laut.de-Kritik
Klingt richtig fies nach Folter im Darkroom.
Review von Eberhard DoblerWas den Crossover Body Counts über 20 Jahre später noch speziell macht, ist nicht unbändige Kreativität oder grüblerische Tiefe: Es bleibt die Unverwechselbarkeit des brutalen Sounds, den einst Klassiker wie "Body Count's In The House" oder "Cop Killer" definierten. Nach gefährlichem, Rap-infiziertem Metal/Hardcore/Punk/Hardrock hat das zu klingen! Und man erkennt BC auch heute wieder sofort.
Das liegt einerseits am Frontmann: Wer Gangsta-Rapper Ice 'Motherfuckin' T nicht kennt, an dem ging das Genre Hip Hop vorbei, er hat das Internet verpasst und schaut nie fern. Es bleibt aber auch der Verdienst von Gitarrist Ernie C, dem zweiten Überlebenden der fünf Gründungsmitglieder.
Die Kopfnick-Riffs knüppeln und grooven zuweilen zwar kalkuliert. Aber im Gesamtpaket haftet den Arrangements doch dieser gewisse Stallgeruch der Straße an. Ernie hat sich das Gitarrespielen selbst beigebracht - und fackelt nicht lange ("Back To Rehab", "Pop Bubble" mit Hatebreeds Jamey Jasta). Ein studierter Gitarrist würde vermutlich nie so klingen. Schon eher einer, der die Platten seiner Vorbilder verschlungen hat.
"Talk Shit, Get Shot!", "Pray For Death", "Manslaughter", "Bitch In The Pit" - Body Count hören sich an, wie es die Songtitel vermuten lassen. Jay-Z samplete Ice-Ts "99 Problems" (von "Home Invasion", 1993) 2004 für den gleichnamigen Smasher. Body Count wiederum interpretieren zehn Jahre später Jay-Z, reichen ans Original aber nicht heran. Mit "Institutionalized 2014" huldigen Ice und Co. zudem den Suicidal Tendencies, deren Song von 1983 verpassen sie heute natürlich mehr Dampf.
Ice-T hält das Energielevel seiner Vocals durchweg oben ("Get A Job", "Pray For Death"). Die herausgebrüllten Refrainparolen knüpfen in bester Tradition an die Anfänge der Rap-Metaller aus L.A. an. "Black Voodoo Sex" - der Track rekurriert auf den Song "Voodoo" vom 1992er-Debüt - klingt dazu richtig fies nach Folter im Darkroom. "I Always Love You" widmet Ice-T zum Schluss noch den US-Kriegsveteranen. Und so reicht die Bandbreite der Lyrics wie gewohnt von nicht ganz so seriös über brutal bis ernst gemeint.
Insgesamt klingen Body Count anno 2014 instrumental mehr nach tightem Metalcore denn nach dem Crossover der frühen Neunziger, was ja Sinn ergibt - natürlich inklusive den typisch Tempo verschleppenden Nummern bzw. Parts à la "Enter The Dark Side". Es passiert also nicht viel Neues im Circle Pit, das dafür aber ohne nachzulassen: Gefühlt ist kein Tag vergangen.
5 Kommentare mit einer Antwort
Mein Geheimtipp für den stylishen Auftritt im Bodykit-Golf vor der Eisdiele/Turnhalle DEINER Stadt in diesem Sommer, weißt schon, um Mädels klar zu machen! Läuft!
In der Wüste des Crossovers ist das Ding direkt ne kleine Oase.
Dieser Kommentar wurde vor 10 Jahren durch den Autor entfernt.
zwei kleine korrekturen: BC klangen eigentlich nie nach crossover, zumal Ice meistens eher sang/shoutete als rappte - heute ist es im grunde umgekehrt.
zu 99 Problems BC: da wird nix "interpretiert" sondern der originaltext von '93 mit den D- und E- powerchords unterlegt, die Rick Rubin für den teilzeitrappenden millionärs-ehemann von Beyonce einspielen liess (immerhin: im rock mix gibts dann mehr gitarren)
mehr info
http://ooo.square7.net/bodycount/
Institutionalized 2014 ist textlich und vortragstechnisch einfach ein Knaller
Gerade das erste Mal das Album gehört. Wollte was Ähnliches schreiben Ich hau mich weg.
FUCK OPRAH! She ain't got no man