laut.de-Kritik
Klingt wie Shout Out Louds mit und Nick Drake ohne Antidepressiva.
Review von Jakob Rondthaler"It's never boring to follow the footsteps", sang Martin Gustafsson aka Boy Omega auf "I Name You Isolation". Eine Sache, der er fünf Jahre später auf "The Ghost That Broke In Half" nicht müde geworden ist: in Fußstapfen treten. Vorbildern nacheifern. In die Plattensammlung greifen - und das nicht zu knapp.
Fußballer hätte er werden sollen, wäre es nach seinem Vater gegangen, der ihn nach dem Spieler Martin Shivers benannte. Unter anderem einem Beinbruch ist es zu verdanken, dass wir Boy Omega heute nicht in den großen Fußball-Stadien sondern auf den kleinen Konzert-Bühnen der Welt bewundern dürfen.
Zwischendurch wollte er Profi-Skateboarder werden, klar, dass man da auch an Dinosaur Jr. und den Lemonheads nicht vorbei kommt. Man begegnet ihnen auf dem wahrscheinlich stärksten Song des Albums wieder, der Single "Dinosaur Drugs", die sich im Grunge-Gewand mit düsteren Gitarren präsentiert.
"Follow The Herd" erinnert dank Violinen, den strengen Gitarren und dem dezent gesetzten Glockenspiel anfangs an Arcade Fire. Ekstasischer Gesang verstärkt diesen Eindruck zum Refrain hin noch. Bei den elektronischen Frickeleien im Intro zu "Red Rock, 10:15" denkt man an Radiohead - der Gesang Gustafssons ist nahe an einem paranoid-verzweifelten Thom Yorke.
Über Albumlänge finden sich mehr elektronische Elemente, viele Songideen sind um Beats aus dem Laptop ergänzt worden, erinnern an Postal Service ("I Spawn Monsters"). An anderer Stelle - mit Gitarre - gibts immer noch Referenzen an Elliot Smith und Conor Oberst: Wie die Shout Out Louds ohne und Nick Drake mit Antidepressiva.
Die Melodie von "No Light In The Lantern" ist so einprägsam, wie man es sich auf "The Ghost That Broke In Half" zuweilen mehr gewünscht hätte - überraschend, prägnant und gut. In der Stimme die Melancholie eines Robert Smith, die Gitarren spielen markante Riffs in Moll, dazu ein dezent gesetztes Glockenspiel. The Cure seien schon immer sein größter Einfluss gewesen, betont Gustafsson gern.
Neu, aber auch schade, dass Gustafsson seine meist zarten, liebevoll detaillierten Songs so tief in orchestralen Gewässern versenkt, dass deren Schönheit untergeht. Es gibt sie noch, die leisen Momente, aber sie sind seltener geworden. Genau wie die richtig guten Stücke: Neben der genannten Single noch ein paar andere - das Niveau von "Hope On The Horizon" wird aber nicht erreicht. Dazwischen immer wieder Instrumentals, die oft den faden Beigeschmack des Lückenfüllers haben. So bleibt am Ende "nur" ein solides Album.
1 Kommentar
Sein Bruder ist einer der richtig, richtig Guten, hoffe also, dass die musikalische Genialität in der Familie liegt und werde auf jeden Fall mal reinhören.