laut.de-Kritik
Ein Fest für Body, Soul und 80er-Kinder.
Review von Dani FrommFormvollendet, wahrlich: "Well, here I am", begrüßt CeeLo Green im Intro zu "Heart Blanche". "Take me. Look in my eyes." Ein Angebot, das sich schwer ablehnen lässt, birgt es doch bereits das Versprechen: "You'll see the soul underneath my celebrity skin. I'm not afraid to open up wider / Please be my guest and come on in."
Nach allen Regeln der Kunst gibt CeeLo in einem Stück, wie maßgeschneidert für die Showtreppe, den Gastgeber seiner eigenen Revue. Schon hier steckt Einiges der Bandbreite drin, die dieser Mann zu bieten hat: Die Opulenz des großen, glitzernden Auftritts, die erhabene Feierlichkeit eines Gospel-Songs und der schmelzende Gesang verheißen ein Fest für "body and soul, body and soul" - und wir befinden uns immer noch im Vorgeplänkel.
Hat CeeLo eben noch einladend die Tür aufgehalten, überspringt er kurz darauf die Etikette und spart sich jede Höflichkeit. Er holt seine Zielgruppe direkt zu Hause ab, klemmt sie, nachdem er mit der Tür ins Haus gefallen ist, unter den Arm und reißt sie mit auf einen irren Trip, zurück in der Zeit. Nebelumwaberte E-Gitarren beschwören "Thriller"-Atmosphäre, im Hintergrund bratzt ein Saxophon vor sich hin, während CeeLo die Geister der besungenen Dekade ruft.
Men Without Hats irrlichtern vorbei, der Culture Club, gleich zweimal Billy, Run DMC, Mötley Crüe und der leibhaftige King of Pop ... So haargenau, wie "Est. 1980s", eine unflätig hemmungslose Ode an die Achtziger, meine eigene musikalische Sozialisation beschreibt, besteht keinerlei Restzweifel mehr: Jawoll, Mr. Thomas Calloway und ich teilen uns das Geburtsjahr, und, ja, verdammt, "we were made in eighties!"
Nüchtern betrachtet sehe ich mich hiernach kaum noch in der Lage, irgendetwas nüchtern zu betrachten, so feste hat mich CeeLo Green längst am Haken. Er zieht aber auch im Folgenden noch alle Register: "Mother May I" entpuppt sich als enorm basslastiger Soul. Funky Schlenker im Basslauf und erneut Gospel-artige Chöre bilden das üppige Dekor, Mark Ronson hilft beim Anbringen.
In "Working Class Hero (Work)" bricht, ebenfalls über fettest denkbarem Bassfundament, das Disco-Fieber aus. Der Drillsergeant mit der Trillerpfeife, Kool Moe Dee und Donna Summer schuften mit dem hart malochenden Werktätigen von nebenan um die Wette. "Get up, get out!" Die treibenden Handclaps lassen der Trägheit ohnehin keine Chance, also: "Go get that money!"
"Tonight" reitet eine auf-ge-basste Version von John Miles' "Music Was My First Love" aus bodenlosem Streicherkitsch-Balladen-Sumpf direkt auf die Tanzfläche, wo der Track zu einem Killer-Disco-Stampfer mutiert. Statt die ähnlich dicke Drama-Keule zu schwingen, zwinkert "Sign Of The Times" Roy Ayers und Sergio Mendes zu und entfleucht auf luftiger Flötenmelodie. "Thornes" fordert, mit Anleihen bei der Ronettes' "Be My Baby", zum "Dirty Dancing" auf.
CeeLo Green gelingt das Kunststück, in manchen Momenten an Prince, in manchen an Stevie Wonder und in wieder anderen an George Michael zu erinnern, nur um im nächsten Augenblick auf Solomon Burkes Spuren den schmerzensreichen Blues-Mann zu verkörpern, der sich der Qual in die Arme wirft, ohne Rücksicht auf Stimmband- oder sonstige Verluste, bis er am Ende fingerschnippend im Gewitterregen steht. Zwei weitere Atemzüge später reitet CeeLo, schier in Manowar-Pose, den Hügel bergan, "the greatest love story ever told" auf der wehenden Fahne. Äh, bitte?
Man muss es echt draufhaben, um in diesem Genre-Tohuwabohu Kontrolle und Überblick zu behalten. CeeLo Green geht sogar noch einen Schritt weiter: Mit seiner Hommage an einen verstorbenen Schauspieler setzt er demselben ein würdiges Denkmal, aber auch, sie ruhen ebenfalls in Frieden, Philip Seymour Hoffman, Chris Farley und manch anderem im Verborgenen trauernden Clown. "We don't know what the next man's going through." Schrille Untertöne durchbrechen immer wieder die vordergründige Fröhlichkeit und geben den Blick in die Abgründe frei, die unter glänzenden Oberflächen oft gähnen: "Reminds me of Robin Williams." Schnüff.
2 Kommentare
Track Nummer 3, sehr gut, warme deftige klänge. Boah.
Absolut Album der Woche !! Grandios mal wieder mein Ceelo. Da wird nichts an Sound ausgelassen um damit zu jonglieren und mich in andere Spähren zu bringen. Ceelo find ich eh sympatisch und seine Knödelstimme mag ich sehr. Erinnert wieder stark an Gnarlz Barkley. Super !!