laut.de-Kritik
Der Technowunderheiler pumpt Blut in Herz und Bein.
Review von Martin TenschertDie zweite Ausgabe von Stefan Kozallas Remixalbum "Reincarnations"
versammelt vierzehn hochkarätige Tracks namhafter Künstler, die sich einer Wurzelbehandlung bei Dr. Koze unterzogen. Dem Technowunderheiler DJ Koze, dem Säger von St. Georg, überko(s)mischer Fürst der Nacht. Tracks, die ohnehin schon fantastisch sind, noch fantastischer zu machen, da ist Koze in seinem Element.
Sein Remix der Dänen von WhoMadeWho bzw. ihrem Song "Keep me In My Plane" zählt zu den ganz großen Tanzflächenknüllern, genauso wie seine Neubearbeitung von Moderats "Bad Kingdom". Koze versteht es, dem Original seine Aura zu lassen und ihm trotzdem ein schillerndes Kosi-Brandzeichen zu verpassen.
Angenehm schubbernde und wabernde Sounds, deren Ursprung man oft nicht erraten oder wenn, nur erahnen kann, generieren eine Klangwelt abseits von vorgeformten und abgedroschenen Presets und Samples.
Einst rief Kozalla in seiner Gunter Gabriel-Persiflage "Zuviel Zeit" dazu auf, man möge doch vorbeikommen, sein Studio zu verkabeln, ihm die Mikrofonierung abzunehmen. Dabei kann er das doch selber wirklich am besten.
Auch der Remix für die großartige Ada, die ebenfalls auf Pampa released, trifft ins Schwarze. Deeper Techno vom feinsten; reduziert, flirrend und erträglich anstrengend pumpt der Track Blut in unsere Herzen und Beine.
Auch der zurecht bejubelte Sascha Apparat, dem Koze bereits bei "Nices Wölkchen" remixtechnisch behilflich war, setzt auf erneute Zusammenarbeit. "Black Water", ambientesk und gefühlvoll, zeigt die sanfte Seite des Remixers. Es muss nicht immer Bassdrum sein.
Und weiter gehts im Reigen der elektronischen Spitzentypen: Caribous "Found Out" mutiert zu einem neunminütigen Fiebertraum. Deep und seelenvoll erinnert es auf schräge Weise an Steve Bugs Klassiker "Loverboy". Obwohl der Track vermutlich noch besser ist.
Diese ultimative kozesche Lobhudelei mag übertrieben wirken, aber wenn einer sein Ding so konsequent und hochwertig geil macht, kann man nicht anders, als in die eigentliche Bedeutung von Rave zu verfallen: Schwärmen.
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