laut.de-Kritik

Der König von Deutschland muss in die Opposition.

Review von

Eko Fresh stellt sich, nur knapp anderthalb Jahre nach "Freezy", mit seinem Jubiläumsalbum zur Wiederwahl. Die Platte sei "eine riesengroße Party", betonte Eko im Zuge der Promo abermals. Es hätte so schön werden können. Hätte, hätte, Feature-Kette.

Als ich – als bekennender Eko-Hörer seit den Anfangstagen des jungen Herrn Fresh – dieses Feature-Gangbang auf der Tracklist sah, drehte sich mir schon das erste Mal der Magen um. Satte 30! Kollabo-Partner versammelt – oder besser versemmelt – Eko auf 18 Songs. Puh!

Was man ihm an dieser Stelle lassen muss: Wohl fast keiner der deutschen Hip Hop-Künstler schafft es, das Who's Who aus dem Business zu verpflichten. So geben sich unter anderem Kollegah & Farid Bang, Bushido, Massiv, MoTrip, Frauenarzt oder auch Sido die Ehre. Die Qualität fast aller Zusammenarbeiten ist jedoch zweifelsohne ausbaufähig. Zumal Eko mit zwei seiner Kumpanen auf die krude Idee kommt, einige Oldtimer-Hits aus der Garage zu fahren, sie nur einmal kurz durch die Waschstraße zu schieben und wie neu glänzen zu lassen.

Erstes Beispiel: Ferris MC, der sich wohl ein letztes Mal als Rapper versuchen darf, und seinen Hit "Zur Erinnerung" mit Eko als "Reloaded" verkauft. Das missglückt total, denn Ferris' düstere Brachialstimme, die "Zur Erinnerung“ seinerzeit authentisch machte, verkommt in der Hook zu einer völlig harmlosen, ja fast schon liebenswürdigen Darbietung. Als wäre das noch nicht schlimm genug, säuselt Ferris nach jeder Hook mehrmals "Woohoo" oder "Yeah Yeah" ins Mikrofon. Auch Eko schafft es nicht ansatzweise, die Stimmung der damaligen Hommage an einen verstorbenen Freund Ferris MCs rüberzubringen. Stattdessen Zeilen wie: "Wir wuchsen auf, selbe Stadt, selbe Merkes, zwischen Mahmoud, Helmuts und den Sergejs."

"Gheddo Finale" mit Bushido – was habe ich mich auf die Neuauflage dieses Deutschrap-Klassikers gefreut. Ich verstehe ja die inhaltliche Intention dahinter, wie Eko und Bushido nun eher aus der Vogelperspektive auf das "Gheddo" blicken. Die beiden entwickelten sich ja mit der Zeit auch weiter. Jungs: Dann aber bitte auch den Text weiterentwickeln und sich nicht auf den legendären Zeilen von damals ausruhen. "Junge, denn ich leb' im Gheddo – im Gheddo wo wir alle sind". Das Ganze wiederholt sich noch einige Male und so verpufft das "Grande Finale" sang- und klanglos.

Mehr als einfallslos gerät auch der Refrain des Posse-Tracks "Kein Limit“. "Moruk sag cüüüs, wir haben kein Limit, Kahba sag cüüüs, wir haben kein Limit". Olexesh, DCVDNS, Massiv, Sierra Kidd und Fiend spitten neben Eko obendrein auf einem viel zu hektischen und vollgeladenen Instrumental.

Generell wirkt bei Eko vieles konstruiert und äußerst vorhersehbar. Im Song "Bordstein Westfalen“ zum Beispiel steigt er mit folgender Zeile ein: "Willkommen in NRW, hier ticken die Uhren noch anders..." Na, was reimt sich wohl darauf? Richtig: "hier ficken die Huren noch anders". Das Attribut fresh in seinem Namen, das ihn immer ausgezeichnet hat, muss ihm auf dem Weg zum König von Deutschland irgendwo unterwegs abhanden gekommen sein.

Songs ohne Tiefgang ("Moment") stehen neben Songs, die möglichst Hits werden sollen ("Scheiss Egal"). Außer seiner Herkunft oder der schon Jahre andauernden Selbstverherrlichung fallen ihm dabei aber kaum noch neue Geschichten ein. Zudem schießt Herr Bora sich darüber hinaus das ein oder andere Mal selbst ins Bein: "Eko Fresh ist wieder da, scheiße neh?" ("Taco Bell").

Bleibt noch die Frage, was wir von den fünf verbliebenen Solotracks erwarten können. Mit Master P zollt Eko selbigem No-Limit-Veteranen auf einem Trap-Beat Respekt. Dabei stößt er im Refrain immer wieder ein lautes "Öhhhhh" aus. Was beim Altmeister aus den USA authentisch wirkt, klingt bei Eko gekünstelt.

Eine schöne Idee setzt Eko dann allerdings mal auf "Der Beste" um: drei Parts, drei unterschiedliche Herangehensweisen. Wird in Strophe eins noch relativ normal gerappt, wird in der zweiten buchstabiert, was das Zeug hält, während er in Strophe drei dann rückwärts rappt. Das klingt zwar eher türkisch, dennoch geht der Track als einer der wenigen innovativen Lichtblicke der Platte ins Ziel. Ebenso "Mach Ma Keine Filme", ein Song ausschließlich mit Schauspielern.

Dass Eko ein begnadeter MC ist, steht außer Frage. Dass er schon genau so lang auf Identitätssuche ist, leider auch. Auf "König von Deutschland“ versucht er einmal mehr, jeden zufrieden zu stellen: Oldschool, Ghetto-Rap, Trap. Ekos Wahlprogramm ist jedoch aufgrund der vielen Partner zu üppig geraten und inhaltlich zu dünn, um ihm einen Platz an der Spitze der Regierung zu bescheren. Der König von Deutschland muss in der Opposition Platz nehmen.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. König
  3. 3. Immer Noch Der Gleiche
  4. 4. Zur Erinnerung Reloaded feat. Ferris MC
  5. 5. Der Beste
  6. 6. Gheddo Finale feat. Bushido
  7. 7. Komm In Meine Hood Rein feat. Hasan K. & Gringo44
  8. 8. Bordstein Westfalen feat. Kollegah, Farid Bang & Deemah
  9. 9. Master P
  10. 10. Almanis feat. Khalid Bounouar
  11. 11. Life Goes On feat. Nedim Hazar
  12. 12. Scheiß Egal feat. Culcha Candela
  13. 13. Moment feat. Samy
  14. 14. Taco Bell feat. Frauenarzt & Silkk The Shocker
  15. 15. Kein Limit feat. Fiend, Olexesh, Massiv, Sierra Kid & DCVDNS
  16. 16. Was Ist Mit Der Welt Passiert feat. MoTrip & Sebastian Krumbiegel
  17. 17. Mach Ma Keine Filme feat. Kida Khodr Ramadan, Frederick Lau, Sido, Elyas M'Barek, Veysel & Sami Nasser
  18. 18. Radio feat. 257ers

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"Du denkst, du flowst jetzt wie Mos Def, dein Homes scratcht wie Tony Touch / Wieso gründet ihr nicht eine Crew mit Namen 'Toys R Us'? / Ich bin verhasst.

10 Kommentare mit 9 Antworten

  • Vor 7 Jahren

    War klar, Eko kann zwar so ziemlich alles, was ein Rapper draufhaben muss, aber gute Musik kommt halt nicht bei rum.

    Er hat halt schlicht nix zu sagen und der Rest von Beats, über Texte und Features ist halt komplett 08/15 und bleibt nicht hängen.

  • Vor 7 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.

  • Vor 7 Jahren

    Erwartbarer Niedergang eines Identitätslosen.

    Wir haben die letzte Zeit wieder viel geschrieben über seine Rap-Karriere. Vielleicht schreib ich auch mal ein Buch darüber..

    Es ist doch einfach so, dass er mittlerweile zwanghaft versucht es allen recht zu machen und den Durchblick schon lange verloren hat. Rapmäßig macht ihm keiner etwas vor, doch denke ich auch dass er diese ganzen Comedy- und Klatschpop-Einlagen samt dubioser Gästelisten tatsächlich super gut findet und seine Oldschoolschienen nur noch als Fanbonus durchbringt. Ich brauche nur Culcha candela und Co zu lesen, ein treudoofes Gipfeltreffen der Kitschfürsten Motrip, Krumbiegel, Eko etc

    Sicher wird auf diesem Album auch der ein oder andere gelungene Track zu finden sein, mit dem man viel Freude im ansonstigen Einheitsbrei haben kann (wie in letzter Zeit zu häufig bei Deutschrap-Releases..dann lieber gleich EPs), doch ist die ganze Art wie er sich präsentiert zu halbseiden

    Und das dumme ist: Ich wüsste jetzt nichtmal wie ein für mich rundum gelungenes Eko-Album 2017 klingen sollte

    • Vor 7 Jahren

      Hätte nach Eksodus entweder Schluss machen sollen oder den Stil konsequent weiterfahren. Hatte bei dem Album - um mal beim Thema Identitätssuche zu bleiben - zum ersten und bisher letzten Mal das Gefühl, dass er seinen künstlerischen Hafen gefunden hat. Für mich nach wie vor DAS Deutschrapalbum der 10er.
      Verglichen damit ist KvD ne Beleidigung für sein eigenes Talent.

    • Vor 7 Jahren

      Vor allem hat er darauf noch Trap-Artists gedisst und jetzt ist er selbst Trittbrettfahrer...

    • Vor 7 Jahren

      Hört doch bitte endlich auf mit diesem Eko. Der Junge ist einer der schlechtesten Künstler der Republik, gemessen am Output. Dennoch wird bei nahezu jedem Release darauf gehofft, dass er auf magische Weise wieder von den Toten aufersteht und es allen zeigt mit seinen r4p sk1llz von 2001.

    • Vor 7 Jahren

      Hmm. 2001-Eko macht halt alle anderen Ekos der 00er und der 10er Jahre PLATT. Sprich, Eko kann nur verlieren.