laut.de-Kritik
Dunkle Perlen zwischen Ausschussware.
Review von Toni HennigWer denkt, dass es Chris Pohl mit seinem Projekt Blutengel nach über 25 Jahren Karriere mittlerweile etwas ruhiger angehen lässt, der täuscht. Im regelmäßigen Zweijahrestakt beglückt er seine Fans mit einem neuen Longplayer. Mit "Dämonen:Sturm" gibt es nun zwei Jahre nach "Un:Sterblich - Our Souls Will Never" ein weiteres Doppelalbum.
"Dämonen (Prologue)" eröffnet die erste CD mit bedrohlichen, instrumentalen Tönen und macht schon mal Lust auf mehr. Im als Außenseiterhymne daherkommenden "Der Sturm" betreibt Pohl rockigen Fanservice, während "My Creation" eine düstere Dancefloornummer darstellt, in der er mit der Menschheit hart ins Gericht geht. "When Darkness Falls" schlägt musikalisch in eine ähnlich tanzbare Kerbe, klingt aber textlich zuversichtlicher.
Balladeske Klänge stehen in "Ivory Tower" auf dem Programm. Waviger gestaltet sich "She Wears Black", das lyrisch zwar vor Gothic-Klischees nur so strotzt, aber durchaus eine griffige Hook besitzt. "Angst" schafft eine erdrückend bedrohliche Stimmung. Ein für Blutengel-Verhältnisse erstaunlich starker Beginn. Leider bewegt sich das Doppelalbum danach nur noch vereinzelt auf diesem Niveau.
Die Ulrike Goldmann-Beiträge wie in "Reunited" oder "False Gods" erweisen sich im Vergleich zu den Vorgängerplatten als recht schwachbrüstig. "Weitergehen" driftet zu sehr in die Befindlichkeitsschiene. Zumindest das wütende, stampfende "The Right Path", das im Refrain ein paar schöne Synthieeinschübe im Italo-Disco-Stil besitzt, lässt in der zweiten Hälfte der ersten CD kurz aufhorchen.
Die zweite CD versammelt größtenteils tanzflächentaugliches Material. Jedoch ist mit dem futurepoppigen "Nothing Left", einem Duett zwischen Chris Pohl und Solar Fakes Sven Friedrich, das Pulver schnell verschossen. Erst das dunkle, eingängige "Guide Me (Through The Night)" überzeugt wieder melodisch. Dem schließen sich mit "Bleeding Out" mit seiner starken Industrial Rock-Schlagseite und dem kämpferischen "Fight The Demons", das im Dark Electro wildert, ein paar gelungene Ausreißer-Songs an. Von den letzten beiden Stücken bleibt dagegen nur wenig hängen.
Hätte man die besten Stücke der beiden CDs genommen und auf eine CD gepresst, wäre "Dämonen:Sturm" das bis dato beste Blutengel-Album. Dass Pohl ein gutes melodisches Gespür besitzt und sich stilistisch über die Jahre gegenüber neuen Einflüssen im Sound mehr geöffnet hat, demonstriert er in den rund einhundert Minuten ja an einigen Stellen.
So kann man nur Fans eine Kaufempfehlung aussprechen, die alle zwei Jahre nach frischem Material dürsten. Der Rest dürfte sich ziemlich erschlagen fühlen. Dennoch lässt sich im Vergleich zu den Vorgängern, die weit unter den eigenen Möglichkeiten blieben, ein musikalischer Aufwärtstrend klar erkennen, so dass man, was die Bewertung angeht, noch ein Auge zudrücken kann. So einige Konkurrenten im elektronisch düsteren Bereich machen ihren Job auch nicht unbedingt besser. Ganz im Gegenteil.
2 Kommentare mit 4 Antworten
gebt mir eine top list der songs mit den meisten eurodance einflüssen
darauf könnte ich bock haben
Dieter Bohlen der Goth-Szene
Es ist so geil, diese "Beleidigung" gibt es echt so lange wie CP Musik macht. Und dabei war sie schon immer schwachsinnig. Denn Bohlen ist in erster Linie Produzent einer Herrschar an austauschbaren Billo-Pop-Artists, während Pohl seinen Billo-Goth-Pop für sich selbst schreibt.
Liebloses Schema-F ist beides.
Der Gag ist nicht neu, aber eben einfach zutreffend
Dieser Kommentar wurde vor 5 Tagen durch den Autor entfernt.
"Liebloses Schema-F ist beides."
Genau deswegen wird es weiter so gemacht. Scheinbar verkauft es sich gut. Also wozu etwas ändern.
Die gleichen Gedanken hat auch Opa Bohlen.