laut.de-Kritik
Slayer, Easy Listening und Ska? Bitte schön!
Review von Michael EdeleWarum landen eigentlich alle Bands, die vollkommen durchgeknallte Musik mit dem entsprechenden Humor fabrizieren, immer bei mir? Können die nicht Hip Hop machen? Dann dürftesich Kollegin Fromm mit denen rumschlagen. Da unsere Hip Hop-Queen ja durchaus auch schon zu Eläkeläiset-Reviews greift, wären auch Brutal Polka ein potentieller Kandidat für sie.
Okay, die israelisch-deutsche Kooperation hat mit Polka oder Humppa eigentlich nur am Rande zu tun und eine Ziehharmonika taucht eigentlich nur in "I'm Not Gay ... I'm Just Bi-Curious" auf. Aber der galoppierende Wahnsinn, mit dem einen die finnischen Rentner versorgen, ist auch bei Brutal Polka allgegenwärtig.
Bleiben wir einfach gleich beim selben Song, der innerhalb von drei Minuten zwischen Polka, Ska, Reggae und speedigem Punk hin und her wechselt.
Dabei fängt die Scheibe mit dem orientalisch angehauchten Intro eigentlich fast stilvoll an, denn die Jungs von Brutal Polka beherrschen ihre Instrumente bestens. Doch spätestens wenn ein feuchter Furz in ein Geigensolo überleitet isses mit dem Stilvermögen auch vorbei. Jetzt wird gecrossovert, was die Mottenkiste her gibt und verarscht, was nicht bei drei auf den Bäumen ist.
Macht "Return Of The Frogs" noch weitgehend einen auf Humppa Metal (nur eben mal mit israelischem Traditional oder flottem Gitarrensolo), zieht das abschließende "Daniele" sämtliche Emo-Kapellen mit passenden Herz-Schmerz-Lyrics geil durch den Kakao.
Zwischendrin darf es mal black metallisch ("Inertial Frames Of Reference Are Better"), mal ein Country mit Samba-Gebräu ("Let's Send The Ku Klux Klan To The Firepits In The Depths Of Hell") und mal eine Mischung aus Slayer (die auch in "Addictive Tango" nochmal dran glauben müssen), Easy Listening und Nu Metal ("Rehearse Till You Drop") sein.
Genauso schrumpeln in "Dirichlet's Pigeonhole Principle" mal ein paar Techno-Rhythmen durch die Boxen und Weihnachten wird nach "Jingle Bells" auch nie wieder so sein, wie es mal war. Wer also auf mehr oder weniger koordinierten Wahnsinn mit schrägem Humor steht, kommt an Brutal Polka nicht vorbei und sollte sich vor allem mal eine Live-Show der Jungs reinziehen.
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