laut.de-Kritik
Neustart nach einer jahrelangen Odyssee.
Review von Dominik LippeNiemand soll die lange Pause bemerken. Eunique eröffnet ihr zweites Album unvermittelt mitten im Satz einer privaten Erzählung. Ganz so, als habe sie sich nur kurz räuspern oder einen Schluck trinken müssen, statt vier Jahre seit "Gift" ins Land ziehen zu lassen. Dann beginnt sie ihren ersten Rap-Part und ihr immer etwas nebulöser Kampf gegen vertragliche Verpflichtungen löst sich in Wohlgefallen auf. Das "Intro (Maßstab)" dominiert sie trotz des potenten Instrumentals nach Belieben: "Ich bin gekommen, hab' gesehen und genommen, was gewonnen und die Hälfte verloren."
Über die genauen Hintergründe ihrer jahrelangen Odyssee hüllt sie sich aber weitgehend in Schweigen. "Free Eunique, ich bin schriftlich frei", verkündet sie erst in der zweiten Albumhälfte auf "Wieso?". Doch sie bleibt im Vagen und entlässt ihre Zuhörerinnen und Zuhörer überwiegend ratlos aus dem Song: "Das ist das erste und ich hoffe auch das letzte Mal, dass ich erklären muss, was passiert ist oder wie es war." Kaum hat sich die Rapperin von ihrem belastenden Umfeld befreit, schon taucht 18 Karat an ihrer Seite auf, um über Verrat und "Dunkelheit durch Straßenpolitik" zu tönen.
Der noch immer in Untersuchungshaft verharrende Dortmunder bildet aber das einzige Manko von "Kugeln Im Lauf". "Bin am machen, nie am reden. Rappe für mein Überleben", erklärt sie zupackend und zuversichtlich zum dazu passenden Instrumental von Nouh Beats: "Im Heute gibt es keinen Platz für Shit von gestern." Eunique zeigt sich leistungsbereit, weiß in "Vendetta" zugleich aber auch, dass sich Leistung eben nicht immer lohnt: "Viele Schwestern sind broke, ich weiß. Ihr gebt Blut, Schweiß und Tränen und das oftmals zum halben Preis." Dennoch gilt freilich: "Aber Aufgeben ist nicht, never."
Nach dem kraftvollen Vorspiel legt Eunique mit dem fürchterlichen "Alles (Für Dich)" den musikalischen Rückwärtsgang ein. Emage, Maze und Omar Duro greifen auf den Platin-Hit "Stereo Love" von Edward Maya und Vika Jigulina zurück, blähen es auf Großraumdisko-Format auf und lassen die Hamburgerin dazu über ihre emotionale Abhängigkeit zu einem Boy singen, der das "Fast Life" bevorzugt. "Mein Geschmack für Männer: explosiv", informiert die eben noch eigenständige Rapperin ihr Publikum auch in "Gangster" über die Familientradition, sich mit zwielichtigen Männern einzulassen.
Die Schwelle zur Selbstparodie überschreitet "Gangster", wenn sie zum pathetischen Gesang ansetzt: "Ich darf ihn nicht verlieren. Doch die Kripos haben uns lang' observiert. Der Staat will unsere Liebe blockieren." Abgesehen vom flachsinnigen Inhalt vergreift sich Eunique auch im Autotone-Ton. Vor allem in "Hi(gh)" überstrapaziert sie den Effekt auf dem Weg zum melodischen Gipfel. Ihre Leidenschaft für gefährliche Bad Boys weicht in "Du Fehlst Mir" plötzlich der Erkenntnis, manipuliert zu werden. Zugleich mutiert sie jedoch zur Romantikerin an karibischen Stränden.
Auch "Mood For Ever" oder "Wichtig" verlieren sich im zu Tode gehörten Palmen-aus-Plastik-Sound. Und wenn sie sich musikalisch dem Massengeschmack widmet, wendet sie sich zugleich inhaltlich dem Mainstream zu. "Sag mir, Baby, bin ich ich dir noch wichtig?", fragt sie mit an Unterwürfigkeit grenzender Häufigkeit. Dabei steht es ihr deutlich besser zu Gesicht, sich im abgründigen Doppel "What It Do" mit Dadou selbst zu feiern oder in "Wer" als "Königin der Nacht" zu inszenieren. So schöpft sie ihr eindrucksvoll in "Intro (Maßstab)" zur Schau gestelltes Potenzial nur vereinzelt aus.
7 Kommentare mit 3 Antworten
Gott, die vorgestellten Lyrics-Beispiele sind wirklich anders grausam. Galt die nicht mal als eine sich positiv vom D-Rap Mainstream abhebende Künstlerin mit feministischem Anspruch? Das hier klingt nach Modus-Mio-Futter der übelsten Sorte. Aber Jenny-Cheyenne, die für den kleinkriminellen Luca mit seinen baba Locken schwärmt, der ihr aber keinerlei Beachtung schenkt, kann sich hier sicher wiederfinden.
Die vorgestellten Lyrics klingen nach ganz üblem Schmutz. Von oben nach unten und wieder zurück, der harte Struggle im täglichen Leben, die Cops versuchen einen zu ficken ... immer die gleiche Leier.
Und dann noch ein Track mit diesem Abschaumtypen 18Karat. Wenn Eunique wirklich mal vielversprechend war dann hat sie das mit dieser Platte das Klo runtergespült.
Mal ganz indiskret (ich weiß, dass man(n) das eine Lady nicht fragt): Trägt sie Rucksack?
Zur Musik kann ich nichts sagen. Aber sie war bei 4 Blocks sogar noch schlechter und cringiger als Massiv.
Hier sind doch einige hochgebildete Herren unterwegs. Kann uns jemand das Phänomen, an zwielichtige Männer zu geraten, erklären, dem auch diese Rapperin nach eigenem Bekunden immer wieder erliegt?
Conjuration increased to 100
Also 30s reingehört: Text ÜBERCRINGE, wer hört solchen Müll?
Müll? Sehe es schon auf einem Level mit dem neuen Nas Album