laut.de-Kritik
Zwischen House-Bomben, Underground und Pop.
Review von Martin TenschertChaim Avital macht sich in Clubs und auf Festivals mit einem unbeschwerten, orientalisch inspirierten Sound schon seit Jahren einen Namen. Der auch durch seine Zusammenarbeit mit Guy Gerber bekannte Produzent fand mit dem Berliner Traditionshaus Bpitch Control ein Label, das nun den Weg für sein Debütalbum "Alive" ebnete.
Und bewegten sich seine Machwerke bisher eher auf Underground-Terrain erweiterte Avital für den Longplayer sein Spektrum um die Komponente Pop.
So veredelte beispielsweise der Berliner House-Profi Snax den Track "Wish" mit seinem Power-Falsett. Italo-Disco und 80er Jahre Filmmusik-Anleihen finden sich ebenfalls: "Who Said What" oder "Popsky" kann man sich gut auf dem Soundsystem eines DeLorean vorstellen:
wuchtige, mit epischem Aufbau versehene Stücke.
Songstrukturen verhelfen den Tracks zu spannenden Arrangements fernab von reinen DJ-Tools. Musik zum Tanzen natürlich, aber auch zum genauer Hinhören. Dazu lädt beispielsweise "Runaway Frequencies" ein, das zwischen Acid House und Space Disco pendelt.
Langeweile kommt nie auf: Chaim versteht es, seine Geschichte um immer neue Parameter zu erweitern und den Spannungsbogen lebendig zu halten. Das psychedelische Moment, das Veröffentlichungen auf Bpitch Control oft auszeichnet, fügt sich mit "Robots On Meth" weiterhin gut ins Gesamtbild ein. Und wenn dann noch House-Bomben wie das Bonusstück "Don't Shout" über einen herein stürzen, wird auch Erwartung eines Hits des von bisherigen Chaim-Maxis verwöhnten Hörers befriedigt.
Das Umland von Tel Aviv, jugendliche Raves unter freiem Himmel und seine persönliche Entwicklung zusammen mit der elektronischen Musik statteten ihn mit den Werkzeugen aus, um flüsternd unaufdringliche Highlights wie den Titeltrack "Alive" zu kreieren. 15 Jahre Beschäftigung mit der Materie und dabei den Focus stets auf Weiterentwicklung gerichtet tragen nun Früchte.
Mut zur Melodie wurde Herrn Avital immer schon bescheinigt, er hebt das melodische Moment im Albumkontext allerdings besonders hervor. Sein musikalisches Selbstverständnis erklärt Chaim übrigens so: "Heute klingt mir der Begriff Produzent zu technisch. Mir geht es um Melodien, um Songs. Ich mache emotionale Musik: Sie spiegelt mein Leben wider". "Alive" is kicking.
1 Kommentar
klingt verdammt gut. vor allem wenn vocals vorkommen sind sie perfekt integriert, was oft bei dieser art house verhunzt wird.