laut.de-Kritik
After Working mit dem Soul-Designer.
Review von Eberhard Dobler"Niveauvolle, groovige Unterhaltung mit einer Prise Komik und Sarkasmus." Wäre man böswillig, könnte man das Kredo von De-Phazz auch als Stillstand auslegen - und die aktuelle Review per copy/paste aus vorhandenen generieren. Denn natürlich ist der Sound auf dem mittlerweile fünften Album derselbe geblieben: Soul, (Nu-)Jazz, Latin/Mambo, dubbiges After Working und was der Pop seit den 60er Jahren so her gibt. Nur: Wen kümmert's, wenn er so rund, stilsicher und international aus den Boxen kommt.
Ihre Plattenfirma Universal betont zwar die neuesten Seiten der Heidelberger und führt Adjektive wie "kernig" oder "robust" ins Feld. Doch im Ernst: Würden sich ein Soul-Designer wie Pit Baumgartner, Posaunist Otto Engelhardt und die beiden erstklassigen Black Music-Stimmen Pat Appleton und Karl Frierson wirklich der verzerrt rumpelnden E-Gitarre verschreiben? Ja. Für einen Song zumindest. Auf "Car Eats Town" rollen, wenn auch dezent, rotzige Crossover-Licks neben einem knarzenden Funk-Bass durchs De-Phazz-Klangspektrum, ohne einen Widerspruch zu Appeltons bezauberndem Organ zu bilden.
Die für De Phazz-Verhältnisse ungewohnt eingesetzten Gitarren setzt die Band verstärkt in der zweiten Hälfte des Albums ein. "Who The Pop Cares" zieht das Tempo mit gefährlichem Bass, lässigem Lick und Sax-Part an. Persons "Backstreets Of My Mind" kommt mit Slide-Guitar daher. "Message To The Cool" geht mit Gitarren- (und Querflöten-)Improvisation fast als einen De-Phazz-Variante von Jazzmatazz durch.
Schön kantig dampft "Make Heaven My Home" mit seinen Live-Drums aus den Boxen. Baumgartner hat sich hierfür den Titel eines Fleisch-gewordenen Interfaces verdient: ein oberlässiger Mix aus Live-Feeling und Rechnern. Mehr solcher Stücke, bitte. Pierson schwoft zuvor perfekt zu "Stumble" mit seinen swingenden Bläsern. Mit der gut gewählten Single "Astrud Astronette" und "Garbo Goodbye" knüpft Sängerin Appleton an frühere Lounge-Brenner wie "The Mambo Craze" und "Something Special" an.
"Dépression Royale" oder "Excursion En Mer" schlagen ebenfalls in die gewohnte Kerbe. Beides Songtitel, die die luftige Atmosphäre einer De-Phazz-Platte bestens in Worte kleiden. Gleichzeitig sorgen teils kräftige Rhythmen und, wie gewohnt, massenhaft Live-Instrumente (Piano, French Horn, Keys, Electricbass oder Flöte) für genügend Schweiß im Club. Wer De-Phazz noch nicht in seinem iPod gelistet hat, ist ein armer Tropf. Im Sommer wird's dafür höchste Zeit.
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