laut.de-Kritik
Krieg den Schallplatten, Friede den CDs.
Review von Franz Mauerer"Pace Per Sempre" - Frieden für immer. Das fänden nicht nur Betontod cool. "Hals-Maul-Arschgesicht" passt da instinktiv-pazifistisch nicht so ganz zu, aber tiefgründige politische Traktate sind von den Rheinbergern eh nicht zu befürchten/erwarten, deshalb: Schwamm über die Politpose von Betontod. Eine Diskussion darüber führt nicht weit, kratzen die Texte doch nur an einer ganz dünnen Oberfläche. Festhalten lässt sich jedenfalls, dass der ab und an geäußerte Rechtsrockverdacht nach wie vor absurd ist. Wer das Regenbogen-Cover nicht abkann, der biegt ab, der Rest liest eine Review über Party-Gröl-Musik - und das ist erstmal nichts Schlechtes.
Im Vordergrund steht wie gehabt Sänger Oliver Meister, der mit seiner Reibeisen-Stimme Betontod einen durchaus charakteristischen Sound verpasst. Der Rest des Quintetts klöppelt auf der erneut von Fabian Zimmermann übernommenen, blitzsauberen Produktion seinen Stiefel runter, ohne lieblos zu wirken. Wenn man als Punkband so lange im Geschäft ist wie Betontod, wird die eigene Formel nicht mehr großartig verändert. NoFX spielen halt auch keinen Dub mehr in diesem Leben.
Die Formel von Betontod lautet: Punk mit Rock mit Metal vermischen, den Mixer auf midtempo stellen und den Meister drüber grölen lassen. Garnieren mit einigen Ohh-Ohhs und fertig. Hauptsongwriter und Gitarrist Frank "Eule" Vohwinkel hat weiterhin keine Angst vor simpler Musik, sondern unterwirft "Pace Per Sempre" dem Ziel, Material für Live-Auftritte zu sammeln. Und das funktioniert durchaus. Das Ergebnis ist homogener als ein Jack-Johnson-Album und nimmt im Vergleich zu "Vamos!" weniger Metal-Touch an, aber das sind homöopathische Änderungen.
Auf etwas mehr als einer halben Stunde Spielzeit wirken die Rheinberger wie im Training für die anstehenden Post-Corona-Stadiontourneen. Es muss als Erfolg gelten, dass diese offenkundige Fixierung auf den Live-Zweck der Musik nichts daran ändert, dass "Pace Per Sempre" von 15-Jährigen im Hobbykeller ihres Vaters, Arm in Arm mit gleich peinlichen Freunden genossen werden kann. Betontod werden im Sound seit vielen Jahren peu à peu größer und gewaltiger, aber vermeiden gekonnt den Bruch mit der Basis ihrer Songs - Evolution statt Revolution, der musikalische Gang durch die Institutionen/Charts.
Einzelne Songs herauszunehmen, ist quasi unmöglich, sie hören sich schlicht alle gleich an. Manche neigen eher zum Deutschrock wie "Wir Feiern Dich", manche wie "Bist Du Da" tendieren zum Punk, aber alle gehen sie gut nach vorne, trotz des eher gemächlichen Tempos der Lieder. "Schatten Und Licht" sticht etwas positiv hervor, weil die Handbremse mal etwas gelockert wird. Einen wirklich schlechten Song gibt es nicht. Vieles an den verbliebenen Metalanteilen ergibt sich natürlich, weil Eule und Mario Schmelz ihre Gitarren beherrschen, eher untypisch für zeitgenössischen Deutschpunk.
Drummer Maik Feldmann macht insgesamt den besten Job, das treibende, nach vorne gehende Element der Musik geht zu einem Gutteil auf ihn zurück. Eule findet, vom Inhalt abgesehen, zumindest nicht störende Sprachbilder für Sänger Meister, der sich mit den Texten wohlzufühlen scheint. Auch in anderer Hinsicht bleiben sich Betontod treu und wechseln die Plattenfirma wie die Bloodhound Gang Drummer, nun wieder im Eigenverlag. "Pace Per Sempre" ist ein Live-Album, das nicht auf einem Konzert mitgeschnitten, sondern für eine anstehende Tour geschrieben wurde. Betontod will erlebt statt gehört werden, und das ist doch irgendwie auch eine Punk-Einstellung.
2 Kommentare mit einer Antwort
Die standen unter Rechtsrockverdacht? Dachte die einzige Diskussion um die wäre wirklich WIE scheiße die Musik ist.
ich musste furzen von der musik! die scheinen echt scheiße zhu sein
Was sagst du dann zu "still sucks"?