laut.de-Kritik
Video-Clips, Live-Tracks und ein TV-Special.
Review von Eberhard Dobler"Still Smokin' - The Ultimate Video Collection". Die Kifferei soll sich ja mittlerweile in Grenzen halten. Eventuell ein Vorteil, kann sich Rapper B-Real doch angeblich gar nicht mehr an seine Liaison mit der Dame erinnern, die Dave Navarro kürzlich ehelichte: Carmen Electra. Dem zweiten vollmundigen Statement werden Cypress Hill dagegen gerecht. Mit 22 Video-Clips, sieben live gefilmten Tracks und einem TV-Special aus der Zeit des "Skull And Bones"-Albums zeichnet vorliegende DVD ein vollständiges Bild der Posse aus Los Angeles.
Die ersten neun Clips zeigen das Dreigestirn in seiner Frühzeit Anfang der Neunziger. Sprachrohr B-Real rappt von Beginn an tight und unverwechselbar smart. Der bullige MC Sen Dog, der im "The Phunky Feel One"-Clip noch recht schüchtern wirkt, glänzt vor allem in Hispanic-Rap-Nummern wie "Latin Lingo". Mastermind DJ Muggs bleibt auch visuell im Hintergrund. Spätestens mit dem zweiten Longplayer "Black Sunday" und Tunes wie dem schrägen "Insane In The Brain" oder dem Dauerhit "I Ain't Goin' Out Like That" liefern Cypress ein erstes Meisterstück ab.
Großes Kino bzw. stilprägende Beiträge zur Videoclip-Kultur darf man von Cypress-Hill nicht erwarten. Die Ästhetik bleibt an den Straßen orientiert und ruft Rap-typische Icons ab. Die Schnittfolge verstärkt den ohnehin hohen Kopfnickfaktor der Muggs-Beats. "Insane In The Brain" baut erstmals Live-Auftritte ein. LL Cool Js Mikro-Performance von "Mama Said Knock You Out" adapatieren die Hillers in "Real Estate". Ab "When The Ship Goes Down" werden auch Sequenzen im Movie-Format integriert. Psychedelisch präsentieren sich die Clips wie "Illusions" aus der Phase des dritten Albums. Zugänglicher geht's bei "Tequila Sunrise" und dem satirischen "Dr. Greenthumb" (IV), mit denen sich Cypress wieder in der oberen Verkaufsliga zurück melden.
Beinhart zeigt sich die Mitte der Neunziger um Drummer und Perkussionist Bobo erweiterte Crew dann bei den "Skull And Bones"-Krachern "(Rock) Superstar" und "Can't Get The Best Of Me". Nach dem Soul Assassins-Beitrag "Puppet Master" führt "Lowrider" wieder den Street-Style ein, während der neueste Output "What's Your Number?" als typisches Club-Video konzipiert ist. Auch der eine oder andere Kollege schaut am Set vorbei: Ice Cube bei "How I Just Could Kill A Man" oder Slash in besagtem "What's Your Number?". Erick Sermon greift in "Throw Your Hands In The Air" zum Mic und Redman schaut zu. Mit Wyclef Jean gelingt in "Boom Biddy Bye Bye" ein interessanter Sound-Mix in düsteren Bildern.
Die sieben Songs vom "Live At The Fillmore"-Gig liefern den Beweis, dass Cypress Hill in ihren Videos nicht nur cool posen können, sondern auch auf der Bühne einen professionellen Job abliefern. Im Special geben sie bereitwillig Auskunft über ihren Sound, ihre heterogene Fangemeinde (die übrigens auch zu Wort kommt) oder das Leben als Rockstar. Alles in allem eine runde Sache.
Einziger Wermutstropfen: bis auf die Clips vom Stoned Raiders-Album und die aktuelle Single kam all das schon vor zwei Jahren auf den Markt. Wer da noch nicht zugegriffen hat, kann aber jetzt getrost die Geldbörse zücken.
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