laut.de-Kritik

Das verflixte siebte Album.

Review von

Trotz Eingangszitat aus dem gleichnamigen Fincher-Klassiker hat das siebte Release des Berliners nichts mit den sieben Todsünden des Christentums oder der Magnum-Sondereditionen zu tun. Eher bezieht es sich auf die sieben Tugenden im Verhaltenskodex der Samurai: Gi, Ju, Yin, Rei, Makoto, Meiyo und Chu. Wofür das steht, verrät uns Bushido im Booklet: Aufrichtigkeit, Mut, Güte, Höflichkeit, Wahrheit, Ehre, Loyalität. Leider vergisst er zu erwähnen, was dieser kleine Exkurs in die fernöstliche Kultur mit dem vorliegenden Tonträger zu tun hat.

Denn thematisch zeigt sich der Rapper altbewährt eintönig: Bushido der Staatsfeind, der alle in seinen beispielslosen Karriereweg gelegten Steine kraft seiner Streetcredibility mühelos zerrappt, die deutsche Szene im Alleingang rettet und nebenher mehr Gold einsackt als die weibliche Kugelstoßerolympiaauswahl der DDR. Und wenn das jemandem völlig egal ist? Dann sieht er "rot, und kommt mit der Herde wie ein Stier." Das postwendend vor meinem inneren Ohr erklingende "Rrrrrrring. Eißfeldt?" gibt Entwarnung: Natürlich sind Stiere tatsächlich Herdentiere. Das Reim ist trotzdem fett.

Punkte sammelt Bushido erneut mit dem traditionellen Moll-Konzept: Als legitimer Nachfolger von Tracks wie "Augenblick" und "Schmetterling" charakterisiert nun "Regenbögen" die melancholische Seite des Gangsterrappers. Die Bombe lässt er jedoch nicht kraft Gänsehaut platzen: Mit "Wo Du Hier Gelandet Bist" erschafft er ein ungewöhnlich eingängiges Berliner Heimatlied, zu dem Beatlefield aus Choralsample und Synthiebässen das beste Instrumental der Scheibe schrauben.

Erstaunlich ist, wie uniform sich das Album trotz einer wahren Armee von elf beteiligten Produzenten in musikalischer Hinsicht zeigt. Ob verspielt oder tragend, spärlich oder opulent, Piano oder Streicher, insgesamt wirken die meisten Instrumentals wie vom gleichen Schneider. "Roter Faden" konstatiert die gewogene Seite, "ideenlos" urteilt der Kritiker.

Ihren Zweck erfüllen die meisten Beats jedoch völlig: Dem Protagonisten einen Klangteppich zu basteln, der nicht nur die beinahe filmische Atmosphäre von Bushidos Texten und Inhalten untermalend begleitet, sondern auch seine technischen Mängel als Rapper kaschiert. Unter die Räder gerät so allerdings "Dieser Eine Wunsch", ein Requiem im Stil von Nas' "Dance".

Hier passt eigentlich alles wie die Faust aufs Auge, aber dem Track fehlt der Raum zur Entfaltung: Er wirkt eingepfercht zwischen der eingängigen Single "Alles Verloren" und dem besten Feature der Platte, "Heile Welt". ErsGuterVize Chakuza fesselt mich mit seiner Stimme aufs Neue, und er spielt sich mit seinem Labelboss die Reime so gekonnt zu, dass die poppige Hookline kaum negativ ins Gewicht fällt.

Die übrigen Featuregäste sind bestenfalls schmückendes Beiwerk: Nyze geht mitsamt der ganzen "Stadt Der Engel" völlig an mir vorbei, Philippe bestätigt mit den Attributen 'technisch ganz nett' und 'ziemlich belanglos' das Casting-Format, dem er entstammt. Kay One sieht gegen Bushido "Keine Sonne" und auch kein Land, Summer Cem schließlich hört man deutlich an, dass auch er die letzten Kollegah-Alben feiert.

Mit dem proklamierten Samuraikodex hat das Album zwar nichts zu tun, doch immerhin gibt es keinen Anlass für den Seppuku, den gemeinschaftlichen Suizid aller Beteiligten. Der Berliner zeigte sich schon von deutlich schlechterer, allerdings auch schon von deutlich besserer Seite. Insgesamt reiht sich "7" recht hübsch in die Releases seit dem Split von Aggro ein, ohne jemandem weh zu tun. Und der altkluge Eißfeldt-Anrufer, der mir "Ohne deine Fans, da wärste garnix" in den Gehörgang bellt, soll es erst mal besser machen.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Hinter Dem Horizont
  3. 3. Es Kann Beginnen
  4. 4. So Sein Wie Sie
  5. 5. Heile Welt ft. Chakuza
  6. 6. Dieser Eine Wunsch
  7. 7. Alles Verloren
  8. 8. Abschaum
  9. 9. Zeiten Ändern Sich
  10. 10. Gibt Es Dich?
  11. 11. Keine Sonne ft. Kay One
  12. 12. Wo Du Hier Gelandet Bist
  13. 13. Reich Mir Nicht Deine Hand
  14. 14. Asylantenstatus ft. Summer Cem
  15. 15. Regenbogen
  16. 16. Wer Ich Bin
  17. 17. Wahrheit ft. Philippe
  18. 18. Stadt Der Engelft. Nyze
  19. 19. Leben, Das Du Nicht Kennst
  20. 20. Outro

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239 Kommentare mit einer Antwort

  • Vor 17 Jahren

    Ende August und ich hab' das passende Hit-Topic schon jetzt parat, Donnerwetter, ist das krass. :uiui: Bin nur durch Zufall auf das "Alles verloren"-Video @ youtube gestossen, gefaellt mir aber (natuerlich) sehr gut. Mich schreckt nur ab, dass irgendwo noch was von verschiedenen Produzenten zu lesen war, optimal faende ich es, wenn er alles selbst machen wuerde, er kann es ebent besser als alle anderen.

  • Vor 17 Jahren

    beattechnisch sicherlich großartig...bin mal gespannt auf das album...letztes solo war ja ein klarer aufwärtstrend erkennbar...schade nur, das auf "7" wohl wieder die dösis die beats schrauben dürfen...

  • Vor 17 Jahren

    um die beats mach ich mir ehrlich gesagt die wenigstens sorgen.

    sinnvoll aber vielleicht wenn bushido nicht alle paar monate ein neues, 20 tracks starkes, album raushaut. gut ding will weile haben...

  • Vor 16 Jahren

    @TheDuke (« @arahf («
    Ich weiß nicht ob es jemandem (außer mir) aufgefallen ist, vielleicht meine ich das auch nur, aber in meine Augen hat sich Bushidos Rap und insbesondere Reim-Technik erheblich verändert, und das von VBZSZ zu 7 auf einen Schlag. »):

    das ist so, ja. Schon auf electro ghetto hat ihm sentino einige Texte geschreiben. Was alles wirklich von eko ist kann man nicht so genau sagen. sicherlich Teile von Staatsfeind, Vdszbz. aufjeden fall schreibt bushido seine neuen Texte mit Kay One zusammen (laut bushido interview) also auch die Tracks auf 7. »):

    ja ok deshalb wollte ich es nur nochmal erwähnt haben weil es einfach stark auffällt, dieser unterschied von electro ghetto / staatsfeind / VBBZS zu 7, das fällt auf ohne gehört zu haben dass nicht mehr Eko sonder Kay die Drecksarbeit verrichtet :D

    Dass Sentino auf EG, wo er übrigens auf 2 Bombentracks (die auch dank ihm Bombe sind) vertreten ist (wohl aus Dank hehe), einiges geschrieben hat wusste ich zwar noch nicht, ist aber nachvollziehbar. Und auf CCN 2 war es wohl Saad (muhahaha) :p

  • Vor 13 Jahren

    Bushdio legt mit diesem Album wahrlich keinen Meilenstein in der Rap-Hisotry vor. Das Album ist ein normales "Bushido-Album" Viel Müll und ein paar gute Lieder. Lieder die an sich alle das gleiche Aussagen wie "Es kann beginnen" oder "Keine Sonne" gehen mir am Allerwertesten vorbei genau "Stadt der Engel" und ziehen das Album deutlich runter. Es gibt dafür auch gute Lieder wie "Heile Welt" oder "Dieser eine Wunsch" die zusammen mit "Regenbogen" Bushido von den Seiten zeigen weshalb ich ihn gerne höre. Peotischer und doch recht Harter Rap, aber eben guten harten Rap nicht Möchtegern Ghetto Zeug wie "Abschaum". Ich geb dem Album alles in allem nur 2/5 weil es auch recht albacken ist und Bushido kaum was neues bietet.

  • Vor 9 Jahren

    Mit 7 hat Bushido dann jegliche Ambitionen ad acta gelegt und wollte nur noch so viel Kohle wie möglich aus Fans, Medien und Co. zu ziehen. Nachdenkliche Songs für die 14-jährigen Weibaz, pseudo-Gangsta-Songs für die 14-jährigen boyz und erschreckend viele als Hip Hop getarnte Pop-Songs wie "Kannst du das Ghetto" sehen. Anstrengendes, langweiliges Album. Ich geb nur 2/5, weil das Zeug danach noch schlechter ist.

    • Vor 9 Jahren

      Ich glaube niemand hier feiert Bushido wirklich zwischen Sieben und AMYF, bis auf einzelne Tracks eigentlich unhörbar, danke an Kay und Bubus Einschlafflows.