laut.de-Kritik

"So Hedonismus-Hipsterschiet – YOLO!"

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Dass Dialekt noch niemandem geschadet hat, belegt in Bayern der Erfolg von LaBrassBanda, Doppel D oder Sepalot. Mit "Dialektro" folgen De Fofftig Penns diesem Beispiel und rappen auf Plattdeutsch.

Zu den Hip Hop-Elementen kommt, wie im selbst erfundenen Album- und Songtitel "Dialektro" angedeutet, noch eine ordentlich Portion Elektro dazu. Und zwar richtig trashiger, so wie man ihn von Deichkind und sämtlichen Audiolith-Projekten kennt.

Die Bremer wissen selbstverständlich, welche Referenzen sie heraufbeschwören und covern gleich mal eines der Aushängeschilder des Hamburger Labels: Aus Egotronics "Raven Gegen Deutschland" wird "Raven Tegen Hoochdüütsch" und dementsprechend: "Wi hebbt jo wat mitbrocht / Platt! Platt! Platt!".

Auch "Kommanda" von Mediengruppe Telekommander ("Bannig Kommodig"), "Fett" von Nachlader ("Platt") und "Ich Muss Gar Nix" von Grossstadtgeflüster ("Ik Mutt Gor Nix") dichten De Fofftig Penns um. Musikalisch bleiben sie nah an den Auf's-Maul-Originalen, nur Grossstadtgeflüster treiben sie den rebellischen Teenie-Unterton aus.

Mit viel Abwechslung wartet "Dialektro" jedoch nicht auf. Die Hau-Drauf-Mischung aus Klatschen, krachenden Beats, Sirenen und piependen Synthies hat man spätestens nach zwei, drei Songs durchschaut. Ist ja nichts Neues.

Für etwas Auflockerung sorgen Ziehharmonika, Flöte oder Saxophon. In "Butenland" entsteht dabei eine absurde Mischung aus norddeutschen und orientalischen Momenten. Die cheesy 80er Nummer "Stranddag", die nicht nur im Titel an "Tag Am Meer" von den Fanta 4 erinnert, sticht heraus. Der Rock-Remix von "Diskodänz" überrascht zumindest ein wenig.

Doch ein Alleinstellungsmerkmal bleibt De Fofftig Penns gewiss: Ihre plattdeutschen Lyrics, natürlich verbunden mit einigen Sprachbarrieren (zum Glück gibt's die Texte zum Mitlesen). Gerade wenn der Pressetext Youtube-Kommentare wie "Wasn das überhaupt für ne gammelige Sprache?" zitiert, sollte man ihnen den Versuch, den Dialekt am Leben zu halten, hoch anrechnen.

Aber: Den kompletten Inhalt des Albums fassen sie selbst recht gut in einer Zeile zusammen: "So Hedonismus Hipsterschiet – YOLO!" ("Denn Man To"). Spaßprojekt hin oder her, eine Frage drängt sich da auf: Braucht es jetzt immer den nur in kleinen Dosen unterhaltsamen Mc Fitti-Sprech? Vom Bartträger selbst über unzählige andere Showbiz-Figuren (Justin Bieber, Detlef Soost, Beyoncé) bis hin zum "Gangnam Style" lassen sie nichts aus.

Ein Beispiel: "Ji klingt jüst so as Deichkind Twee / Dat Bo schamt sik för DFP/ MC Fitti kann veel beter rümkrakeeln / Wannehr kummt hier endlich wat vun Jan Delay?" ("Deichkind Twee").

Wenn die Musik dann stimmt und die Party losgeht, hört sich das so an: "Ik danz mit miene Jungs / Ik danz mit junge Deerns / Ik danz up de Arbeit / Jo danzen do ik geern / Ik danz bi Kaffe un Koken Ik danz ok up’n Kutter / Ik danz bi Sünnschien un Regen /Ik danz mit diene Mudder" ("Diskodänz").

Trotz aller Sympathie, die man für De Fofftig Penns unweigerlich empfindet und der guten Laune, die ihre Titel verbreiten: Bei recht begrenzter Abwechslung in Inhalt und musikalischem Gewand ziehen sich die 17 Songs (selbst abzüglich der Interludes und Remixes) doch etwas hin. Das Problem kennt man ja bereits ohne Dialekt von Frittenbude und Co.

Trackliste

  1. 1. Övertüre
  2. 2. Dialektro (Feat. Pelzi Pelz)
  3. 3. Löppt
  4. 4. Butenland
  5. 5. Ik Mutt Gor Nix
  6. 6. Denn Man To
  7. 7. Bannig Kommodig
  8. 8. De Biet (Feat. Yared Dibaba)
  9. 9. Stranddag
  10. 10. Deichkind Twee
  11. 11. Diskodänz
  12. 12. Raven Tegen Hoochdüütsch
  13. 13. Platt
  14. 14. Radio (Skit)
  15. 15. Diskodänz (Musikapparillo Remix)
  16. 16. De Biet (Testsieger Remix)
  17. 17. Utro

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