laut.de-Kritik
Haut einem glatt den Dudel aus dem Sack.
Review von Artur SchulzNach dem Durchlauf der "Songs From The Heart" ist erst einmal kräftiges Schnappen angesagt. Nicht nach Luft, sondern nach einem gut gefüllten Glas Whisky. Denn der tut Not: Wer tatsächlich nach gehaltvollem Geist der Insel lechzt, findet ihn gewiss in unzähligen Sorten des irischen und schottischen Uisge-Beatha-Goldes. Doch Celtic Woman haben für ihre Destillate das Wichtigste vergessen: nämlich ordentlich Feuer unterm Torf zu machen.
"Der Schrecken Schleicht Durch Die Nacht", so lautet der Titel eines Grusel-B-Movies der Fünfziger. Auf CD bemühen sich Celtic Woman redlich, das Ganze musikalisch umzusetzen. Gleich zu Beginn mähen die fünf Stings "Fields Of Gold" derart erbarmungslos platt, dass nicht einmal mehr Stoppeln auf den Feldern zurückbleiben. Ungeniert dreht die Band solange Versatzstücke von Pseudo-Folk-Elementen aus ganz Britannien durch den Pop-Fleischwolf, bis man sich schon früh flehentlich die Corrs zurückwünscht.
Einschmeichelnd klingen sie, die vornehmlich in hohen Gesangslagen umherflötenden Stimmen der keltischen Feen. Derart lieb-jungmädchenhaft, dass Irlands Grenzer lieber aufpassen sollten, ob nicht womöglich der unermüdliche Lothar Matthäus schon am Schlagbaum lauert. Celtic Woman bieten gewiss Einiges in Sachen männliches Beuteschema. Doch dem gutgeschmäcklerischen Musikfreund haut es eher den Dudel aus dem Sack.
Die ganz besonderen (fragwürdigen) Highlights haben sich die Damen für den Schluss aufgehoben - in den speziell für den deutschen Markt eingespielten Bonus-Tracks. Da ersäuft de Burghs "A Spaceman Came Traveling" in unerbittlich gärendem Kuschelsumpf. Übers heilige "Forever Young" von Alphaville fallen die Ladys so lange gnadenlos zirpend her, bis die Umschreibung 'blutleer' eine völlig neue Sinndeutung erfährt.
Der Rückgriff unterschiedlichster Künstler - besonders in jüngerer Vergangenheit - auf Judy Garlands "Over The Rainbow" ist auffallend. Eva Cassidy, Israel Kamakawiwo'Ole, Melody Gardot oder Jeff Beck präsentieren dabei interessante Varianten. Doch bei Celtic Woman findet sich kein Schatz am Ende des Regenbogens, höchstens ein Kistchen Katzengold.
Die fünf Grazien kredenzen die Nummer in der synchronisierten Fassung "Wenn Du In Meinen Träumen Bei Mir Bist". Das Ganze mit hörbar bemühtem Radebrecher-Deutsch. Klingt schlimm genug? Zwei geh'n noch rein: Da öffnet sich tatsächlich knarrend Silbermonds "Symphonie"-Pathos-Sarg. Dessen drin gelagerte, halbverweste Songgebein-Rudimente machen sich klappernden Gangs auf den Weg in die Muzak-Hölle. Ganz am Ende stolpert als Bonus-Bonus-Bonus-Track noch ein Weihnachtsliedchen schnaufend um die Ecke - passt schon, ist schließlich bald Ostern.
Es geigt, es trommelt, es quietscht, es hechelt - bloß mit echter, britannisch-keltisch geprägter Volksmusik hat das Ganze nichts zu tun. Und nirgendwo mit auch nur ansatzweise pfiffig gefärbtem Pop. Eher mit halbgarem Mulm, den es am besten schleunigst mittels Musik-Castor-Transport zu den Kiewels und Silbereisens der Republik zu entsorgen gilt.
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