laut.de-Kritik
Wie das Farin Urlaub Racing Team. Leider nur ein bisschen.
Review von Toni HennigMaximilian Kennel und Jonas Frömming traten auf dem letzten Album "Eine Herbe Enttäuschung" noch zu zweit als Das Lumpenpack in Erscheinung. Mittlerweile versammelt sich um die beiden eine Band. Die neuen Mitstreiter sind Gitarrist und Keyboarder Jason Bartsch, Bassistin Lola Schrode und Drummer Alex Eckert. Nun kommt mit "Emotions", bereits angeteasert mit zwei EPs und diversen Singles, Studioalbum Nummer fünf auf den Markt.
Die Platte beginnt mit "WZF?!, das schon im Oktober vergangenen Jahres als Single erschienen ist. In dem Track rechnen die Wahl-Stuttgarter wütend mit 2020 ab, Nazis kriegen ebenfalls ihr Fett ab. Zudem zitieren sie Green Days "Wake Me Up When September Ends". Musikalisch geht das Stück mit kraftvollen Gitarren und melodiösem Gesang im Refrain richtig gut nach vorne, ein Kandidat für die Festivalbühnen.
Ganz am Ende der Scheibe nehmen sich Kennel und Frömming die besorgten Bürger und Verschwörungstheoretiker zur Brust: "Ein Schlaflied Für Aufgewachte". Dass beide ursprünglich aus dem Poetry Slam kommen, merkt man dem Song durchaus an, etwa im Refrain, wenn es mit feinem Sprachgefühl und Witz heißt: "Schlaf, mein Aufgewachter, schlaf bitte wieder ein - Die Nacht gehört den Schafen, die Wahrheit dir allein".
Dazwischen arbeitet sich die Band größtenteils an aktuellen Themen wie Klimawandel ("Warm Im Altenheim"), Selbstoptimierung ("Henning May"), Schnelllebigkeit ("Die Liebe In Zeiten Von Amazon Prime") oder Hasskommentaren im Netz ("Magst Oder Stirbst") ab. Die Energie des Openers kommt dabei musikalisch aber leider viel zu selten auf.
"Dolce Wohnen" handelt von jemanden, der mit dem Vermieten von Wohnungen seinen Reichtum mehrt. Dabei besitzt die Nummer im Refrain eine ähnliche Melodiefolge wie in "Ich Bin Reich" von Die Ärzte, diese allerdings in ein schlagerhaftes Gewand gepresst. So wirkt der Track wie ein müder Abklatsch jenes Stücks von 1986.
Ansonsten wünscht man sich an einigen Stellen tatsächlich das Farin Urlaub Racing Team zurück, bekommt man es doch mit einer halbwitzigen Variante dieser Band zu tun. "Warm Im Altenheim" soll zwar dazu anregen, Verantwortung für die Zukunft unseres Planeten zu übernehmen. Nur versucht die Band, die Ernsthaftigkeit der Worte mit allzu fröhlichen Pop Punk-Klängen aufzulockern, aber ohne den besonderen Schmackes des Racing Teams.
"Magst Oder Stirbst" erweist sich als unausgegorener Mischmasch aus verfremdetem Gesang in den Strophen und Nachdenklichkeit im Refrain. In "Einfache Gefühle" besingt Das Lumpenpack den Zwiespalt zwischen Konsumkritik und der Unmöglichkeit, den eigenen Konsum einzuchränken. Dabei verbinden sich geradlinige E-Gitarrenakkorde und übereifernder Humor aber auf eine Art und Weise, die nervt. Noch schlimmer gerät das flache "HausKindBaum". Leider fällt die Scheibe, wenn Kennel und Frömming ihre Singer/Songwriter-Seite betonen, nicht viel besser aus. In "Liebe Grüße" und "Wenn Alle Wären Wie Wir" versprühen die Vocals in etwa so viel Charisma wie Toastbrot.
Was möglich gewesen wäre, wenn die Band mehr ihre dreckige und verschwitzte Seite betont hätte, zeigt die The Hives-Hommage "Immer Noch Drauf". Die Nummer sorgt mit knackigen, tanzbaren Akkorden und einem unverkrampften Text übers Draufmachen für richtig gute Unterhaltung. Unterm Strich bleibt ein musikalisch recht halbgares Album, auf dem die Wahl-Stuttgarter ein paar richtige Dinge sagen.
2 Kommentare
Wir haben verstanden, dass ihr Farin mögt. Aber nur weil man etwas älteres kennt, was das gleiche Thema behandelt, ist es noch lange kein Abklatsch. Was ist denn nun die substanzielle Kritik? Ein hingeschreibseltes "Kennich schon!!1!" ist als Kritik halt eher peinlich. Liebe Grüße.
Ich mag die Beiden eigentlich. Im Poetry Slam Dunstkreis konnten sie mich gut unterhalten - Gitarre + Gesang war das Optimum. Der aktuelle Weg als Musiker mit Band ist für meinen Geschmack zu viel und zu gewollt. Das Schlaflied für Aufgewachte wurde trotzdem gefeiert.
@Kritik: das Abarbeiten/Messen an DÄ/FURT zeugt irgendwie von wenig eigener Meinung zu dem Werk.