laut.de-Kritik
Poppige R'n'B-Songs ohne Ecken und Kanten.
Review von Alexander EngelenErinnert sich noch jemand an TQ? Der weichgespülte Rap-Sänger, der erst musikalisch stolz seiner Westcoast huldigte, um dann nach Jahren der Abstinenz gemeinsam mit Sarah Connor die Zuhörer mit seinen Bettgeschichten zu nerven? Baby Bash tritt nun als neuer singender Kalifornien-Representer die ruhmreiche Nachfolge des Vorgenannten an. Außer der Herkunft haben die Beiden aber noch mehr gemeinsam. Sie wollen sich nicht nur auf ihre Sänger-Rolle reduzieren lassen, sondern versuchen sich mehr schlecht als recht an den Künsten des Sprechgesangs.
Im Großen und Ganzen liefert das junge Gesangstalent auf seinem Debüt-Album poplastigen R'n'B ohne Ecken und Kanten. Durch das berechnende Zusammenmischen einer Portion Coolness, einer Prise Realness und einem guten Stück Massenkompatibilität sind jegliche Lichtblicke abgeschliffen worden. Die erste Single-Auskopplung "Suga Suga" gibt den Weg des gesamten Albums vor. Ein seichter R'n'B-Beat agiert als Kulisse für den schmalzigen Singsang Baby Bashs, den gelegentlich wenig aussagekräftige Rap-Parts unterbrechen.
Dabei lässt es sich der Sänger nicht nehmen, neben zahlreichen tristen Gast-Rappern ab und an selber die Rolle des zungen-agilen Wortakrobaten einzunehmen. Doch die lyrischen Ergüsse des Protagonisten und seiner Gäste sind ohne eine Ausnahme so farblos wie das lächerliche Schwarz-Weiß-Bild im Booklet. Sowieso ist es eine ziemlich schwache Vorstellung, wenn lediglich zwei Songs der Platte ohne ein Feature auskommen.
Die Auswahl der Tracks lässt sich kurz und bündig umreißen: "Yeah Suh!" ist die Tigerenten-Club Version von Lil Jons Clubhit "Get Low". "On Tha Curb" erzählt, was ein aufstrebender R'n'B-Star so tagtäglich am Bordstein erlebt. Auf "Sexy Eyes (da da da da)" versucht sich Baby Bash an einem Remix des gleichnamigen Dr. Hook-Klassikers. Jedoch scheitert er, wie sein Berliner Homie Bürger Lars Dietrich Jahre zuvor, kläglich. Auf "Oh Wow" geht dann die Synthie-Klatsche kräftig nach hinten los, denn der Song ist nicht minder unterhaltungsarm wie seine Vorgänger.
"It's the modern day Jimi Hendrix!" heißt es auf "Weed Hand" und setzt der jugendlichen Überheblichkeit die Krone auf. Denn die Vorliebe für ein THC-haltiges Rauschmittel ist beim besten Willen die einzige Gemeinsamkeit der Beiden. Da sich ein innovationsfreudiger Jungstar natürlich nicht auf ein Genre reduzieren lässt, gibt sich Bash in "Early In The Morning" und "Changed My Life" als Billig-Kopie der Ska-/ Reggae-/ Punk-Kapelle Sublime. Es stellt sich schnell heraus, dass wie der Schuster bei seinen Leisten, Baby Bash bei seinen nichtssagenden, poppigen R'n'B-Beats bleiben sollte.
Auf dem Rest der Platte folgt er diesem bescheidenen Rat und sammelt im Endspurt noch einige Pluspunkte. Trotz nervendem Refrain geht die träumerische Harfe auf "Don't Disrespect My Mind" gut ins Ohr. Außerdem lässt der Remix zur ersten Single-Auskopplung "Suga Suga", dank Ragga-Einfluss, zum ersten Mal den Kopf des gelangweilten Zuhörers nicken.
Den großen Wurf wird der junge Sänger auf jeden Fall nicht mit seinem Debüt-Album landen. Zu seicht klingen seine gefühlvollen Säuseleien und zu aufgesetzt die Verherrlichung von Betäubungsmitteln. Für die weitere Karriere sage ich ihm eine Kollaboration mit Sarah Connor voraus. Vielleicht verhilft ihm ja die junge Mutter zu einem Achtungserfolg.
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