laut.de-Kritik
Grandioses Konzert auf dem Höhepunkt des Erfolges.
Review von Ulf KubankeMai 2005: Esbjörn Svensson, Dan Berglund und Magnus Öström alias E.S.T. sind guter Dinge. Ihr taufrisches Album "Viaticum" mausert sich gerade zum großen Erfolg - zumindest für Jazz-Verhältnisse. Beim Konzert im Londoner Barbican Centre am 20. Mai sitzen Jazzpuristen neben Rock-, Pop- oder Klassikfans im Publikum. Feuilleton, Radio und TV haben die Schweden ohnehin längst ins Herz geschlossen. Beflügelt von dieser Woge spielen sie eine grandiose Tour, deren Höhepunkt nach geschlagenen 13 Jahren nun endlich das Licht der Welt erblickt.
"Live In London" ist ein Mitschnitt des kompletten Konzerts im Barbican Centre. Den Schwerpunkt bildet naturgemäß "Viaticum". Daneben spielen sie Stücke aus den Vorgängern "Seven Days Of Falling" oder "Strange Place For Snow". Entscheidend ist gleichwohl weniger, welche Tracks sie zum Besten geben, sondern vor allem, wie sie es tun.
So gut E.S.T. im Studio auch waren: Hier auf der Bühne präsentieren sie die ultimative Version und Vision ihrer Kunst. Neben reinster Ohrenfilmmusik lauert offensiver Metropolensound mit unruhig tickendem Puls und flüchtigen Großstadtmelodien. In letzteren Momenten erinnert besonders Svensson ein wenig an den quirligen Geist Oscar Petersons.
Nachteulen erfreuen sich an "Viaticum", einem Kleinod, das klingt, als habe das Trio die Nummer mit Chopin verfasst. "In The Tail Of Her Eye" gibt sich als entspannend angelegte Blues-Romanze. Zwischendurch inkarnieren E.S.T. immer wieder als Rockband. Sehr anschaulich mutieren sie in "Mingle In The Mincing-Machine" zum Powertrio mit einem großartigem E-Gitarren-Solo Berglunds in einem Meer von Pianoklängen. Allein, es ist ein modifizierter E-Bass, den man hier vernimmt. Effektiver kann man Soundmöglichkeiten kaum ausschöpfen.
Musikhistorisch handelt es sich hier zweifellos um einen der besten E.S.T.-Gigs. In gewisser Weise lässt "Live In London" sogar das zwei Jahre später aufgenommene, vielfach preisgekrönte "Live In Hamburg" hinter sich. Diese England-Show fängt ihren absoluten Augenblick ein. Leider nimmt das Märchen kein gutes Ende. Esbjörn Svensson verstarb nur drei Jahre später bei einem tragischen Tauchunfall.
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