laut.de-Kritik
Chad Kroeger-Gedenkperücke statt Disturbed-Zunder.
Review von Kai ButterweckNachdem Bassist John Moyer (Adrenaline Mob) und Sänger David Draiman (Device) bereits mit qualitativ hochwertigen Disturbed-Pausenfüllern aufwarten konnten, geben sich mit Dan Donegan und Mike Wengren nun auch die beiden noch verbliebenen Hiatus-Geschädigten die Ehre.
Gemeinsam mit Evans Blue-Shouter Dan Chandler und den beiden Background-Charakteren Jeremy Jayson (Gitarre) und Sean Corcoran wandeln die zwei Hauptverantwortlichen dabei auf Alternative-Rock-Pfaden - auch wenn das oberpeinliche Coverartwork eher an Starkstrom-Zeiten erinnert, in denen die heutigen Heroen des Genres noch im Buddelkasten spielten.
Während das Quintett den mit den Jahren recht holprig gewordenen Weg entlang schlendert, stehen Bands wie 3 Doors Down, Creed und Three Days Grace am Rande Spalier. Sorgen machen müssen sich die Herren Brad Arnold, Scott Stapp und Co. allerdings nicht. Denn die insgesamt zwölf Songs auf dem Debüt der Fight Or Flight-Belegschaft kratzen nur selten am platinveredelten Fundament der Branche.
Zwar lassen sich gängige Laut-leise-Produktionen wie "Emphatic", "Eraser" oder "If It Hurts" durchaus gut an, doch irgendwie will der Funke nicht überspringen. Auch der Versuch, mit unorthodoxen Rhythmusspielereien ("If It Hurts", "The Average") und gelegentlichen Core-Ausbrüchen von Chandler ("First Of The Last") für zusätzliche Reibung zu sorgen, hinterlässt kaum Eindruck.
Letztlich führt der Frust über die eigenen Unzulänglichkeiten gar dazu, dass sich die Band mit Chad Kroeger-Gedenkperücken verunstaltet und ihren kitschigen Gefühlen am lodernden Lagerfeuer freien Lauf lässt ("Leaving", "Shine").
So bleibt am Ende nur die Erkenntnis, dass es nicht jedes Disturbed-Mitglied vermag, in freier Wildbahn so ganz ohne Homeband-Schutzschild ein langlebiges Zeichen zu setzen. Der Bandname beschreibt im Übrigen das Gefühl, das einen beschleicht, wenn man in die Ecke gedrängt wird. Kampf? Oder Flucht? Ich empfehle den Gang zurück, denn im Vergleich zu den Debüt-Werken ihrer Kollegen Moyer und Draiman, zieht der Donegan/Wengren-Erstling definitiv den Kürzeren.
1 Kommentar
wofür gabs den zweiten punkt?