laut.de-Kritik
Zu intensiven Vocals donnern die Bässe.
Review von Philipp KauseWer sich vom stumpfen Rap-Feature "Baby Mama" mit Chance The Rapper und dem realsatirisch stereotypen Video nicht abschrecken lässt, bekommt von Brandy ein angenehm gefühlsduseliges, leichtfüßig gleitendes, charmant unaufgeregtes R'n'B-Album serviert. Die Crux: Tagsüber und nebenbei gehört, wirkt "B7", das siebte Album der Neo-Soul-Chanteuse, nicht annähernd so stark wie abends oder nachts.
Zu viel Message, zu viel Input. Man muss Zeit mitbringen, das Licht ausknipsen und sich voll auf diese hypnotische Stimme einlassen, um die Introspektion mitzukriegen. Die Platte will edel und mondän daherkommen, mit Pathos. Manche Blubbertöne haben zwar eine gewisse Nähe zu Lounge-Musik, strahlen aufgrund des hohen Produktionslevels aber doch so etwas wie Charisma aus. Dank Brandys Feeling fürs Soul-Heritage finden sich auch viele überzeugende Momente.
Der Ohrwurm auf "B7" heißt "Say Something". Die Midtempo-Ballade mit elektrischem Piano, dem donnerndsten Basspumpen des Jahres und ein paar Bläser-Samples drängt geradezu in die Urban-Playlists. "Lucid Dreams" hingegen wiederholt die Fehler der vergangenen Jahre, in denen zu viel in Cloud-Rap-Atmosphäre mit reduzierten Arrangements und hysterischen Billig-Clap-Beats investiert wurde. Der Track bleibt dennoch ein Ausrutscher.
Brandy findet auf den anderen Nummern vielmehr ihren eigenen Weg und knallende Momente. Ein weiterer Ohrwurm heißt "High Heels (feat. Sy'rai)". Die dumpfen Bässe und das enervierende Streicher-Sample wären jeweils für sich alleine eher geschmacklos, aber im Kontrast machen sie fast süchtig. Zudem könnten Brandy und die raue Stimme ihrer Tochter (!) kaum kontrastreicher ausfallen.
"I Am More" punktet mit Amplifier-gestärkter Gitarre, "Bye BiPolar" verarbeitet den Umgang mit seelischer Erkrankung ("Bye BiPolar") und "Love Again (feat. Daniel Caesar)" ist ein süßes Soul-Duett. Gut kommen anstelle der sonst genreüblichen Voicemail-Atmo-Interludes auch die instrumentalen Synth-Wabbel-Fragmente "All My Life, Pt. 1" bis "Pt. 3".
Brandy geht es auf der Platte um ihr Leben. Im Laufe der achtjährigen Pause schaffte sie es, sich wieder zu berappeln: In diese Songs habe sie "eine Menge Qualen und Schmerzen" gepackt und dies überwunden, sagt sie. Am deutlichsten merkt man das wohl dem ein oder anderen Text ("Unconditional Oceans") und ihrer nachdrücklichen Stimme an, zu der die Bässe kraftvoll rummsen."B7" dürfte in Erinnerung bleiben.
5 Kommentare mit 10 Antworten
Nice, liest sich doch gut und "Say something" ist in der Tat groß, Album wird gehört, allein der alten Zeiten wegen.
Ist das Cover Photoshop? Sieht ja aus wie vor 20 Jahren
Nein, das ist ein Schnappschuss aus ihrem Wohnzimmer.
#wokeuplikethis
Klar Photoshop, aber laut google Bildersuche sieht sie tatsächlich heuer noch sehr frisch aus. Ist ja auch erst 40, das ist ja kein Alter.
Vllt liegt es daran, dass Brandy konserviert... Badam tsss
Mir fehlt "7 Tage, 7 Köpfe" irgendwie auch.
Ich denke es wäre durchaus an der Zeit ein digitales Format auf laut.de zu implementieren. Mein Vorschlag für die Zusammensetzung, in Reihenfolge der durchschnittlich besten Beiträge hier:
1.Pseudologe
b) ElMassivo
c) Ragism
4. Der Schwinger
5. MannIN
6. Gleep Glorp
8. Soulburn
Freue mich über eine positive Rückmeldung!
Mit meiner Unlustigkeit hab ich mir definitiv Mike Krügers Platz verdient.
Ach so, wir machen Boomer-Talk. Zur Info: "7 Tage, 7 Köpfe" wollte in den späten 90ern ungefähr so lustig und unterhaltsam sein wie die Rocket Beans heute, aber blieb trotz ähnlichen Versagens auch viel zu lange auf der alten Contentplattform namens "RTL".
Mich gibt's aber nur im Doppelpack mit Caps! >:-(
In meiner Erinnerung gab es da in Puncto Unlustigkeit keine Reihenfolge, Kackwürste sortiert man ja auch nicht nach Flutschwonne.
Ne zu langweilig , kein Soul , Sounds zu electronisch. Neo Soul Grössen wie Jill Scott , Erykah Badu sind da um länger besser.
Hab mal kurz durchgeskipped bisher, kann das mit den (zu) elektronischen Sounds unterschreiben. Dennoch tut es gut ihre Stimme und Gesang zu hören.
Würde sie aber auch eher im RnB verorten und gar nicht mit solch großen Legenden wie Jill Scott oder der göttlichen Erykah vergleichen. Letztere könnte mal wieder Gas geben, das letzte - sehr geile - Mixtape namens "But You Caint Use My Phone" ist ja nu auch schon 5 Jahre her.
Die Queen of R&B ist zurück! Das Album ist der Hammer.
Hatte gar nicht damit gerechnet, dass das so gut wird. 4,5/5