laut.de-Kritik
Zum Zehnjährigen absolut schwindelfrei.
Review von Eberhard DoblerZiemlich funky starten Baumgartner und Co. ins zehnjährige Jubiläum. Und auch Bob Marley ist nicht weit. "Boogie Philosophy" beweist: De-Phazz bleiben dem bewährten und stilistisch flexiblen Chill-out/Easy Listening-Dancecocktail treu - alles andere wäre auch Verrat an der eigenen Sache gewesen.
Was im Ansatz etwas negativ klingt, ist anders gemeint. Schließlich muss man festhalten, dass De-Phazz noch immer wie frisch geölt klingen - eingerostet ist da gar nix. Album Nummer sechs erschien nun auf dem eigenen Label und mit zahlreichen Kollabo-Partnern, darunter die bewährten die Langzeit-Verdächtigen Posaunist Otto Engelhardt, Pat Appelton und Karl Frierson (beide Top-Vokalisten gehören schon jahrelang zum Line-up).
Auch Barbara Lahrs weiches Timbre überzeugt an der Vokalfront. Sie leiht ihre Stimme etwa "Nonsensical Thing", das mit smoother Jazzgitarre aufwartet. Lahr setzt ihr Organ dabei lautmalerisch ein. In diesem Sinne scheint sich die Platte auch insgesamt wieder an Baumgartners Roots anzunähern: Es überwiegen instrumental angelegte, percussionlastige Tracks, die im Kern dem Loop- und Sample-Prinzip folgen. Stimmen werden eher als weitere Instrumente bzw. Soundfragmente behandelt (zumindest auf Platte).
Natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel, etwa "What's The Use Of...?", "Hell Alright" oder das elegante "My Society", die ausladendende Vocalpassagen aufweisen. Aber wartete Appleton auf "Daily Lama" noch mit einem Chanson in deutscher Sprache auf, befinden sich nun vocallastige Tunes eher in der Minderheit. Dafür bossanovat "Hell Alright" amtlich, countrybluest "What's The Use Of...?" und verbindet "105 FM JAM" Klassik-Elemente mit Noise.
Zuvor geht "Le Petit Bastard" als elektronisches Reggae-Singalong durch - eigentlich hat die Nummer das Potential eines Sommerschwofhits. Mastermind Baumgartner schöpft wieder reichlich aus dem Fundus der Popmusik seit den 60er-Jahren und hält die Balance zwischen Chill-out und Livetauglichkeit. Auf jenem Grat wandeln De-Phazz seit nunmehr einer Dekade schwindelfrei. Live übrigens ein Ohrenschmaus.
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