laut.de-Kritik
Spacig-surreales Konzeptalbum für Evergrey- oder Kamelot-Fans.
Review von Michael EdeleGroßkonzepte, sowohl in der Storyline, vor allem aber, was die Besetzung betrifft, sind im Metal nichts wirklich Außergewöhnliches mehr. Ayreon, Avantasia, Aina ... die Liste wird mit der Zeit immer länger. Nun hat sich auch noch ein Projekt namens Epysode hinzu gesellt.
Obwohl Hauptinitiator Samuel Arkan mit seiner Band Virus IV bislang keine große Aufmerksamkeit erregte und auch nicht mit den ganz großen Namen im Business glänzt, so ist "Obsessions" doch mehr als nur hörenswert. Ganz wie Meister Arjen Lucassen mit seinem Ayreon-Scheiben, setzt auch Samuel auf eine leicht fantastische Konzeptstory um einen jungen Profiler, der nach und nach in spacig-surreale Begebenheiten hinein gezogen wird. Das gerät mitunter ein wenig verworren - aber seis drum.
Musikalisch bleibt die Scheibe jedenfalls über jeden Zweifel erhaben, und das sowohl im Blick auf die Technik, als auch - und das ist wohl das Wichtigste - in Sachen Songwriting. Alles klingt flüssig und organisch, die Musik scheint sich nie einer Story unterzuordnen. Beide Komponenten ergänzen sich viel mehr gegenseitig. So, wie man das von einem echten Konzeptalbum eben erwartet und von alten Hasen wie Arjen Lucassen und Tobi Sammet mittlerweile gewohnt ist.
Samuel gilt auf dem Gebiet zwar als relativer Frischling, bringt seine Gastmusiker aber bestens unter einen Hut. Die Rhythmussektion besteht aus den (Ex-)Pain Of Salvation-Mitgliedern Leo Margarit und Kristoffer Gildenlöw. An Gitarre und Keys gehen ihm die bislang ebenfalls eher unbekannten Christophe Godin und Julien Spreutels zur Hand.
In dieser Besetzung gibt es nun für alle Fans von Bands wie Evergrey, Kamelot oder auch Symphony X die ideale Ergänzungskost. Die Damen Liselotte Hegt und Magali Luyten (Beautiful Sin) gehören zwar noch nicht zu den Bekanntesten ihrer Zunft, und auch Kelly Carpenter (Ex- Beyond Twilight), Oddleif Stensland (Communic), Rick Altzi (At Vance, Thunderstone) sangen bislang eher in der zweiten Reihe. Doch was dieses Konsortium auf "Obsessions" bietet, ist wirklich erstklassig.
Der Stimmungsaufbau mit dem Intro "File 41807" über das balladeske "Silences Of Dawn (Poetry)" bis hin zum mitreißenden "First Blood" erweist sich jedenfalls als mehr als gelungen. Stellenweise meint man beinahe, einen Sangesgott wie Devon Graves/Buddy Lackey (Psychotic Waltz, Ex-Deadsoul Tribe) heraus zu hören. Wer das nun genau ist, kann ich ohne Booklet kaum bestimmen. Das spielt aber letztendlich keine große Rolle, jedenfalls macht der Mann auch den Titeltrack zu einem echten Erlebnis.
Das balladeske "Gemini Syndrom" verliert zum ersten Mal ein wenig an Spannung, fügt sich aber in das geschichtliche Konzept durchaus sinnvoll ein. Die größten Melodien verstecken der Belgier und sein Gefolge aber zweifellos in den härteren Nummern. Hört euch nur das tolle "The Other Side" an, in dem auch Mr. Gildenlöw ein wenig slappen darf!
Zwar gerät es abschließend mit dem Kinderchor in "Last Sunset" auch ein wenig kitschig, ansonsten hat sich das Album aber nichts vorzuwerfen. Wer also mit den oben genannten Bands glücklich ist, wird auch an Epysode Gefallen finden. Ein Ohr sollte man auf jeden Fall riskieren.
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