laut.de-Kritik
Comeback mit neuem Sänger.
Review von Michael EdeleDrei Jahre ist es nun her, dass Drowning Pool ihr letztes Album "Desensitized" veröffentlicht haben. Dass Ryan McCombs bei Soil raus ist, ist nur unwesentlich kürzer her, und sein Einstieg bei Drowning Pool liegt nun doch auch schon zwei Jahre zurück. Bekanntermaßen haben Soil mit "True Self" deutlich schneller einen Nachfolger am Mikro und eine neue Scheibe präsentiert. Aber nun ist die Wartezeit mit "Full Circle" endlich vorbei.
Schon mit "Desensitized" wurden Stimmen laut, die die Hinwendung zu mehr Melodie und den Verlust der Härte im Gegensatz zum Debüt "Sinner" bemängelten. Wer da schon gestänkert hat, sollte von "Full Circle" lieber seine Finger lassen. Denn auch wenn der Titeltrack und das folgende "Enemy" mit fetten Riffs nicht sparen und ordentlich den Groove-Hammer schwingen, sind doch verstärkt melancholische Stücke auf dem Album, die wahrscheinlich nicht jedem Altfan munden werden, aber vielleicht eine etwas andere Zielgruppe ansprechen könnten.
Gemeint sind natürlich die alten Soil-Fans, die der charismatischen Stimme des kleinen Sängers mit Sicherheit nachtrauern, ohne damit die Leistung von A.J. Cavalier schmälern zu wollen. Allerdings sind Drowning Pool mittlerweile auch für alle Alice In Chains-Fans interessant, die nach dem Ableben von Layne Staley bislang genauso verzweifelt wie vergeblich nach einer Band und einem Sänger gesucht haben, die die Melancholie der Seattle-Truppe ebenfalls transportieren. Das lässt Ryan in "Shame" schon mal kurz anklingen, aber spätestens "Reborn" könnte von Alice In Chains stammen.
In dieser melancholischen Stimmung scheinen sich Drowning Pool 2007 ganz gut zu gefallen, denn Songs wie "Reason I'm Alive", "Paralyzed" und die tolle Ballade "37 Stitches" gehen deutlich in die selbe Richtung. Das klingt zwar durch die Bank gut und ist mit wirklich tiefgehenden Melodien gefüllt, aber dennoch vermisst man trotz Ryans hervorragendem Gesang etwas die alte Power der Band. So ganz ist die aber zum Glück doch nicht flöten gegangen und die Single "Soldiers" ein ordentlicher Genickbrecher.
Wer sich über den Text aufregt, hat einfach nicht verstanden, dass es der Band nur darum geht, die Menschen zu unterstützen, die auch oft gegen ihren Willen ihren meist harten Job erledigen. Das hat nichts mit Glorifizierung der US-Army zu tun. In Sachen Groove hat zwar "Duet" die Nase vorn, doch was Power und ordentlichen Drive angeht, sind da noch die kräftigen Rocker "Upside Down" und "Love X 2" im Spiel. Für die alten Soil-Fans steht mit "No More" noch ein Nummer im Programm, die schwer an "Black 7" von der "Scars"-Scheibe erinnert.
Zur abschließenden Coverversion von Billy Idols "Rebel Yell" mag man stehen wie man will (immerhin wurde das Ding schon geschätzte acht Mio. Mal gecovert), aber das Teil groovt wie Sau, und mit Ryans rauer Röhre lebt die Nummer richtig auf.
1 Kommentar
Ich weiss, alte DP-Fans werden mich lynchen... aber das neue Album ist um MEILEN besser als die alten. Das Dauer-Aggressive Gehämmere (abgesehen von einigen Ausnahmen, z.b. Love and War) wurde schnell eintönig. Jedes Lied für sich hat damals geburnt, aber im Kontext war zuwenig Abwechslung. Das ist diesmal anders. Sie zeigen sich diesmal auch von einer nachdenklichen-melancholischen Seite, und das ohne weich zu wirken. Das gefällt mir sehr.