laut.de-Kritik
Wie ein Jack Johnson: Gefangen im Klischee.
Review von Christoph DornerEigentlich ein Wunder, dass Björn Kleinhenz immer noch da ist. Seit über zehn Jahren veröffentlicht der schwäbische Schwede Tonträger und ist, noch wichtiger, auf Tour durch ganz Europa. Im Gegensatz zu so manch anderem, weitaus weniger talentiertem Songwriter ist er bisher nicht durch die Decke gegangen und spielt an konzertfreien Tagen bestimmt immer noch innige Wohnzimmerkonzerte gegen etwas mehr als 100 Euro aus der Hutsammlung.
Und manch anderer hat schon viel früher die Segel gestrichen, weil er finanziell oder inhaltlich alles riskiert und verloren hat. So einer ist Kleinhenz nicht. Er ist auch kein Conor Oberst, der gegen die Erwartungshaltung, die Karriere, den einfachen Weg und damit gegen sich selbst rebelliert. Nein, Kleinhenz ist im Grunde wie Jack Johnson: Gefangen in einem geographischen wie saisonalen Musiker-Klischee.
Bei ihm ist es die Vorstellung des hemdsärmeligen, sympathischen, schwermütigen Skandinaviers, der seine Musik entweder auf einer Insel (wie den Vorgänger B.U.R.M.A.) oder zu Hause in der Kreativen-Hochburg Göteborg aufnimmt. Sein fünftes Album ist dabei selbstredend die fünfte Herbstplatte, denn im Herbst wird es in Schweden ja früh dunkel und darunter leidet man so entsetzlich, dass sie in der Stube bei Kerzenschein Lieder schreiben müssen anstatt zu saufen.
Nicht falsch verstehen: "Djago Brak" offenbart sich nach einigen Hördurchgängen als ordentliches, atmosphärisch instrumentiertes Songwriter- bzw. Northern-Folk-Album mit ein paar wirklich schön meditativen Songs: Dem beschwingten Percussion-Folk von "Sharks", "The Paw Of Death" mit seinen dramatisierenden Klavierschlägen, dem lauschig-akustischen Gepicke von "The Leper" und "Lazarus".
Dazwischen gibt es leider auch viel pseudo-intimisierendes Akkord-Geschrubbe, angerauchte Reflexion und einlullende Melancholie. In "The King Of Rock'n'Roll" will Kleinhenz klingen wie die Fleet Foxes - er bringt es nicht viel weiter als zur Kirchenmaus. Das abschließende "Make A Tiger" - im Grunde der beste Song - hat Kleinhenz von den Schweizer Indie-Poppern Mañana gecovert. Kleinhenz' Freundin singt die Backing Vocals. Mañana haben sich mittlerweile aufgelöst.
1 Kommentar
Hmm - da hat Herr Dorner aber nur sehr oberflächlich zugehört - wenn überhaupt. hmg