laut.de-Kritik
Zwischen Hausmannskost und echter Eigenständigkeit.
Review von Ulf KubankeMit "Grau Im Licht" machen Diary Of Dreams innerhalb zweier Dekaden das Dutzend voll. Nach dem wahrlich nicht schlechten "Elegies In Darkness" durfte man gespannt sein, ob Adrian Hates die guten Ansätze weiter ausbaut. Es gelingt ihm halb. Zwischen konventioneller Schwarzkittel-Hausmannskost und Ausbrüchen in Richtung echter Eigenständigkeit pendelt die Platte als Wechselbalg hin und her.
Unbestritten verfügt der ehemalige Garden Of Delight-Bassist über weit mehr Nuancen und Detailfreude, als es der Szenestandard gemeinhin spiegelt. Besonders wenn er das dunkle Future-/Synthiepop-Korsett mit interessanten Effekten (etwa "Krank" oder "Die My Phobia") aufpeppt oder mit hinzu tretender Gothrock-Gitarre stereotype Genregrenzen erweitert ("HomeSick"), ist er besonders gut. Hates hat definitiv ein Händchen für animierende Klangfarben.
Um so weniger nachvollziehbar erscheint das gelegentliche Abtauchen in gelutschte Backförmchen-Muster. So tönen "Sinferno" oder "SinnFlut" eine Spur zu deutlich nach typischem Project Pitchfork-Fahrwasser. Bei den "Endless Nights" landet man arg im von Deinen Lakaien geführten Wolfsheim. Durchaus gut gemacht und mit netter Melodie gewürzt. Aber am Ende zu fadenscheinig, wenn man Hates in seinen besten Momenten einer ganz eigenen Ausstrahlung kennt.
Doch zum Glück können DOD auch ganz anders. Das Titelstück kommt zwar nicht an ihre poetischen Glanztaten à la "Die Gassen Der Stadt" heran. Aber es macht großen Spaß, wahr zu nehmen, wie sich das Lied im Verlauf instrumental, dynamisch und rhythmisch langsam öffnet, ohne die behutsame Sanftmut der Anfangssekunden Preis zu geben.
Die eigentümliche Zerissenheit bleibt bis zum Ende der Scheibe bestehen. Es wirkt mitunter als habe Hates kraftvolle Inspiration einen irritierenden Wackelkontakt. So bietet er mit "The Hunted" auf den vorletzten Metern ein komplett ödes, tausendfach gehörtes Allerwelts-Ladidah auf. Das finale "Schwarz" glänzt hingegen als klaustrophobisches Juwel der Extraklasse.
Dieser ansprechende Bastard aus Ambient und trancigem Futurepop repetiert unaufhörlich die Worte "weiß" und "grau", bis die titelgebende Schwärze den Track am Schluss sowohl verbal wie musikalisch in einen Abgrund ewiger Dunkelheit stößt. Großartiger Abgang! So bleibt man nach dem Verklingen der letzten Noten etwas ratlos zurück und wünscht sich endlich mal ein komplett anregendes Werk von Diary Of Dreams ohne lästiges Füllmaterial.
2 Kommentare
Ja, diese Bands, denen man ständig ihr Potential anmerkt, aber es nie auf den Punkt bringen. Dafür haben Diary of Dreams wahrscheinlich auch einen eindeutig zu hohen Output. Kenntse eins, kenntse alle.
Diary of Dreams finde ich allerdings recht solide, da gibt es wesentlich peinlichere Combos.