laut.de-Kritik
Zwar kein "Gangstas Paradise" aber eine faustdicke Überraschung.
Review von Stefan JohannesbergGroß war die Überraschung, als eines schönen Tages ein Coolio-Album in die heiligen Redaktionsräume segelte. Immerhin liegt dessen letzte Studio-Platte "My Soul" schon geschlagene fünf Jahre zurück, und weder eine Single noch ein Video hatten seinen neuen Output angekündigt. Coolio gehörte in die beliebte Rubrik "Was macht eigentlich...?", doch mit "El Cool Magnifico" kehrt der werte Westcoast-Gangsta nun recht eindrucksvoll ins Rapgame zurück.
Zugegeben, die Erwartungen pulsierten dank Coolios früherem Hang zum Pop-Schmalz auf einem recht lauen Level, doch die ersten vier Songs fegen derartige Befürchtungen erst einmal beiseite. Der Opener "Shake It Up" sorgt mit freshen Latino-Rhythmen für Party-Stimmung pur. Da fällt es auch nicht weiter ins Gewicht, dass der Meister selbst etwas verschnupft klingt, denn bereits beim anschließenden G-Funk-Bouncer "Gangbangers" flowt er fresh wie zu Beginn der Neunziger.
Und weiter geht es mit der "Fantastic Voyage" durch "El Cool Magnifico". Die rockige Kopfnicker-Old School-Belehrung "What Is A MC" und der soulige, mit netten Trompeten verfeinerte Liebesruf "Show Me Love" beenden die stärkste Phase des Albums. Es folgen mit dem "Ghetto Square Dance", Tomekks altem "I Like Girls" und "Still Be Mine" drei groovende Elektro-Tracks, die jedoch nicht über mageren Durchschnitt hinaus kommen.
Die zweite Hälfte ist von Coolios ureigener Unberechenbarkeit bestimmt. Man denke nur an vergangene (Un-)Taten wie das Ol'Dirty-Duett vom Slam-Soundtrack oder an die Gospelhymne "I See You When You Get There" aus "Nothin' To Loose". Heuer zieht Coolio via Collabos mit Smash Mouth, B-Real und Kenny Rogers(!) die Aufmerksamkeit auf sich.
Der "Swank Ride" mit Smash Mouth vom "China Strike Force"-Soundtrack ist noch eine belanglose Fun Lovin Criminals-Kopie und auch "Skirrrt" kickt trotz Cypress Hill-Frontmann nicht wirklich. Als großes Crossover-Entertainment stellt sich aber "The Hustler" dar. Country-Graubart Rogers klingt über den straighten G-Funk-Beat im Refrain so staubig urwüchsig, dass der Track bei richtiger Promo locker zum Herbst-Hit avancieren könnte.
Doch genau dort liegt wahrscheinlich auch das Problem von Coolio. Das Showbiz entwickelt sich so schnell bzw. ist so schnelllebig, dass sich die Künstler keine großen Pausen leisten können. Fünf Jahre holt vielleicht der Boss Bruce Springsteen auf, ein Coolio jedoch fängt wieder fast bei Null an. Schade, denn wer "El Cool Magnifico" nicht abcheckt, verpasst eine gute Party. Und das will ja wohl keiner.
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