' die Seele, mache Geld, zeig' der Crew Love." (Ohne Ranking, wie er im Interview nachgeschoben hat.)

"Ein bisschen Therapie würde nicht schaden", empfiehlt BRKN gleich darauf. Seine "Therapie" beweist, dass eine Auseinandersetzung mit den eigenen Dämonen und Zweifeln, der inneren Eiszeit und angeknackstem Selbstwertgefühl überhaupt nicht dropsig klingen muss. Bei BRKN passt da sogar ein Saxofonsolo ins Bild.

"Seit Du Weg Bist" thematisiert, der Titel lässt es ahnen, schon wieder eine Trennung. Allerdings richtet BRKN sein Augenmerk hier weniger auf die abwesende Person, sondern seziert sein eigenes Empfinden, seine Reaktionen auf den Verlust und durchaus auch seine Verwunderung darüber, wie die zuweilen ausfallen.

Auf das Ende folgt logischerweise der Neuanfang ohne einander: In "Never Love You Again" lässt BRKN das Tanzflächenmonster zusammen mit seinem spätestens hier unverhohlenem Faible für House von der Leine: ein schweinemäßig tanzbares, endgroovy Ding, das. Hier darf auch sein innerer Rapper einmal wieder an die frische Luft

Zum (vorläufigen) Schluss zieht BRKN per "Laylow Freestyle" Bilanz. Auch wenn die nicht uneingeschränkt positiv ausfällt, insgesamt sogar "mehr Lows als Highs" verzeichnet, bleibt doch das Gefühl, dass BRKN auf einem guten Weg ist, den angestrebten Zustand, "Rahat", irgendwann auch zu erreichen.

Er hat also "einfach mal Songs geschrieben", ohne übergeordneten Plan, und - huch! - die fügen sich dann so zusammen: das Ziel per Titel anvisiert, den eigenen Zustand, den Beziehungsstatus und die aktuelle Gemütslage analysiert und am Ende gekuckt, wo man steht. Sorry, BRKN, du hast es vielleicht nicht beabsichtigt, aber: Auch ganz ohne Konzept ist das eine astreine Konzept-EP geworden.

Die musikalische Bandbreite täuscht übrigens absolut über das beschränkte Format hinweg. Wenn BRKN in gerade einmal fünf Tracks plus Intro schon Rap und Gesang, R'n'B, House, Soul, 80er-Pop, Elektro und eine klassische Klavierballade unterbringt, zieht man sich besser jetzt schon warm an bei dem Gedanken, was er erst alles in ein "richtiges" Album gestopft bekommt. Das macht er dann hoffentlich auch "einfach mal so", und bitte bald.

Trackliste

  1. 1. Rahat Intro
  2. 2. Sad In Mérida
  3. 3. Therapie
  4. 4. Seit Du Weg Bist
  5. 5. Never Love You Again
  6. 6. Laylow Freestyle

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