laut.de-Kritik
Sonische Reklametafel im Fantasy-Schlachtfeld.
Review von Manuel BergerGute Zeiten für Battle Beast-Fans: Ex-Chefsongwriter Anton Kabanen veröffentlichte erst vor gut einem Monat das zweite Album seiner neuen Combo Beast In Black, jetzt legt die Urband ihr fünftes nach. Die organisierte zum ersten Mal echte Streicher für die Aufnahmen und machte sofort eifrig davon Gebrauch. Das Ergebnis ist ein deutlicher Symphonic-Ruck im knallbunten Pop-Metal der Finnen mit stellenweise überladenen Arrangements.
Der intensivierte Orchesteranteil markiert inzwischen auch den größten Unterschied zu den grob noch immer ähnlich ausgerichteten Beast In Black. Die Power Metal-DNA, die in Kabanens Songs noch deutlicher vorhanden war, weicht auf "No More Hollywood Endings" einem Nightwish-Bombast und punktuell neoklassischem Metal. "Eden" würde hervorragend in die Annette Olzon-Phase passen. Ins Album starten Battle Beast gar mit martialischen Background-Chören und Hörnern, die klingen als würde gleich eine Fantasy-Schlacht entbrennen.
"Unbroken" stellt sofort klar, dass die größte Stärke der Band nach wie vor die Verquickung von modernem Heavy Metal und 80s-AOR ist. Die bei Letzterem perfektionierte Dominanz großer Vocal-Lines haben Battle Beast mittlerweile perfektioniert. Sängerin Noora Louhimo thront über der Komposition und die Instrumentalisten agieren alle höchst songdienlich. Nur selten steht ein Gitarren- oder Keyboardriff für sich selbst, die Soli und Leads bleiben kurz, aber pointiert und eingängig. Bestes Beispiel dafür ist einmal mehr der Titeltrack.
Für Referenzensucher ist das Album eine wahre Fundgrube. Unverhohlen erinnern Battle Beast an große Hits und Bands und beschränken sich dabei keineswegs nur auf die glorreichen Achtziger. Bei "Unfairy Tales" zitieren sie gleichzeitig P!nks "U + Ur Hand" und Bon Jovis "It's My Life", durch "The Hero" geistern "Maniac"-Drums und "Endless Summer" klingt als hätten Asia und Roxette gemeinsam einen Song aufgenommen.
Unweigerlich müssen sich Battle Beast so auch mit den momentanen Nostalgie-Kings The Night Flight Orchestra messen, verlieren den Vergleich aber aufgrund des deutlich höheren David Hasselhoff-Faktors. Auf Dauer ist es nämlich einfach ein bisschen zu viel des Mischmaschs. Gerade "Endless Summer" ertrinkt in zu vielen auf einmal eingesetzten Klischee-Sounds. Subtile Handhabe wäre besser gewesen, um der Ballade einen dynamischeren Spannungsbogen zu schenken. Das härteste und ausnahmsweise sehr instrumentenorientierte Stück der Platte, "The Golden Horde", matscht, weil sich teilweise powermetallische-Doublebasspenetration, Riffgalopp, Frickelsolo und kitschtriefende Epik-Synthies mischen und sich dabei gegenseitig ausstechen. Noora Louhimo demonstriert in diesem Song zwar fulminant ihre Metal-Röhre. Selbst sie hat in dem Lautstärkeschlacht aber eigentlich keinen Platz mehr. Solche Nummern sind das klangliche Äquivalent zu Reklametafeln, auf denen in schreienden Farben alles mögliche angekündigt wird, das später aufgrund mangelnden Mehrwerts auf dem Speicher verstaubt.
Umso überraschender kommt der Schluss der Platte. Denn auf ein 'Hollywood-Ending' verzichten Battle Beast gemäß des Albumtitels wirklich. "World On Fire" endet abrupt mitten in einem Klimax. So steht man nach etwa 45 Minuten etwas ratlos und ziemlich geplättet da. Einerseits bieten Battle Beast tonnenweise hitverdächtige Hooks und besonders in der ersten Albumhälfte ein starkes, genreverquickendes Songwriting ohne Berührungsängste mit Kitsch. Andererseits wird man vom schierem Overload in den Arrangements erschlagen.
3 Kommentare
Wie immer ein Top Album
Eine Wahnsinns-Sängerin, der Rest dieses Heavy-Schlager-Pops ist Murks.
Fantastische Sängerin, ansonsten solide.